Warnstreik der Straßenkehrer:"Zahlt uns das, sonst kehren wir nicht!"

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Die Demonstranten fordern 10,5 Prozent mehr Lohn, mindestens aber 500 Euro. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Zum Faschingsende bleibt in München der Müll liegen. Bei einer Kundgebung demonstrieren 150 Mitarbeiter der Straßenreinigung für eine bessere Bezahlung.

Von Julian Meier

Die Clowns und Indianer sind verschwunden, die Spuren des Faschings sind aber noch deutlich sichtbar auf den Straßen der Münchner Innenstadt. Wer am Aschermittwoch vom Marienplatz Richtung Viktualienmarkt unterwegs ist, kann besonders deutlich die Auswirkungen des Streiks der Straßenreinigung sehen: überlaufende Mülleimer, Konfetti, Pappbecher auf dem Boden.

Die Gewerkschaft Verdi hat 400 Mitarbeiter des städtischen Baureferats am Faschingsdienstag und Aschermittwoch zu einem zweitägigen Streik aufgerufen. Am Mittwochmorgen versammelten sich die Münchner Straßenreinigungskräfte am Marienplatz zu einer Streikversammlung, um ihrer Forderung - 10,5 Prozent mehr Lohn, mindestens aber 500 Euro - Nachdruck zu verleihen.

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"Heute wird mal sichtbar, was ihr alle für einen wichtigen Job macht", ruft Verdi-Geschäftsführer für München und Region, Heinrich Birner, in das Mikrofon. Und weiter, in Anspielung auf die Geste für das Krankenhauspersonal während der Corona-Pandemie: "Für euch hat noch niemand von den Balkonen geklatscht."

Der ganze Müll auf den Straßen sei ungewohnt, sagt Yasar Karaca, Vertrauensleute-Sprecher bei Verdi für die Straßenreinigung: "Wir kennen die Straßen nur sauber." Er hofft, dass die Demonstration die Forderungen nun "hoffentlich" nochmal deutlich gemacht haben. Sein Stellvertreter Ole Wakulat brachte dies auf der Bühne in Reinform auf den Punkt: "Und die Moral von der Geschicht': Zahlt uns das, sonst kehren wir nicht."

Oberbürgermeister Dieter Reiter hat Verständnis für den Warnstreik

Die erste Verhandlungsrunde mit den kommunalen Arbeitgebern im Januar war erfolglos geblieben. Bleibt die zweite Verhandlungsrunde, die am Dienstag und Mittwoch in Potsdam stattfindet, ergebnislos, droht Verdi damit, den Streik noch auszuweiten.

Unterstützung erhalten die Streikenden von Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD): "Ich gönne gerade den unteren Gehaltsschichten deutlich mehr Geld, weil ich glaube, dass es sonst irgendwann dazu führt, dass wir solche Menschen nicht mehr finden werden. Dann ist der Spaß gleich vorbei hier in München."

Verdi-Chef Birner forderte derweil, dass die Stadtspitze beim Tarifstreit ihren Einfluss geltend macht. Für die rund 150 Teilnehmer der Versammlung hatte er ebenfalls eine Forderung parat: "Nutzt die Sonne und lasst den Dreck hier liegen. Morgen wird wieder geräumt."

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