Münchner Innenstadt:Ruhige Oasen zum Schmökern

Lesezeit: 6 Min.

Viele kennen die Villa Stuck, doch dass sich hinter dem Zwillingsbau des Museumsjuwels ein herrlicher Garten verbirgt, wissen nur wenige. Hier im Schatten der Bäume lässt es sich wunderbar schmökern. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Niemand liest gerne ein Buch im überfüllten Schwimmbad oder in der schwülen Wohnung. Gut, dass es auch ruhige und schattige Plätze zum Lesen mitten in München gibt. Eine Auswahl der schönsten Plätze.

Von Magdalena von Zumbusch

Villa Stuck

Die Villa Stuck, nahe dem Friedensengel, einem von Münchens Wahrzeichen, und fast direkt an den Maximiliansanlagen gelegen, kennt beinahe jeder. Doch dass sich hinter dem Zwillingsbau des Museumsjuwels ein herrlicher Garten verbirgt, wissen nur wenige. Das Gebäude liegt direkt an der viel befahrenen Prinzregentenstraße, an der Ecke zur Ismaninger Straße. Im Inneren befinden sich die historischen Atelier- und Wohnräume des Münchner Künstlers Franz von Stuck mit Gemälden und Skulpturen Stucks sowie aktuelle Wechselausstellungen anderer Künstler. Im Hof kann man die schöne neoklassizistische Architektur der Villa in Ruhe genießen. Die Hermen antiker Persönlichkeiten vor steingesäumten Rasenflächen und eine Terrasse mit Säulenarkade geben dem Hof ein südliches Flair, und das Museumscafé lädt zu Kaffee und Kaltgetränken ein.

Villa Stuck, Museumsgarten mit dem Café Antoní, Prinzregentenstr. 60, Di.-So., 11-18 Uhr, Telefon 089/4555510, www.villastuck.de/besuch

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Kabinettsgarten der Münchner Residenz

Vom Straßenlärm durch die Residenzgebäude abgeschirmt, ist es im Innenhof des Kabinettsgartens meist völlig ruhig. (Foto: Catherina Hess)

Nah am Wasser gebaut: Im Kabinettsgarten in der Münchner Residenz sorgen große flache Wasserbecken für Frische, selbst wenn die Innenstadt glüht vor Hitze. Der Garten liegt neben der Allerheiligen-Hofkirche beim spanischen Kulturinstitut "Instituto Cervantes" etwas versteckt hinter einer Mauer. Wer den Torbogen darin erstmal gefunden hat, kann aufatmen und einen in der Innenstadt seltenen Luxus genießen: Vom Straßenlärm durch die Residenzgebäude abgeschirmt, ist es im Innenhof meist völlig ruhig. Lässt man sich nahe des Springbrunnens nieder, hört man höchstens ein sanftes Plätschern. Aber auch optisch ist der Besuch im Kabinettsgarten ein Genuss: Die symmetrisch angelegte Anlage trägt zur Ruhe des Ortes bei, zum Bild gehört auch die Skulptur Flora III des zeitgenössischen Bildhauers Fritz Koenig.

Kabinettsgarten, Alfons-Goppel-Straße, 10-20 Uhr, Telefon 089/290671, residenz-muenchen.de

Rosen- und Giftgarten

Oase der Ruhe für Kenner: Der Rosengarten in den Isarauen, der vielleicht unbekannteste Park der Stadt, ist dafür umso schöner zum Auftanken und Ruhe finden. (Foto: Alessandra Schellnegger)

"Ich hab' dir nie einen Rosengarten versprochen" heißt ein Roman von Joanne Green. Im Rosengarten liest sich freilich auch andere Lektüre gut. Denn so poetisch wie sein Name wirkt dieser Ort an der Sachsenstraße auch. In dessen Anlagen untersucht eine städtische Baumschule seit 1955, welche Rosenarten sich für die innerstädtische Bepflanzung am besten eignen. Daneben duften im Fliedergarten im Frühsommer verschiedenste Flieder- und Pfingstrosensorten, Zierapfelbäume sorgen für Schatten. Vorsichtig sollte sich der Besucher - vor allem in Begleitung von Kindern - hingegen durch den Giftgarten bewegen, der direkt neben dem Rosengarten liegt: Hier wächst ausschließlich Giftiges wie etwa der rote Fingerhut oder Goldregen. Ungefährliche Anregungen für die Sinne bieten dagegen der Duft- und der Tastgarten an der isarzugewandten Seite des Geländes.

