Hygieneartikel:München will kostenlos Tampons und Binden bereitstellen

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Tampons sind nicht für alle erschwinglich. (Foto: Sascha Steinach/Imago)

In öffentlichen Toiletten sollen künftig nachhaltige Menstruationsartikel frei zugänglich sein. Vor allem ärmeren Frauen wäre das eine Hilfe.

Von Ekaterina Kel

Künftig will die Stadt Tampons und Binden in öffentlichen Toiletten kostenfrei zur Verfügung stellen. Ein Pilotprojekt soll Anfang 2025 starten und zunächst ein Jahr lang dauern. Bereits im kommenden Jahr sollen zudem Menstruationsprodukte in den Beratungsangeboten der Stadt verteilt werden, um hilfsbedürftige Münchnerinnen zu erreichen. Das geht aus der Beschlussvorlage hervor, über die der Gesundheitsausschuss am kommenden Donnerstag abstimmt.

Zunächst sollen Tampons und Binden in etwa 100 öffentlichen städtischen Toiletten ausgelegt werden. Es geht jeweils um die Damen-, die Behindertentoiletten und die "Toiletten für alle Geschlechter". Somit sollen Frauen mit und ohne Beeinträchtigungen sowie non-binäre und intersexuelle Personen erreicht werden, heißt es in der Vorlage. Es würden spezielle Spender für Tampons und Binden angebracht, die man nicht "manipulieren" könne, weil dies ein hohes Hygiene-Risiko darstelle.

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Bereits seit Anfang dieses Jahres gibt es kostenlose Menstruationsartikel bei freien Trägern der offenen Kinder- und Jugendarbeit und Streetwork-Institutionen. Auch städtische Schulen haben die Möglichkeit, Tampons und Binden an ihre Schülerinnen zu verteilen. Die Kosten übernimmt die Stadt. Mit der Ausweitung auf öffentliche Toiletten will man nun vorrangig Frauen in prekären Lebenslagen erreichen, die sich Periodenartikel nicht leisten können.

Für ein Viertel aller Mädchen und Frauen bedeutet die Periode eine finanzielle Belastung

Dieser Umstand nennt sich Periodenarmut. Das Gesundheitsreferat rechnet vor: Die monatlichen Kosten für Menstruationsartikel lägen zwischen sieben und 35 Euro, je nachdem, ob beispielsweise noch Schmerzmittel hinzukämen. Das Bürgergeld sehe monatlich 19,16 Euro für "Gesundheitspflege" vor. Damit wäre bereits mehr als ein Drittel des vorgesehenen Budgets nur für die Menstruation aufgebraucht, selbst wenn man die günstigsten Artikel nimmt.

In einer repräsentativen Umfrage der Hilfsorganisation Plan von 2022 hatten 23 Prozent der befragten Mädchen und Frauen in Deutschland gesagt, dass die monatlichen Ausgaben für die Periode eine finanzielle Belastung für sie seien. Jede Zehnte zögert demnach den Wechsel von Tampons, Binden oder Slipeinlagen bewusst hinaus, um länger damit auszukommen. Damit riskierten Betroffene gesundheitsschädliche Infektionen, heißt es in der Vorlage.

Auch der Umweltaspekt wird darin thematisiert. Herkömmliche Menstruationsprodukte bestehen größtenteils aus Plastik - und wandern in den Müll. Deshalb sollen für die kostenlose Ausgabe Bio-Produkte angeschafft werden.

Mit seinem Vorstoß steigt München auf eine neue Welle auf: Immer mehr Gemeinden führen die Ausgabe kostenloser Menstruationsprodukte an öffentlichen Orten oder an Schulen ein. Auch einige Universitäten, wie die Hochschule für Philosophie in München, gehen hier voran. Zuletzt hat auch der Unterföhringer Gemeinderat dafür gestimmt. Vorreiter war Schottland: Als erstes Land der Welt verabschiedete es bereits 2020 ein Gesetz, das öffentliche Institutionen dazu verpflichtet, Periodenprodukte kostenlos bereitzustellen.

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