Leerstand in der Studentenstadt:Lernen aus dem Desaster

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Mehr als 1200 Apartments für Studierende werden über Jahre leer stehen. Verantwortlich dafür sind Studentenwerk und Staatsregierung. Landtag und Stadt müssen aktiver werden.

Kommentar von Bernd Kastner

Schreckliches ist passiert vor eineinhalb Jahren in der Studentenstadt, der Stusta. In Folge eines Brandes starb eine Bewohnerin, noch laufen die Ermittlungen zu Ursache und Verantwortung. Zugleich kommt einem eine Frage in den Sinn: Ist es womöglich nur dem Glück zu verdanken, dass nicht noch mehr passiert ist? Auf diese Gedanken bringen einen interne Unterlagen des Studentenwerks, in denen Fachleute teils erhebliche Mängel beim Brandschutz beschreiben, und das in mehreren Wohnheimen.

Inzwischen ist diese Gefahr in den beiden größten Stusta-Häusern gebannt. Ganz einfach deshalb, weil das Studentenwerk sie leergezogen hat, um sie gründlich zu sanieren. Wenn das Studentenwerk betont, dass die Sicherheit immer an erster Stelle stehe, man den Brandschutz laufend untersuche und nie eine "erhebliche Gefahr" bestanden habe, dann soll das beruhigen. Doch dass die Mängel so groß geworden sind, sollte Grund sein, das Agieren der Verantwortlichen zu hinterfragen.

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In der Stusta dürfte der mangelhafte Brandschutz am Sanierungsstau bei den 50 Jahre alten Häuser liegen. In Weihenstephan aber ist ein Wohnheim gerade mal halb so alt, Baujahr 1995, und trotzdem schon so marode, dass das Dachgeschoss gesperrt werden musste, aus Gründen der Sicherheit. Das alles deutet auf grundlegende Probleme im Studentenwerk hin. Zum einen fehlt Geld, viel Geld, zum anderen sind vielleicht auch interne Strukturen verbesserungsbedürftig.

Wie weiter? Zunächst sollte das Studentenwerk transparenter kommunizieren, auch in Richtung der Studierenden. Diese fragen sich nach dem Brand 2021, wie marode ihre Wohnheime wirklich sind. Um Vertrauen aufzubauen, sollte der Vermieter sein Wissen über den Zustand der Häuser offenlegen.

Mehr als 1200 Apartments stehen in der Stusta über Jahre leer, niemand weiß, wann sie saniert sein werden. Verantwortlich für dieses Desaster ist, neben dem Studentenwerk, die bayerische Staatsregierung, die so stolz ist auf ihren Exzellenz-Uni-Standort München. Konkret sind zwei Ministerien zuständig, das für Wissenschaft und jenes für Bauen, beide CSU-geführt. Wird dieses Behördentrio aus dem Missmanagement der vergangenen Jahre lernen und jetzt rasch Geld an den richtigen Stellen investieren? Zweifel sind angebracht. Deshalb sollte der Landtag aktiver werden, die Ursachen für die Misere aufklären und den Akteuren Beine machen.

Und die Stadt München? Die erklärt sich bislang für nicht zuständig. Das mag formal stimmen, und doch sollte auch die Stadt aktiv werden, den politischen Druck verstärken und, ja, auch Geld in die Hand nehmen. Die Studierenden, die derzeit noch länger als ohnehin üblich auf ein bezahlbares Zimmer warten, sind Bürgerinnen und Bürger dieser Stadt.

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:Brandschutz in der Studentenstadt: mangelhaft

Interne Unterlagen aus dem Studentenwerk zeigen, dass in manchen Wohnheimen der Schutz vor Feuer und Rauch offenbar nicht gut war. Inzwischen stehen rund 1500 Apartments leer, die meisten davon wohl noch auf Jahre.

Von Bernd Kastner

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