Open-Airs in München:Grünes Licht für Tollwood und Kultursommer

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Klub im Freien: DJ Nadjia eröffnet "Resls Kollektivgarten". (Foto: Catherina Hess)

Die Vorfreude steigt: Das beliebte Tollwood-Festival kann im Juli und August ebenso stattfinden wie der Kultursommer in der Stadt. Schon jetzt kann man auf der Theresienwiese Musik genießen.

Von Michael Zirnstein, München

Kaum einer hat's gemerkt: Der "Kultursommer in der Stadt" ist gestartet. Es ist gar nicht schlimm, dass es ruhiger losging, denn einige Anwohner waren bereits aufgeschreckt, weil es "Techno auf der Theresienwiese" geben sollte. Als es aber am Sonntag unter der Bavaria losging in "Resls Kollektivgarten" des seit gut einem Jahr geschlossenen Elektro-Klubs Harry Klein, hörten die ersten Gäste auf Bierbänken unter großen Schirmen sommerlich entspannte Lounge-Klänge vom DJ-Pult, und abends eine feine Elektro-Jazz-Band. Keine entgleiste Feierei, sondern betreutes Abhängen.

Was dagegen am gestrigen Mittwoch aus dem Stadtrat nach außen drang, war ein Paukenschlag und eine Fanfare der Freude zugleich. 930 000 Euro gab das Plenum frei für den "Kultursommer in der Stadt". Das Verdienst gebührt dem Kulturreferat, dessen Leiter Anton Biebl verkündete: "Der Sommer hat begonnen, die Menschen wollen draußen sein, und sie haben wieder Lust auf Kunst und Kultur." Für die zweite Corona-Saison hat er nicht nur, wie versprochen, 200 000 Euro aus seinem klammen Etat zusammengekratzt, er warb zudem 730 000 Euro von außerhalb ein: 380 000 Euro von der Bundeskulturstiftung, wie im Vorjahr eine 300 000- Euro-Spende eines ungenannten Unternehmens und 50 000 Euro von der Jazz-Stiftung München.

Konzerte in der Südkurve des Olympiastadions

Mit der lange erwarteten Freigabe des Geldes können nun alle Veranstalter, die schon seit Wochen planen und vorbereiten, endlich richtig loslegen. Die Anträge auf Unterstützung hatte der Verband der Münchner Kulturveranstalter (VdMK) gesammelt und dem Kulturreferat zur Entscheidung überreicht. Das Freiluft-Allerlei wird ähnlich übers Stadtgebiet gestreut wie voriges Jahr. Aber obwohl der mit seinem Umzug beschäftigte Gasteig keine Bühne anbieten kann, wird alles sogar noch bunter und größer. Das Programm steht in Kürze auf kultursommerinderstadt.de.

Mit 50 000 Euro soll der Theatron-Musiksommer unterstützt werden. (Foto: Stephan Rumpf)

Die mächtigste Spielstätte steht im Olympiastadion. In der Südkurve organisieren wie 2020 Christian Kiesler und Danny Kufner die solidarische Bühne der Münchner Veranstalter. Noch dürfen sie nichts verraten, sie können die Verträge eben erst jetzt fix machen. Aber so viel: Von 23. Juli bis 22. August gibt es hier Konzerte "im sehr weitgefassten Feld der Popkultur" sowie etwas Klassik. Diesmal nicht alles gratis, aber "zu moderaten Preisen", die direkt an die Künstler fließen, auch an nationale Größen wie die aktuelle deutsche Jazz-Preisträgerin Aki Takase. Drei Tage lang wird der "Theatron Musiksommer" im Olympiastadion unterschlüpfen mit einigen Lokalhelden, weil die eigene Seebühne zu eng für ein monatelanges Festival ist. Im Stadion ist für 2000 Gäste bestuhlt, aber selbst nach dem aktuellen Söder-Erlass dürfen hier bis dato nur 500 hinein.

In der ganzen Stadt gibt es weitere Open-Air-Spielstätten, etwa von 9. Juli bis 12. September beim "Sommer im Hof" des Stadtmuseums. Hier sollen das "Kuckuck"-Festival die Allerkleinsten zwischen null und fünf Jahren und Konzerte Klassik-, Reggae-, Folk-, Elektro- und Volksmusik-Fans erfreuen. Im August zeigt das Filmmuseum hier Stummfilme mit Livemusik.

Tollwood findet statt - aber ohne Zelte

Auch das Deutsche Theater mischt nach langer Schließung wieder mit - mit einem feinen Potpourri von Gil Ofarim bis zum Janosch-Kindertheater für 150 Gäste im Innenhof sowie im Saal mit der Reihe "Musical Salon". Die Pasinger Fabrik zieht für sein zweimonatiges "Sommerfrische"-Festival in den Park des Ebenböckhauses. Und auch die Volkshochschule verlegt einen Teil ihres Sommerprogramms nach draußen auf Stadtführungen und Fahrradtouren.

Auf der Theresienwiese macht sich von 31. Juli bis 15. August wieder der Vorjahres-Publikumsliebling "Kunst im Quadrat" breit mit seiner Wundertüte voller Performances, Tanztee, Mitmach-Shows wie Bingo, Kunst-Workshops und Konzerten; bis dahin nutzt das Harry Klein das Kulturgehege für sein eher junges Publikum, das Anton Biebl besonders am Herzen liegt: "Es braucht Orte, an denen es willkommen ist, feiern kann und an dem sein Kulturverständnis im Vordergrund steht."

Frohe Kunde kommt auch von Tollwood: "Es wird klein, bunt und sicher." Immerhin, es findet statt, wenn auch komplett open air, also ohne Zelte. Von 1. Juli bis 22. August gibt es im Olympiapark-Süd Skulpturen von HA Schult, Walk-Acts, Live-Musik, Kunsthandwerk, Bio-Imbiss und Klima-Aktivismus unter dem Motto: "Ich will, weil ich kann, was ich muss."

© SZ vom 24.06.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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