Organisierte Kriminalität in München:Senior fällt zum zweiten Mal auf Telefonbetrüger herein

Lesezeit: 2 min

Ein Anrufer hatte sich als Staatsanwalt ausgegeben. (Foto: Julian Stratenschulte/dpa)

Sie geben sich als Polizeibeamte oder Staatsanwälte aus und werden immer raffinierter. Die Polizei rät: Sofort auflegen!

Von Joachim Mölter

Die Telefonbetrüger werden immer raffinierter - und gleichzeitig skrupelloser. Gerade suchten sie zum zweiten Mal einen 81 Jahre alten Mann aus Aubing heim, dem sie im vorigen August bereits rund eine halbe Million Euro abgezockt hatten. Als angebliche Polizeibeamte hatten sie ihn damals dazu gebracht, das Geld auf ein Konto ins Ausland zu überweisen. In diesen Tagen meldete sich die Bande erneut bei dem Senior - und erbeutete weitere 35 000 Euro.

Wie die Polizei am Donnerstag berichtetet, hatte sich ein Anrufer als Staatsanwalt ausgegeben und dem 81-Jährigen in Aussicht gestellt, dass er sein Geld zurückbekommen könnte - er müsse aber Steuern dafür bezahlen. Der alte Mann überwies daraufhin rund 20 000 Euro auf ein Konto, das ihm der Täter nannte. Der verlangte anschließend noch eine Abwicklungsgebühr, woraufhin der Aubinger abermals einen fünfstelligen Betrag überwies. Einige Tage später rief der Täter wieder an und forderte weitere Gebühren, diesmal gab er sich mit 5000 Euro zufrieden. Erneut überwies der 81-Jährige das Geld.

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Erst durch einen Hinweis aus dem Landeskriminalamt Berlin, das den Betrügern offensichtlich auf der Spur ist, wurden die Münchner Beamten auf den Fall aufmerksam. Am Mittwoch fuhren sie bei dem Geschädigten vorbei und unterbanden weitere Zahlungen.

Die organisierten und meistens aus regelrechten Callcentern heraus operierenden Betrüger profitieren nicht nur von der Gutgläubigkeit ihrer Opfer, sondern auch von immer neuen Methoden. Über die gängigsten will das bayerische Innenministerium in einer landesweiten Präventionswoche aufklären; in diesem Rahmen informierte in diesen Tagen auch die Münchner Polizei. Am Donnerstag lud sie Passanten an der Münchner Freiheit auf einen Kaffee ein, um sie zu informieren. In der nahen Leopold-Apotheke brachten Polizeipräsident Thomas Hampel und Kommunalreferentin Kristina Frank (in ihrer Funktion als Vorsitzende des Münchner Sicherheitsforums) Taschentuchboxen mit Warnhinweisen vorbei, die vor allem an ältere Kundschaft ausgegeben werden sollen.

Die Kernaussage: niemals Geld oder Wertgegenstände herausgeben! Sobald danach am Telefon gefragt wird: auflegen!

Die Methoden, mit denen die Täter ihre Opfer überrumpeln, ändern sich immer wieder, wie die Münchner Polizei anhand eines Falles schilderte, der sich erst am Mittwoch im Stadtviertel Am Hart ereignete. Da wurde eine Frau jenseits der 70 gegen 9.30 Uhr von einem angeblichen Bankmitarbeiter angerufen, der berichtete, dass von ihrem Konto Geld an ein Reisebüro überwiesen worden sei; er vermute einen Betrug und werde die Polizei verständigen. Wenig später kontaktierte ein angeblicher Polizist die Seniorin und bestätigte, dass es sich um eine gängige Betrugsmasche handele.

In der Folge telefonierten die Täter mehrmals abwechselnd mit der Frau und gaukelten ihr vor, den angeblichen Betrügern eine Falle stellen zu wollen - dazu solle die Seniorin Geld als Lockmittel vor ihrer Haustüre deponieren. Sie legte daraufhin knapp 10 000 Euro bereit. Etwas später wurde sie informiert, dass die Falle nicht zugeschnappt habe, und gefragt, ob sie weiteres Geld zur Verfügung habe. Erst da wurde die Frau misstrauisch. Die erste Summe war aber schon weg.

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