Nahverkehr:Der MVV will weiter wachsen

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Mit den MVV-Tickets sollen Fahrgäste bald auch bis Landsberg und Weilheim reisen können. (Foto: Robert Haas)

Welche neuen Städte und Landkreise bald zum Gebiet des Verkehrsverbundes gehören sollen - und warum das 49-Euro-Ticket für den Geschäftsführer "ein Grauen" ist.

Von Andreas Schubert

Der Münchner Verkehrs- und Tarifverbund (MVV) will weiter wachsen. In den nächsten Jahren sollen noch mehr Kunden in weiten Teilen Südbayerns mit einheitlichen Tickets und nach einheitlichen Tarifen reisen können.

Im vergangenen Jahr sind zum Fahrplanwechsel Stadt und Landkreis Rosenheim, der südliche Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen und der Landkreis Miesbach beigetreten. Wie MVV-Geschäftsführer Bernd Rosenbusch beim Jahresgespräch erläuterte, wird der Landkreis Weilheim-Schongau zum 1. Januar 2025 dem Verbund beitreten, im Kreis Landsberg am Lech fehlt für einen Beitritt zum selben Datum noch die finale Zustimmung des dortigen Kreistags. Die Landkreise Garmisch-Partenkirchen und Mühldorf sowie Stadt und Landkreis Landshut könnten sich Anfang 2026 anschließen.

MVV-Chef Rosenbusch nennt gerne das Beispiel Spitzingsee. Von Rosenheim aus bis zum Ort Spitzingsee kostete ein reguläres DB-Ticket ohne Bahncard 20,10 Euro. Mit dem MVV-Tarif zahlt man für eine einfache Fahrt nur 11,60 Euro. Für Kunden, die eine Bahncard nutzen, werden Fahrten in Einzelfällen aber tatsächlich teurer. Denn die Bahncard wird im MVV nicht angerechnet. Wer zum Beispiel früher von München Ost mit der Bahncard 25 nach Rosenheim wollte, kam mit 11,70 Euro einfach davon, mit der Bahncard 50 sogar mit nur 7,80 Euro statt 17,10 für die Fahrt im MVV-Tarif. Wer sich aber eine MVV-Tageskarte leistet, zahlt hin und zurück 18,50 Euro, kommt also wiederum günstiger weg als mit der Bahncard 25.

Das sind Rechenspiele, wie sie MVV-Kunden nicht selten anstellen. Vielfahrer leisten sich aber ohnehin das Deutschlandticket für 49 Euro. Auf die einzelnen Monate gerechnet, wurden im MVV-Bereich inzwischen 800 000 Deutschlandtickets verkauft, dazu kommen noch etwa 140 000, die von der Deutschen Bahn verkauft wurden, wie Rosenbusch schätzt. Aus seiner Sicht ist das Deutschlandticket für die Kunden ein Gewinn, für die Verkehrsunternehmen aber, wie er sagt, "ein Grauen". Denn die langfristige Finanzierung seitens der Politik sei genauso wenig gesichert wie der heutige Preis von 49 Euro. "Wie die Politik damit umgeht, ist ein Albtraum", sagte Rosenbusch.

Auch für den Ausbau des Angebots gebe es nicht mehr Geld. Dabei sind die Menge des Angebots und die Dichte der Takte entscheidend dafür, wie viele Menschen im Alltag vom eigenen Auto auf Busse und Bahnen umsteigen.

Wischen statt Stempeln

Neue Kunden für den ÖPNV ließen sich aber nicht nur durch günstigere Tickets oder ein besseres Angebot gewinnen, sondern auch durch eine bessere Fahrgastinformation und eine möglichst einfache Nutzung der Verkehrsmittel. Die werde etwa durch das Ticket-System "Swipe-and-Ride" (deutsch: "wisch und fahr") ermöglicht. Diese Funktion hat der MVV drei Jahre lang von 12 000 Kunden testen lassen. Wer einstieg, wischte in einer App auf dem Smartphone-Display nach rechts und checkte sozusagen damit ein. Nach der Fahrt genügte ein Wisch nach links, um die Fahrt zu beenden. Das System erkannte via GPS, wo der eingecheckte Fahrgast das Fahrzeug verließ, und rekonstruierte die zurückgelegte Fahrtstrecke. Danach wurde automatisch der günstigste Preis berechnet.

Das Projekt kam so gut an, dass es Ende des Jahres für alle Nutzer eingeführt werden soll. Kunden, die den ÖPNV nur selten nutzen, müssen sich damit nicht mehr mit Tarifen und Zonen auseinandersetzen. Die Gefahr, dass jemand ein falsches Ticket löst und damit unfreiwillig zum Schwarzfahrer wird, gibt es auch nicht mehr. Das System soll künftig in die reguläre MVV-App integriert werden.

Zu den weiteren digitalen Neuerungen zählt unter anderem die Integration des künftigen regionalen Bikesharing-Systems, das das bisherige MVG-Rad ablösen soll, die Überarbeitung des Radrouten-Planers sowie die Einbindung von Taxi-Anbietern. Die MVV-App wurde seit ihrer Einführung im Jahr 2010 inzwischen fünf Millionen Mal heruntergeladen.

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