Schulen in München:Bleibt bloß weg!

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Grüne, Rosa Liste, SPD und Volt wollten, dass Kinder in den Ferien auf den Schulhöfen spielen können, wie hier in der Pause an der Ludwig-Thoma-Realschule an der Fehwiesenstraße. (Foto: Florian Peljak)

Damit es mehr Orte zum Spielen gibt, sollen Schulen ihre Höfe und Sportflächen während der Ferien öffnen - die meisten aber lehnen das ab.

Von Jakob Wetzel, München

Sie freue sich, sagt Julia Schönfeld-Knor (SPD), aber sie hoffe, es werden noch mehr. Anja Berger (Grüne) wird deutlicher: "Es reicht nicht." Schnellstmöglich sollte das Bildungsreferat bewirken, dass die Münchner Schulen ihre Höfe und Sportflächen während der Ferien für alle Kinder und Jugendliche öffnen; so haben es vor zwei Wochen Grüne, Rosa Liste, SPD und Volt gefordert. In jedem Stadtquartier sollte es genügend Flächen für Spiel und Sport geben - und zwar im Einverständnis mit den Schulen.

Das Ergebnis aber ist, Stand jetzt, eher überschaubar; die Stadt hat es am Mittwochnachmittag dem Bildungsausschuss präsentiert. Sie habe alle Münchner Schulen gefragt, ob sie einer Öffnung zustimmen würden, heißt es in der Vorlage des Referats. 123 Schulen hätten darauf bisher geantwortet. Doch 107 von ihnen hätten "teilweise vehement" abgesagt. Von den übrigen hätten sechs Schulen ohnehin schon während der Ferien geöffnet. Immerhin zehn Schulhöfe könnte man also für die Sommerferien zusätzlich öffnen, heißt es. Ganz sicher ist aber auch das nicht.

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Die Idee, die Freiflächen von Schulen zu öffnen, wenn sie nicht für den Unterricht gebraucht werden, ist nicht neu; der Stadtrat diskutiert darüber seit vielen Jahren immer wieder. Auch strittig ist das Thema kaum; am Mittwoch etwa nannten Angehörige fast aller Fraktionen die Idee grundsätzlich gut. Trotzdem aber ist die große Mehrzahl der Schulhöfe abends, in den Ferien und an den Wochenenden geschlossen. Es gibt derzeit knapp 250 öffentliche allgemeinbildende Schulen in München.

Nur 25 von ihnen öffnen laut Bildungsreferat ihre Sportanlagen oder Höfe für Externe - und die meisten von diesen wiederum nur an Schultagen nach dem Unterricht, also am späten Nachmittag und abends. Nur fünf Schulen öffnen ihre Höfe während der Ferien, eine öffnet den ihren in den Ferien immerhin samstags. Zuletzt ist die Zahl der geöffneten Schulhöfe sogar gesunken. Wegen Bauarbeiten seien einige jetzt wieder geschlossen, heißt es vom Bildungsreferat. Und zwei seien geschlossen worden, weil sich Nachbarn über den Lärm beschwert hatten.

Hoffnung, dass sich an dieser Situation rasch etwas ändern könnte, macht das Bildungsreferat kaum. Man wolle sich deutlich intensiver bemühen, sagte am Mittwoch Stadtdirektor Peter Scheifele. Doch in seiner Vorlage zählt das Bildungsreferat viele Hindernisse auf. Oft geht es um organisatorische Fragen. Ein wesentliches Problem ist aber auch: Geöffnete Schulhöfe sieht nicht jeder gern. Bedarf an zusätzlichen Spiel- und Sportflächen sei etwa besonders in der Innenstadt, heißt es vom Bildungsreferat. Doch dort gebe es mehr und zudem eher wohlhabende Nachbarn als am Stadtrand, daher müsse die Stadt dort auch eher mit Klagen und Beschwerden rechnen. Und auch unter den Schulen sind wenige bereit, ihre Anlagen zu öffnen.

Theoretisch könne die Stadt die Schulen dazu zwingen, sie ist für die Schulgebäude verantwortlich. Doch davon rät das Bildungsreferat ab. Ohne das Einverständnis der Schulen könne es "schwerlich gelingen". Das Bildungsreferat setzt daher weiter auf Kompromisse; der Bildungsausschuss hat dem einstimmig zugestimmt. Das Bildungsreferat will jetzt aber auch ein neues Konzept für die Öffnung von Schulhöfen erarbeiten. Das bisherige hat der Stadtrat am 1. Juli 1992 beschlossen, unter Oberbürgermeister Georg Kronawitter (SPD). Das neue solle zeitnah vorliegen, heißt es.

Man müsse die Interessen von Schulen, Anwohnern und Jugendlichen in Einklang bringen, sagte Stadtschulrätin Beatrix Zurek am Mittwoch. Es bringe nichts, Schulhöfe zu öffnen, um sie wenig später wieder schließen zu müssen. Ohne Konflikte werde es aber nicht gehen: "Nicht jeder akzeptiert, dass er in einer Großstadt lebt und dort mit vielfältigen Geräuschen belästigt wird, insbesondere von Kindern." Klar brauche es einen Konsens, sagte die Dritte Bürgermeisterin Verena Dietl (SPD). Sie habe sich trotzdem mehr erwartet. Die Sportflächen gehörten ja nicht nur den Schulfamilien, sondern allen. "Und ich würde mir von den Schulfamilien manchmal mehr Vertrauen in die Menschen in ihrer Umgebung wünschen."

© SZ vom 02.07.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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