Münchner Momente:Der eklige Sound des Herbstes

Lesezeit: 1 min

Im Herbst beginnt die Schnupfensaison. (Foto: Marc Herold)

Die prägenden Geräusche der kalten Jahreszeit? Husten, Niesen, Schniefen. Besonders deutlich zu vernehmen in S- und U-Bahnen. Nicht wenige versuchen sich dem mit einem Trick zu entziehen - auf Kosten der allgemeinen Gesundheit.

Glosse von Max Ferstl

Man kann über alles diskutieren, auch über Ekliges. Ein Nutellabrot mit knusprigem Speck zum Beispiel halten viele für ein Attentat auf die Geschmacksnerven. Andere wiederum finden, das Salzige des Specks harmoniere vorzüglich mit der Süße des Nuss-Nougat-Aufstrichs. In der kontrovers geführten Debatte über das Ekelerregende gibt es indes Ausnahmen, bei denen sich die Menschen einig sind. Das gilt etwa für das Geräusch, das seit Wochen der prägende Sound in Münchens U- und S-Bahnen ist. Mal ist es nur ein Schniefen, kurz und trocken wie reißendes Papier. Mal klingt es tief und kehlig. Keine laufende Nase klingt gleich, doch schön klingt es nie - so lautet der Grundkonsens.

Grundsätzlich zu begrüßen ist deshalb der Vorstoß der Apotheken Umschau. Chefredakteur Hans Haltmeier erklärt, wie sich Schnupfen verhindern lässt. "Schon eine durchwachte Nacht macht unser Immunsystem deutlich anfälliger für Infektionen aller Art", sagt er. Außerdem sollte man tagsüber Stress vermeiden - für die Münchner sind das schlechte Nachrichten. Das Oktoberfest ist zwar schon eine Weile her, die Nachwehen aber dauern womöglich noch an: Manche haben nächtelang kaum geschlafen. Sie warteten - teilweise leicht bekleidet - im Regen, um ins Bierzelt zu kommen, wo sie sich erhöhte Mengen Alkohol verabreichten. Und dann wurde der angeschlagene Körper auch noch von hierzulande unbekannten Keimen attackiert, eingeschleppt aus Australien, Argentinien, Berlin. Wissenschaftler sprechen vom Post-Oktoberfest-Syndrom, das sich zu allem Übel selbst verstärkt.

Weil das Dauerschniefen in öffentlichen Verkehrsmitteln kaum zu ertragen ist, nutzen viele Menschen Kopfhörer. Voll aufgedreht übertönt die Musik zwar das Hochziehgeräusch. Doch auch das Geräusch aus den Kopfhörern nervt den Sitznachbarn, der ungefragt mithören muss, und der sich zunehmend gestresst fühlt, was ihn anfällig für Keime macht, die wiederum zu Schnupfen führen. Und damit ist die Basis für das nächste Schniefgeräusch geschaffen, gegen das nur laute Musik hilft. Darauf zur Kräftigung ein Nutellabrot mit knusprigem Speck.

© SZ vom 28.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ JetztJob-Kolumne
:2800 Euro brutto für den Polizisten

Andreas, 28, ist Polizist in Berlin und erzählt uns, weswegen er die Kennzeichnungspflicht gut und Racial Profiling schlecht findet.

Protokoll von Nina Büchs

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: