"You're beautiful" steht auf dem kleinen Zettel, den der frische Wind über den Tisch weht. "Du bist schön" - ein handgeschriebener Gruß, der wohl noch eine Extraportion Liebe in das "Selflove"-Frühstück (22,90 Euro) bringen soll. Das kleine Blatt Papier liegt auf dem obersten der drei Teller einer goldenen Etagere.
Drei Teller, oben ein Bagel mit Avocado und Rührei, in der Mitte eine ganze Mandarine, ungeschält, einige rote Weintrauben und ein kleines Glas mit Joghurt, Birchermüsli und einem Häufchen Apfelraspeln. Unten ein paar Scheiben Käse, Butter, Nuss-Nougat-Creme und ein leuchtend roter Aufstrich - Wurst und Schinken sind abgeschafft im Café Jasmin in der Maxvorstadt, hier kommt seit etwa vier Jahren nur noch Vegetarisches und Veganes auf den Teller.
Eine komplett pflanzliche Karte wäre wohl keine Option für das Lokal, denn dann müsste der traditionsreiche Eierlikör aus dem Angebot verschwinden. Und der gehört zu dem plüschigen Café in der Steinheilstraße wie die Einrichtung, die seit den Wirtschaftswunderjahren dieselbe ist und unter Denkmalschutz steht.
Schon seit 1955 gibt es das Café in dem Eckhaus in der Maxvorstadt. Ursprünglich befand es sich in einem Flachbau neben dem Künstlerhaus am Lenbachplatz. Betreiberin Irmin Bunjes hatte es schon 1948 nach ihren Vorstellungen bauen lassen - nach den damals neuesten Trends und mit Tapeten, die aus den fernen USA importiert wurden.
Man kann sich das ziemlich genau vorstellen: die samtigen lindgrünen Sessel und Bänke, die Tischchen. Kellner im Smoking, die Gäste in Abendgarderobe, einen hochmodernen Cocktail in der Hand und dazu schmissige Musik. "So sah das früher aus beim Tanzen", sagt die schon etwas betagtere Begleitung. Inzwischen ist das Café eine Mischung aus Retro-Möbeln und dem Charme von einst - die Generation Großmutter fühlt sich an ihre Jugend erinnert.
Die Speisekarte allerdings trägt den Vorlieben der Enkel Rechnung - von Acai-Bowl bis Avocado-Frühstück sind hier einige Alternativen zum klassischen Butterbrot zu haben. Einige davon halten Überraschungen bereit: So versteckt sich unter dem Birchermüsli (9,20 Euro) eine Schicht Joghurt. Und die intensiv lilafarbene Acai-Bowl mit Früchten, Kokosraspeln und Crumbles (14,90 Euro) schmeckt hauptsächlich nach: Banane. Das Avocado-Frühstück (mit Spiegelei oder veganer Alternative 16,90 Euro) besteht aus drei Teilen Brot, die mit einer sehr grünen, recht flüssigen Creme bestrichen sind.
Einen scharfen Ingwer-Shot (3,50 Euro) gibt es natürlich auch - und dazu Säfte in drei verschiedenen Größen (5,80, 6,80 und 8,80 Euro). Gemischt werden können Apfel, Karotte, Orange, Minze, Rote Bete, Zitrone und Ingwer. Der Kaffee (ein Haferl für 4,50 Euro) ist klassisch bis modern, als "Latte Lovers" sind Kurkuma Latte, Matcha, Chai und Pumpkin Spice Latte auf der Karte zusammengefasst (jeweils 4,90 Euro).
Ideal ist das Café Jasmin für alle, die morgens lieber ein wenig länger im Bett bleiben, das Frühstück wird bis 16 Uhr serviert. Mittags machen ihm die Hauptgerichte Konkurrenz, die auf den Tafeln angeschrieben sind.
Café Jasmin , Steinheilstraße 20, 80333 München, Telefon: 089/45227406, Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 10 bis 1 Uhr, Samstag, Sonntag und Feiertage ab 9.30 Uhr.