Rosengarten in den Münchner Isarauen, gehört der städtischen Baumschule Bischweiler, Sachsenstr. 2, 7-21 Uhr, Telefon 089/62171442

Dichtergarten

Beflügelt von der Romantik: Der etwa zwei Hektar große Dichtergarten ist ein kleiner, fast verwunschen wirkender Park zwischen dem Hofgarten und dem Englischen Garten im Zentrum der Stadt. (Foto: Stephan Rumpf)

Nur ein paar Gehminuten vom Kabinettsgarten entfernt liegt eine weitere etwas versteckte Ruheoase: Die bewaldete Anhöhe neben dem Hofgarten wurde ehemals Finanzgarten genannt, nach dem angrenzenden Palais des Finanzministers. Heute wird meist von "Dichtergarten" gesprochen, weil mehrere Denkmäler im Park an Dichter und Künstler erinnern. Anders als der in klassischer französischer Gartentradition angelegte Hofgarten, in dem kein Grashalm zu viel stehen bleibt, ist der stark bewaldete Dichtergarten mehr oder weniger naturbelassen. Mitten in der Innenstadt lässt sich hier ein Stückchen Naturromantik genießen - und zwar anders als im Englischen Garten fast ohne Touristen. Ein besonderer Luxus, den man dafür nutzen könnte, mal wieder die Muße zu finden, in Ruhe einen Lyrikband zu lesen.

Dichtergarten in der Galeriestraße 1, Telefon 089/38666390, www.schloesser.bayern.de

Schwindinsel

Gemütliches Fleckchen an der Isar: Die Schwindinsel ist der nördliche und unbebaute Teil der Praterinsel. Von hier hat man einen tollen Blick auf die Maximiliansbrücke und das Maximilianeum, inklusive Fischtreppe. (Foto: Florian Peljak)

Der Name ist teilweise nicht mal Münchnern geläufig: Das grüne Nordende der Praterinsel wird Schwindinsel genannt. Morgens treffen sich gerne Yogis aus den umliegenden Vierteln Lehel und Haidhausen. Sie ist aber auch beliebt bei Menschen, die hier die Mittagspause verbringen, Studenten und Sonnenanbetern. Um auf das Inselstück zu gelangen, muss auf der Maximiliansbrücke nur der Eingang hinter dem Bürgermeister-Erhardt-Brunnen gefunden und ein kleines Stück Stadtwald bis zu einer Treppe durchquert werden. Unten angekommen kann man es sich dann mit einer Decke gemütlich machen oder auf den gepflasterten Rändern der Insel einen Sitzplatz finden mit Blick auf den Bayerischen Landtag und das Grün der Maxanlagen.

Schwindinsel unter der Maximiliansbrücke, zwischen Maximilianeum und Wiedermayerstraße

Alter Südfriedhof

Die Gräber auf dem Alten Südfriedhof spiegeln Münchens kulturellen Aufstieg im 19. Jahrhundert wider. Hier liegen viele bekannte Tote, unter anderem Josef Fraunhofer, Leo von Klenze und Justus Liebig. (Foto: Catherina Hess)

In himmlischer Ruhe: Im Alten Südfriedhof kann man gar nicht aufhören zu lesen. Nicht nur in mitgebrachter Lektüre, sondern auch auf den vielen Grabsteinen, die von längst vergangenen Zeiten zeugen. Sie erzählen Heldengeschichten und Tragödien. Etwa vom Hofarchitekten Leo von Klenze, Justus Liebig oder dem kleinen Leonidas Androutsos. Er war Sohn des griechischen Freiheitskämpfers Odysseas Androutsos und starb mit elf Jahren als einer von 36 Griechen im Bayerischen Kadettenkorps. Zwischen 1788 und 1886 war der Alte Südfriedhof die einzige Begräbnisstätte Münchens. Heute finden hier schon lange keine Beerdigungen statt. Dafür ist es umso schöner, im Schatten des alten Baumbestandes spazieren zu gehen. Außerdem lohnt auch ein Blick in die auf dem Friedhof liegende barocke St. Stephanskirche. Im 2009 restaurierten Lapidarium lässt sich nicht nur die Geschichte des Friedhofs an Skulpturen, Reliefs und Tafeln nachvollziehen, bei Hitze ist er auch ein kühler Rückzugsort für lesende und sich sonnende Friedhofsbesucher.

Alter Südfriedhof, Thalkirchner Str. 17, Mo.-So., 8-20 Uhr, Telefon 089/2319901, muenchen.de/sehenswuerdigkeiten

St. Anna-Platz

Kastanienbäume vor der Pfarrkirche St. Anna am St. Anna-Platz im Lehel. (Foto: Stephan Rumpf)

Den Tag startet man im Lehel am besten am regen St. Anna Platz. Kein zweiter Ort in München kommt dem Italiengefühl so nahe, das sich hier einstellt. Das Ensemble des Platzes mit der vom Münchner Architekten Gabriel von Seidl ursprünglich im neoromanischen Stil entworfenen St.-Anna-Kirche mit einem verzierten Brunnen und das Treiben rund um den Platz lösen mediterranes Lebensgefühl aus. Dazu gehören die Lokale mit den Tischen und Stühlen im Freien, die schönen Altbau-Wohnhäuser, das Franziskanerkloster und natürlich die mächtig aufragende Pfarrkirche gegenüber - all das schafft diese ganz besondere Atmosphäre. Donnerstags findet hier immer ein Bauernmarkt statt. Dass ein Platz weit mehr sein kann als etwas freie Fläche um eine laute Straßenkreuzung herum, ist selten genug und sollte genutzt werden - am besten mit einem guten Buch an einem sonnigen Tisch in einem der Cafés, zum Beispiel dem La Stanza, das den Platz seit fast 20 Jahren prägt: Zum italienischen Lebensgefühl trägt das Café und Restaurant maßgeblich bei.

