Kultur in München:So viel Entertainment bietet das kommende Jahr

Lesezeit: 4 min

Die Revue "Berlin Berlin" lässt auch in München die Goldenen Zwanziger mit Marlene Dietrich wieder aufleben. (Foto: Jens Hauer/Deutsches Theater)

"Cirque du Soleil", "Lord Of The Dance", Otto, "Cats" und Co.: 2022 kommen viele Shows, Musicals, Comedians und Revuen nach München. Ein Überblick.

Von Michael Zirnstein

2022 soll wieder großes Entertainment über die Show-Bühnen Münchens gehen: Musicals, Schabernack, Zauberei, Tanz, Varieté ... Aber schicken sich so viel Jux und Tollerei in, beziehungsweise nach der Krise? Wenn es nach den Goldenen Zwanzigerjahren geht, wie sie die Revue "Berlin Berlin" im März im Deutschen Theater aufleben lassen soll, durchaus. Natürlich war vieles anders damals, aber einiges doch erschreckend ähnlich: die Wohnungsnot, das Aufbegehren eines rechten Mobs, die weltweit unzähligen Opfer der Spanischen Grippe. Dagegen feierte eine Boheme an, als ob es keinen Morgen gäbe. Die Parallelen zum Heute dieser bereits 2019 vor der Pandemie auf Tour gebrachten Show sind offensichtlich, aber eigentlich soll die frisch überarbeitete Revue, wie der Conférencier Simon Stockinger sagt, eher von Corona ablenken und zeigen: "Live-Theater ist zurück - noch bunter, noch heller, noch lauter!"

Zirkus

Der Cirque Du Soleil kurvt in seiner 42. Produktion "Crystal" übers Eis und lässt seine Artisten doch wieder abheben. (Foto: Matt Beard Photography/Live Nation)

Der kanadische Akrobatik-Gigant Cirque du Soleil bietet normalerweise heiße Spektakel. Die 42. Produktion soll allerdings die "coolste" Show bisher sein. Denn "Crystal" wagt sich aufs Eis, samt Trapezkünstlern und Akrobaten, die von Schlittschuhläufern und Eishockey-Cracks umschwirrt werden und die Grenzen zwischen den Elementen aufheben. Keine Erfindung des Kreativ-Zirkusses aus Montreal übrigens, beim Eis-Show-Dauerbrenner "Holiday on Ice" (3. - 6.1., Olympiahalle) sind Luftnummern seit vielen Jahren Pflichtprogramm.

Cirque du Soleil, "Crystal", 3. - 6. Nov., Olympiahalle

Tribute-Shows

Im Musical "We Will Rock You", das 2022 wieder groß tourt, sind die Hymnen von "Queen" in eine apokalyptische Fantasy-Story eingewoben. (Foto: Johan Persson/Live Nation)

Man spricht gern vom Rock-Zirkus. Der Begriff bekommt eine neue Bedeutung, wenn sich die Artisten des Chinesischen Nationalzirkus und die dunklen Hymnen von David Bowie in "China Girl" gegenseitig in neue Höhen schrauben (22.2., Deutsches Theater). Ansonsten ist es wie gehabt in der Tribute-Manege: Diverse Musical-artige Revuen zelebrieren die Hits und das Leben abgedankter oder gestorbener Stars, quasi "vom Stripclub bis zum Weltruhm" wie bei den Beatles ("All You Need Is Love", 1. - 3.7., Deutsches Theaters), Tina Turner ("Simply The Best", 16. - 16.4., Circus Krone), Frank Sinatra ("That's Life", 13.4., Circus Krone), Falco (4. - 9.10., Deutsches Theater) oder Abba, die ja aktuell wieder selbst aktiv sind ("Abbamania", 30.3., Olympiahalle). Noch eine ganz andere Nummer ist da "We Will Rock You", eine größtmöglich inszenierte, apokalyptische Fantasy-Story, verwoben mit den Hits von Queen, jeder für sich schon eine Mini-Operette.

We Will Rock You, 13. - 17.4., Olympiahalle

Musical

Katzenmusik: "Cats" kommt im Juni 2022 in der Originalversion vom Londoner Westend nach München ins Deutsche Theater. (Foto: Alessandro Pinna)

Auf Film-Blockbustern basierende Musicals sind seit Jahren Publikumsrenner im Show-Geschäft. Auch wenn es wie bei Musical-Filmen wie "West Side Story" und "Cats" bisweilen genau andersrum läuft. Andrew Lloyd Webbers Miezen, und zwar die Originale vom Londoner Westend, schnurren nun jedenfalls im Deutschen Theater wieder auf Bühnenbrettern (1. - 26.6.). Weitere filmverwandte Musicals sind hier die "Rocky Horror Show", "Der Schuh des Manitu" und "Flashdance" mit Jazz-Dance, Stulpen und 80er-Jahre-Hits wie "What A Feeling". Das zweite große Haus für Operetten ("Fledermaus", 7. April, inszeniert von Josef E. Köpplinger) und Musicals ist das Staatstheater am Gärtnerplatz: Auch hier hebt sich für Filmstoff der Vorhang: Sydney Pollacks Oscar-prämierte Travestiekomödie "Tootsie" zeigte 1982 Dustin Hoffmann in den Absurditäten des Showgeschäfts und einem Spiel der Geschlechterrollen. Heute wieder hochaktuell. Das Gärtnerplatztheater holt die Broadway-Fassung von 2019 als europäische Erstaufführung unter der Regie von Gil Mehmert exklusiv nach München.

