Mehr Geld für Lehrer:"Endlich bekommen wir diese Wertschätzung"

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Wer Grundschulkinder unterrichtet, soll bald genauso viel verdienen wie die Lehrer an den anderen Schularten. (Foto: Frank Leonhardt/dpa)

An den Grund- und Mittelschulen ist die Freude groß, dass künftig alle Lehrerinnen und Lehrer das gleiche Einstiegsgehalt bekommen sollen. Um den Mangel an Lehrkräften zu beheben, braucht es aber wohl noch anderes.

Von Kathrin Aldenhoff

Es war eine der wichtigsten politischen Forderungen von Lehrern und Schulleitern: Die Lehrkräfte aller Schularten sollten das gleiche Einstiegsgehalt bekommen, A13 für alle. Am Mittwoch hat Ministerpräsident Markus Söder genau das angekündigt, beginnend mit den Mittelschullehrern. Im Lehrerzimmer sei das am Donnerstag großes Gesprächsthema gewesen, sagt die Münchner Mittelschullehrerin Sabine Binder. "Endlich bekommen wir diese Wertschätzung. Dass unsere Arbeit genauso viel wert ist wie die von anderen Lehrkräften."

Gemeinsam mit einer Kollegin wirbt sie auf dem Instagram-Kanal @lehramt.mittelschule für die Regierung Oberbayern um Nachwuchs an den Mittelschulen. Dass die Lehrer dort in Zukunft ein höheres Einstiegsgehalt haben werden, könnte ihren Job erleichtern. "Das Thema Gehalt wird Interessenten nun zumindest nicht mehr davon abhalten, Lehramt für die Mittelschule zu studieren", sagt Sabine Binder. Im Lehrerzimmer spekulieren sie nun, wie lange es wohl noch dauert, bis sie alle jeden Monat mehr Geld auf ihrem Konto haben.

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Wie viel das jeden Monat ausmache, wisse sie noch gar nicht genau, sagt Isabel Franz, Mittelschullehrerin und stellvertretende Vorsitzende im Münchner Lehrer- und Lehrerinnenverband (MLLV). "Für mich hat die Höhe des Gehalts nie eine Rolle gespielt, sondern dass wir Lehrkräfte an der Mittelschule eine faire, gleiche Bezahlung erhalten." An ihrer Schule ist der Lehrermangel spürbar: Statt jeweils einer Doppelstunde Kunst und Musik gibt es nur eine Stunde, es gibt kaum Differenzierungsmöglichkeiten und AGs gibt es auch nicht - außer Lehrer bieten sie in ihrer Freizeit an.

Auch Grundschullehrer sollen in Zukunft A13 als Einstiegsgehalt bekommen. Freudig und ein wenig skeptisch reagiert Norbert Rinck, Leiter der Grundschule an der Regina-Ullmann-Straße, auf die Ankündigung. Man müsse sehen, ob das umgesetzt werden könne. Er empfinde das gleiche Einstiegsgehalt für Grundschullehrer als angemessen - zwar sei das Studium etwa bei Gymnasiallehrern anspruchsvoller, allerdings könne man die Verantwortung, die Lehrkräfte in der Grund- und Mittelschule für ihre Schülerinnen und Schüler hätten und das, was sie jeden Tag leisteten, nicht hoch genug einschätzen.

Aktuell arbeite seine Schule mit voll ausgebildeten Lehrkräften, Externe setze er nur als Differenzierungs- und Unterstützungskräfte ein. Um in Zukunft genug Lehrer zu haben, brauche es eine gute Bezahlung und eine gute Arbeitsatmosphäre. "Wenn es nur eine Mangelverwaltung gibt, dann laufen die Guten weg, und dann ist der Beruf ruiniert", sagt Rinck. So weit sei es noch nicht, er sehe aber die Gefahr. Es brauche insgesamt mehr Geld im Bildungssystem: mehr Geld für die Lehrer, aber auch für die Ausstattung der Schulen.

Ute Hartmann, Leiterin der Grundschule Wilhelmstraße, freut sich über die Nachricht. "Darauf warte ich seit Jahren", sagt sie, und fügt hinzu: "Es bleibt allerdings ein gewisses Misstrauen, dass es verzögert wird oder das Ganze nur ein Wahlversprechen bleibt." Ob sie vor ihrer Pensionierung in 15 Jahren vor Ort etwas davon spürt, da ist sie sich nicht sicher. Auf Dauer erhöhe das gleiche Einstiegsgehalt für alle aber die Chancen, dass junge Menschen Grundschullehrer werden - auch wenn es "eine teure Geschichte" werde, wie sie sagt. Zum Schuljahresanfang spürt sie an ihrer Grundschule den Lehrermangel noch nicht. Was ihr Sorgen bereitet: der Ausblick auf Grippe- und Corona-Wellen im Herbst und Winter.

Hocherfreut sei er über die Ankündigung, sagt Martin Schmid, Vorsitzender des MLLV. Das müsse nun allerdings ausgekleidet werden: Ab wann bekommen die Lehrkräfte an den Mittelschulen A13 als Einstiegsgehalt, wann die an den Grundschulen? Was ist mit den Fach- und Förderlehrern? Gegen den akuten Lehrermangel helfe Söders Ankündigung nicht, es dauere mindestens vier Jahre, bis sich das in der Personalstruktur zeige, meint Schmid. Und das Gehalt sei nur einer von mehreren Bausteinen, um den Lehrermangel zu bekämpfen: Auch das Lehramtsstudium gehöre reformiert, es brauche eine längere gemeinsame Studienzeit für die Lehramtsstudenten aller Schularten.

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