St.-Anna-Platz, Lehel, Restaurant La Stanza, Mo.-Sa., 8.30-2 Uhr, Telefon 089/ 25542393, www.la-stanza.de

Alter Nordfriedhof

Eine grüne Insel im Häusermeer: Der Alte Nordfriedhof mitten in Schwabing wird gerne zum Lesen, Spielen, Sporteln und Picknicken angesteuert. (Foto: Catherina Hess)

Der Alte Nordfriedhof ist eine kleine grüne Insel in einem Häusermeer. Erbaut wurde er im Jahr 1868, nachdem wegen der schlechten Hygieneverhältnisse in der Stadt zur Eindämmung wiederholter Pestausbrüche ein innerstädtisches Bestattungsverbot erlassen worden war - das heutige Schwabing lag damals noch außerhalb der Stadtmauern. Große Bäume spenden Schatten, aber auch wer nach Sonnenplätzen sucht, wird auf den Wiesen des Nordfriedhofs fündig. Kein Wunder, dass sich der Friedhof zur Freizeitoase entwickelt hat, nicht nur für Kita-Kinder. Jogger traben auf den Wegen, Faulenzer spannen Hängematten, Sportler Slacklines zwischen Bäumen, mitunter treffen sich Zecher-Runden, aber auch von lästigen Grillern und pietätlosem Verhalten war schon oft zu hören. Dabei geht es auch ruhiger: Bei einem Rundgang kann man die Gräber prominenter Münchner betrachten, wie etwa das des bayrischen Ministers Maximilian von Montgelas, der im 19. Jahrhundert die Reformierung des bayrischen Staatswesens im Sinne der Aufklärung vorantrieb. Sonnenbaden ist übrigens aus besagten Pietätsgründen nicht gestattet - wer es trotzdem tut, bekommt eine Broschüre mit den Gepflogenheiten des Friedhofs in die Hand gedrückt.

Alter Nordfriedhof, Arcisstraße 45, 8-20 Uhr, Telefon 089/2319901, www.muenchen.de/sehenswuerdigkeiten

Amphitheater im Englischen Garten

Seit mehr als 25 Jahren spielt das Münchner Sommertheater jedes Jahr kostenlos im Englischen Garten - und zwar in einem idyllischen Amphitheater im Nordteil. Die Spielstätte wurde in den Achtzigerjahren einem antiken römischen Amphitheater nachgebaut. Im Juli diesen Jahres wurde hier Heinrich von Kleists "Amphitryon" aufgeführt. Wer das Stück noch sehen möchte: Es wird während der Herbstspielzeit im September in der Mohr-Villa in Freimann gezeigt, dem Ausweichort für die Aufführungen bei schlechtem Wetter. Tagsüber sind die begrünten Ränge des Amphitheaters ein idealer Platz zum Lesen - ein ruhigerer Ort als hier mitten im Englischen Garten findet sich so zentral in München kaum. Wer Abkühlung sucht, kann den Englischen Garten noch etwas weiter durchqueren und einen Abstecher zur Isar machen.

Amphitheater im Nordteil des Englischen Gartens--, Telefon 089/38666390, schloesser.bayern.de ; "Amphitryon", Mohr-Villa, Situlisstr. 75, 22. Sep. bis 1. Okt., 19.30 Uhr, Telefon 089/3243264, www.mohr-villa.de

Westpark

(Foto: Florian Peljak)

Im Westen Münchens liegt eine der schönsten Ruheoasen der Stadt: Der Westpark eignet sich nicht nur durch zahllose schöne Liegewiesen und einen Rosengarten zum Lesen und Relaxen. Auch in dem für eine internationale Gartenausstellung 1983 angelegten Ostasien-Ensemble des Parks gelangt man besonders stimmungsvoll zu innere Ruhe: Ein Japan- und ein Chinagarten zeigen Ausschnitte der Pflanzenwelt und Gartenarchitektur der beiden Länder. Die Pagode, eine Stiftung eines gemeinnützigen Kulturvereins, wurde von 300 Handwerkern geschnitzt. Auch eine Sala - also ein thailändischer Tempel - mitsamt einer neun Meter hohen Buddha-Statue schwimmt im Westsee. Diese Statue, geschaffen vom Kunstschnitzer Noppadol Khamlae, war bei ihrer Errichtung das erste freistehende Buddha-Heiligtum in Europa. Im Frühjahr und Sommer finden hier buddhistische Feste statt, aber auch im restlichen Jahr umgibt den Spaziergänger, der durch den westlichen Teil des Westparks schlendert, ein Hauch von Asien. Wer nicht ausruht oder schmökert, meditiert vielleicht - wenn nicht hier, wo dann?

Westpark, rund um die Uhr geöffnet

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Von Nicole Graner (Text) und Robert Haas (Fotos)

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