Tootsie, Premiere 7. Juli, Staatstheater am Gärtnerplatz

Rhythmus

Seit 40 Jahren schlagfertig: die japanische Truppe "Kodo". Hier ein Künstler an der Taiko-Trommel. (Foto: Takashi Okamoto/Takashi Okamoto)

Momentan ist die Show-Branche außer Takt, und so musste das große Stampf-Klatsch-Scheppern "Stomp" gerade sein Januar-Gastspiel im Deutschen Theater absagen. Aber auf Rhythmus-Spektakel muss man nicht ganz verzichten, noch schlägt sich "Power! Percussion" mit der neuen Show "Around The World" wacker (5.3., Prinzregententheater). Und auch die japanische Trommlertruppe "Kodo" hält seit 40 Jahren so leicht nichts auf, die aktuelle Tour heißt "Tsuzumi", was keine gefährliche Welle ist, sondern eine Sanduhrtrommel.

Kodo, 1. und 2. März, Isarphilharmonie

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Zauberei

Die Frisuren sitzen - und die Tricks auch. Die "Ehrlich Brothers" sind derzeit der größte Zylinder im deutschen Zaubergeschäft. Ihr aktuelles Programm "Dream & Fly" wird "das größte Magie-Spektakel, das jemals für eine Tour produziert wurde", versprechen die Brüder Andreas und Chris. Sie sind nicht mit einer Trickkiste unterwegs, sondern mit 40 Lkw.

Ehrlich Brothers, 19. & 20. Feb., 7. Juli, Olympiahalle

Comedy

Ostfriesen und Ottifanten in XXL gibt es am 18. Oktober 2022 bei Ottos Live-Show in der Olympiahalle. (Foto: Daniel Reinhold Rüssl Musikverlag)

Die großen Comedy-Stars haben alle Grenzen der Kleinkunst gesprengt. Mario "Olympiastadion" Barth scherzt zwar erst 2023 in München (12.3., Olympiahalle). Dafür gibt es heuer Ottifanten in XXL, wenn Otto Waalkes, dann 74 Jahre alt, durch die Olympiahalle hopst und jodelt. Carolin Kebekus, die "Alphapussy" der deutschen Comedy, begnügt sich mit zwei Terminen im Circus Krone (29. & 30.7.). Ihr Bruder David Kebekus ist noch ganz intim im Lustspielhaus zu entdecken (22.3.).

Otto, 18. Okt., Olympiahalle

Koch-Shows

Viele Köche sind mehr im Fernsehen als in ihren Lokalen. Wenigen aber ist es gegeben, auch auf der Bühne Show zu machen. Alfons Schuhbeck singt oft nach den Dinner-Shows in seinem Teatro-Zelt; und Alexander Herrmann ("The Taste") serviert in seiner "Koch-Late-Show" Rezepte "und eine Prise Wahnsinn" (28.5., Circus Krone). Steffen Henssler ist der ehrgeizigste unter den TV-Küchenchefs ("Schlag den Henssler!"). Er geht mit "Manche mögen's heiß" auf Tour, weniger eine Koch-Show, als eine Show mit Koch.

Steffen Henssler, 16./17. Juni, Circus Krone

Tanz

Punktlandung: Die TV-Show "Let's Dance" geht 2022 auf Live-Tournee, mit dabei sind die Juroren Jorge González , Motsi Mabuse und Joachim Llambi (v.l.). (Foto: Stefan Gregorowius)

Das hätte auch keiner gedacht, dass einmal der olle Ballsaal-Tanz wieder in Mode ist. Das liegt sicher auch an der TV-Show "Let's Dance", die nun wieder auf Live-Tour geht. Mit dabei sind prominente Hobby-Tänzer und ihre Profi-Partner, die schönsten Show-Outfits und natürlich die Juroren Motsi Mabuse, Jorge González und Joachim Llambi. Einen Wettstreit der Tänzer liefern sich traditionell auch die Irish-Dance-Companys: Michael Flatleys "Lord Of The Dance" feiert 25. Geburtstag (23. Oktober, Olympiahalle), dessen rivalisierende Ur-Truppe "Riverdance" folgt 2023.

Let's Dance, 11. Nov., Olympiahalle

Revue

Die Circus-Revue "Wet" im GOP-Varieté bietet feuchtfröhliches Vergnügen rund um sechs Badewannen. (Foto: GOP Variete)

Große Revuen mit Akrobatik, Tanz, Gesang, Zauberei und Comedy können auch in schnuckeligen Salons steigen, wie das GOP-Varieté immer wieder beweist. 2022 zum Beispiel mit "Wet", einer Pritschel-Show rund um pitschnasse Artisten in sechs Badewannen. Für den nassen Spaß gilt wie für die hell-düstere Gala "Berlin Berlin" im Deutschen Theater (8. - 15.3.), was die dortige Marlene-Dietrich-Darstellerin Lena Müller sagt: Die Tristesse muss ein Ende haben, "die Leuten haben wieder Lust sich schick zu machen und rauszukommen".

Wet, GOP-Varieté, 15. Jan. bis 26. März

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