Studentenstadt:"Es wird eine Nachverdichtung geben"

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Im sogenannten Roten Haus mit der Nummer 13 hat es im Februar 2021 gebrannt. Seitdem steht das Haus mit rund 180 Wohnplätzen leer. Nun soll es saniert werden. (Foto: Florian Peljak)

In der Studentenstadt könnten Tausende neue Wohnplätze entstehen - theoretisch. Zuerst müssen aber viele Gebäude aufwendig saniert werden. Und schon dafür fehlt das Geld.

Von Katharina Haase

Es gibt einen Moment an diesem Abend, an dem die Stimmung in dem Saal an der Willi-Graf-Straße zu kippen droht. Mehrmals wird Alexander Uehlein, Leiter für studentisches Wohnen des Studierendenwerks, aus den Reihen der rund 60 anwesenden Studierenden aufgefordert, sich zu der geplanten teilweisen Abschaffung der Selbstverwaltung in den Münchner Wohnheimen zu äußern. Schließlich sagt er: "Schauen Sie mal, was gerade in anderen Ländern an Demokratie verloren geht. Und dann überlegen Sie, ob ihre Maßstäbe hier angebracht sind." Was folgt, sind Buhrufe.

Die Anspannung ist spürbar an diesem Donnerstagabend, an dem es, organisiert von den Jusos München, eigentlich um die Zukunft der Studentenstadt gehen soll. Gemeinsam mit Uehlein, Christoph Jarisch von der Bayernheim und SPD-Stadtratsmitglied Lars Mentrup wollen die Studierenden diskutieren, warum eine dringend notwendige Nachverdichtung in den aktuellen Sanierungsplänen nicht vorgesehen ist. In München stehen rund 9000 Menschen auf der Warteliste für einen Wohnheimplatz, Bedarf steigend.

Johann-Tariq Schlingensiepen, Architekt und selbst jahrelanger Stusta-Bewohner, hat im Rahmen seiner Masterarbeit einen Nachverdichtungsplan ausgearbeitet, der eine Kapazität von insgesamt 4500 Wohnplätzen vorsieht. Andere Berechnungen, auch unter Einbezug noch unbebauter Flächen, kommen sogar auf bis zu 7000 Plätze. Aktuell geplant ist jedoch nur die Sanierung von Bestandsplätzen. "Warum warten und zweimal Geld ausgeben?", fragt deshalb Anabel Kauer vom studentischen Arbeitskreis Wohnen.

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"Es wird eine Nachverdichtung geben", verspricht Alexander Uehlein. Jedoch gehe es zunächst darum, den akuten Leerstand schnell zu beheben. Zudem müsse auch die städtebauliche Planung beachtet werden, über die das Stuwerk sich nicht hinwegsetzen könne. Christoph Jarisch betont zudem den nötigen Planungsvorlauf: "Man kann nicht einfach mal schnell irgendwo zwei Stockwerke drauf bauen."

Die Studentenstadt habe das Potenzial "ein toller Standort für junges Wohnen - nicht nur für Studierende - zu werden", sagt Lars Mentrup. Das Stuwerk habe er dahingehend immer proaktiv und engagiert erlebt. Das Problem sieht Mentrup eher bei der Finanzierung. Die jahrelange Fehlplanung der Staatsregierung sei "ein Skandal".

Tatsächlich dürfte vor allem das Geld fehlen. Rund 3000 Wohnheimplätze seien seit 2017 verloren gegangen, rechnet ein Student aus dem AK Wohnen vor. Um diese wiederherzustellen, bedürfte es rund 400 Millionen Euro allein in München. Beschlossen hat die Staatsregierung Anfang des Jahres eine Summe von 330 Millionen Euro bis Ende 2025 - für ganz Bayern.

Auch Uehlein sieht, trotz allen Vorankommens, die Probleme weiter wachsen: "Keines der Häuser wird in zehn Jahren noch sanierungsfrei bewohnbar sein." Es sei eine enorme Schere zwischen Bedarf und Planung. Er bedanke sich jedoch bei den Studierenden, die mit ihrem starken Auftreten die öffentliche Wahrnehmung schärften.

Obwohl die Diskussion ohne festes Zugeständnis endet, findet Lars Mentrup am Ende aufmunternde Worte für die Studierenden. "Ohne euch würde noch weniger vorangehen. Ihr habt auch ein bisschen Macht in diesem Land." Statt Buhrufen brandet an dieser Stelle Applaus auf.

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