Projekt "Rosa Parkt":Hier dürfen nur Mädchen einsteigen

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Der Bus fährt durch die Stadtteile - und die Betreuerinnen Julia Güntner (v. li.) , Chrissi Werner und Fahrerin Shekila sind mit an Bord. (Foto: Catherina Hess)

Oft müssen sie sich ihren Platz in der Stadt erkämpfen, nun gibt es einen eigenen Treffpunkt für Mädchen und junge Frauen - in einem umgebauten Linienbus, der durch die Viertel fährt.

Von Anne Eberhard

Das Muster mit den Streifen, das hat Yvonne selbst gemalt. Bunte Flächen sind darauf zu sehen, in verschiedenen Formen und Größen. "So hab ich mich gefühlt", sagt die Zwölfjährige. "Ich war richtig gut drauf!" So bunt wie Yvonnes Muster ist der ganze Bus, vor dem das Mädchen steht. In einem Workshop erstellte sie mit fünf anderen die Entwürfe, Künstlerin Naomi Lawrence brachte dann alles zusammen. Der Bus ist Münchens erster mobiler Mädchentreff: Wochentags bietet er in verschiedenen Stadtteilen einen eigenen Treffpunkt für Mädchen und junge Frauen.

"Rosa Parkt" lautet der Name des Projektes der Initiative für Münchner Mädchen* (Imma). Eine Anspielung auf die afroamerikanische Bürgerrechtlerin Rosa Parks, die sich einst weigerte, ihren Platz im Bus für eine weiße Person zu räumen. Der Name wurde in einer Online-Umfrage von Mädchen verschiedenen Alters gewählt. Bei "Rosa Parkt" solle gelten: "Alle haben Platz!"

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Hinten wurden die Sitzplätze zu einer Liegefläche umgebaut, Kissen und Decken liegen hier, es gibt Bücher und einen kleinen Bildschirm. "Wenn ich herkomme, dann will ich fernsehen, chillen und schlafen", sagt die 14-jährige Amelie, die auch schon beim Workshop dabei war.

Aber "Rosa Parkt" hat noch mehr zu bieten. Vorne im Bus ist eine große Küchenzeile eingebaut, daneben sind zwei gegenüberliegende Sitzreihen des Busses stehen geblieben, für Beratungsgespräche. "Wir haben keine Erwartungen an die Mädchen", sagt Julia Güntner, eine der Sozialpädagoginnen des Teams. Sie steht mit ihren Kolleginnen immer für Beratungen zur Verfügung, aber die Mädchen können sich auch einfach nur ausruhen und nichts tun.

Innen wurde der Bus umgebaut, damit die Mädchen chillen können. Vorne ist sogar eine Küchenzeile eingebaut. (Foto: Catherina Hess)

Wichtig war dem Verein Imma, einen sicheren Ort zu schaffen, der sich nur an Mädchen und junge Frauen richtet. "Überall müssen Mädchen und Frauen sich ihren Platz erkämpfen", sagt Micky Wenngatz, SPD-Stadträtin, deren Fraktion gemeinsam mit den Grünen einen Antrag für das Projekt stellte. Im öffentlichen Raum seien sie seltener anzutreffen als Jungs und auch Freizeitflächen wie etwa Bolzplätze nutzten sie weniger. Der Bus soll deshalb in der Stadt sichtbar sein, findet auch die Vorständin von Imma, Sabine Wieninger: "Ein Statement, dass Mädchen sich ihren eigenen Raum nehmen können und werden."

Dienstags steht der Bus am Moosacher St.-Martins-Platz, mittwochs am Heckenstallerpark in Sendling-Westpark. Von Mitte November an wird er auch nach Sendling und Neuhausen kommen, jeweils von 15.30 Uhr bis 20 Uhr.

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