Bürgerversammlung in Milbertshofen:Reizthema Parkplätze

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Ein Gehweg soll weichen, damit wieder mehr Raum für Autos entsteht. Nur eine von vielen Ideen aus der Bürgerversammlung, um das Verkehrschaos in Milbertshofen-Am Hart zu beseitigen.

Von Lea Kramer

Während die einen von Vernichtung sprechen, sehen andere darin eine Chance, die Verkehrswende voranzutreiben. Parkplätze sind in allen Stadtvierteln ein Reizthema. Immerhin: In Milbertshofen-Am Hart sind sich Bewohner und Lokalpolitik einig, dass der stehende Verkehr im Münchner Norden geregelt werden muss. 2024 sollen Teile des Bezirks ein sogenanntes Parkraummanagement mit Anwohnerlizenzgebieten sowie gebührenpflichtigen Stellplätzen bekommen. Einigen im Viertel dauert das zu lange, weshalb das Thema Verkehr den Abend der jüngsten Bürgerversammlung beherrschte.

Das Schulzentrum an der Torquato-Tasso-Straße wird seit einiger Zeit umgebaut. Im Rahmen der Baustelle sind daher 40 Parkplätze gestrichen worden, so berichtet es eine Bürgerin, die stellvertretend für die angrenzende Baugenossenschafts- sowie die Eigenheimsiedlung an die Stadt herangetreten ist. Beide Wohngebiete stammen aus einer Zeit, in der nur wenige der Münchnerinnen und Münchner überhaupt ein eigenes Kraftfahrzeug besaßen. Entsprechend wenig Beachtung fanden Garagen oder Stellplätze. Mit dem Wegfall der Parkfläche in der Nachbarschaft habe sich die Situation im Viertel "dramatisch" verschlechtert. "Wir wissen nicht, wohin", sagt die Antragstellerin. Sie fordert, dass ein Gehsteig an der Eduard-Schenk-Straße zugunsten von Parkbuchten aufgegeben wird. Obwohl die Versammlung den Antrag angenommen hat, bremst ein Vertreter des Mobilitätsreferats die Erfolgsaussichten des Anliegens: "Im direkten Umfeld der Schule wird das Aufgeben eines Gehwegs auch im Rahmen der Schulwegsicherheit zu prüfen sein."

Gebühren für Dauerparken, Barrierefreiheit und Kriminalität

Rund um den Korbinianplatz hingegen spüren die Anwohner, wie es ist, wenn im Nachbarbezirk ein neues Parklizenzgebiet eingeführt worden ist. "Der Verkehr aus Schwabing hat sich zu uns verlagert", sagt eine Bürgerin. Sie wünscht sich, dass die Polizei an der Stelle intensiver kontrolliert, Fahrverbote verhängt und dass die Stadt private Gewerbebetriebe wie BMW dazu ermuntert, das Firmenparkhaus abends fürs Anwohnerparken zu öffnen. Über eine geplante Montagehalle des besagten Autobauers herrscht derweil an der Lerchenauer Straße Unmut. Ein Anwohner will wissen, wie er sich gegen den geplanten Neubau wehren kann.

An der Rockefellerstraße stört sich ein Anwohner hingegen an abgestellten Wohnwagen, Anhänger sowie Lkw. "Es gibt Zeitgenossen, die ihre privaten Keller oder Speicher in Form von Anhängern auslagern", berichtet er. Er beantragte eine neue Nutzungsverordnung, die Dauerparker mit hohen Gebühren belasten solle. Eine Seniorenvertreterin setzt sich für einen andere Schaltung der Ampel am Nachbarschaftstreff Nordhaide ein. Zudem solle geprüft werden, wie die gefährliche Querungssituation an der Schleißheimer Straße gegen über dem Alten- und Servicezentrum für Seniorinnen und Senioren verbessert und der U-Bahnhof Am Hart barrierefrei werden kann.

Was zu tun ist, wenn im Hinterhof mit Drogen gedealt wird, wollte eine andere Bewohnerin von Milbertshofen wissen. Der Leiter der örtlichen Polizeiinspektion, Thomas Mölle, gibt zunächst Entwarnung. Den Beamten sei das Problem bereits bekannt, wenngleich der Polizei solche Beobachtungen immer über die Notrufnummer 110 mitgeteilt werden sollten. Im konkreten Fall handle es sich um "Jugendgruppierungen, die Rauschgifthandel betreiben". Mehrere schwere Straftaten aus der jüngeren Vergangenheit, etwa der Tod eines jungen Mannes im März, stehen im Zusammenhang mit den Drogendeals. "Der überwiegende Teil der Personen ist uns namentlich bekannt. Es gab auch einige Festnahmen", sagt Möll. Die Gewalttaten spielten sich ausschließlich untereinander ab und hätten sich mittlerweile in andere Stadtbezirke verlagert. Abgesehen davon sei Milbertshofen-Am Hart ein Stadtbezirk mit "unterdurchschnittlicher Kriminalitätsbelastung".

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