Kommunalwahl 2020:Ein Traumergebnis für den SPD-Kandidaten

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Emotionale Unterstützerin: Bürgermeisterin Christine Strobl, die nicht mehr zur Wahl antritt, machte sich in ihrer Rede für Dieter Reiter stark. (Foto: Robert Haas)

Die SPD schickt Amtsinhaber Dieter Reiter fast einstimmig in die Wahl zum Oberbürgermeister. Auf ihm ruht alle Hoffnung. Auch soll er der roten Stadtratsliste zu weiteren Stimmen verhelfen.

Von Dominik Hutter, München

Es kam keiner mehr. Die letzte Viertelstunde der Meldefrist lief ab, ohne dass sich jemand im Saal berufen fühlte, doch noch schnell Dieter Reiter herauszufordern. Ein Kandidat, dabei blieb es. Überraschend war das nicht. Die bundesweit schwächelnden Sozis wissen, was sie an ihrem Amtsinhaber haben. Er soll aus der SPD-Perspektive nicht nur als Oberbürgermeister wiedergewählt werden. Sondern auch der roten Stadtratsliste zu zusätzlichen Stimmen verhelfen. Und damit die unumgänglichen Formalien, die die Demokratie nun einmal vorschreibt, nicht allzu formalistisch wirken, hatte die Münchner SPD ihre Delegierten und Ehrengäste in die Alte Kongresshalle auf der Theresienhöhe eingeladen. Samt Häppchen, Sekt und Band-Auftritt, der Kandidat griff selbst zur Gitarre.

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Sonderlich knapp fiel die Kandidatenkür nicht aus. Reiter erhielt eine fast einstimmigeMehrheit, es gab 114 Ja-Stimmen und nur eine einzige Enthaltung. Er darf nun nochmals für sechs Jahre antreten, am 15. März 2020 wird gewählt. Gut möglich, dass Reiter bei der Nominierung ein kleines Déjà-vu-Erlebnis hatte, die Situation dürfte ihm vertraut sein. Denn im November 2013, in der BMW-Welt, waren schon einmal mehr als hundert SPD-Delegierte zusammengekommen, um über das Schicksal ihres Spitzenmanns zu befinden. Und doch ist diesmal alles anders. Damals war Reiter der Neue, der in die großen Fußstapfen des Dauer-OBs Christian Ude steigen sollte. Inzwischen ist er kein Kronprinz mehr, der aus der Rolle des Wirtschaftsreferenten heraus an die Spitze der drittgrößten Stadt Deutschlands treten will. Diesmal kann er auf fast sechs Jahre im Chefbüro des Rathauses verweisen, auf ein trotz aller Querelen stabiles Mehrheitsbündnis unter seiner Führung. Auf ein exzellentes Zeugnis von Amts-Vorvorvorvorgänger Hans-Jochen Vogel, der per Videobotschaft die erneute Reiter-Wahl empfahl. Auf seinen Amtsbonus. Er ist, wie man so schön sagt, der Platzhirsch.

Das kann ein Vorteil, aber auch ein Nachteil sein. Denn bei aller Jovialität und Lockerheit, die der 61-Jährige ausstrahlt, muss er aufpassen, im Wahlkampf nicht dazustehen wie der Vertreter der traditionellen Männerdominanz in der Politik. Das ist zweifellos nicht Reiters Attitüde. Nur: Die Zeiten haben sich geändert in den vergangenen Jahren, und die beiden Herausforderinnen von CSU und Grünen, Kristina Frank und Katrin Habenschaden, werden sich im Wahlkampf redlich bemühen, den Amtsinhaber alt aussehen zu lassen. 2014 hieß der Hauptgegner noch Josef Schmid (CSU), ein zwar liberaler, insgesamt aber doch eher typischer Vertreter einer konservativen Partei. Der nicht im Traum darauf gekommen wäre, sich beim Pop-up-Yoga auf dem Dach einer städtischen Behörde fotografieren zu lassen. Wie es Frank gerne tut.

Wobei Reiter mit der Grünen Habenschaden ein fast schon kumpelhaftes Verhältnis verbindet, mit Frank hingegen ein professionell-distanziertes. Im Wahlkampf könnte dieser Unterschied verschwimmen - selbst wenn der Kampf um Argumente und Wählergunst fair abläuft. Denn der Rolle des Juniorkonkurrenten sind die Grünen inzwischen entwachsen. Gerade erst hat in Hannover ein Grüner spektakulär das höchste Amt der Stadt ergattert. Das will Habenschaden nun auch in München erreichen, bundespolitisch steht ihre Partei gut da. Und die CSU wittert Chancen, angesichts der Schwächephase der SPD die lange Ahnenreihe sozialdemokratischer Oberbürgermeister in München erstmals seit 36 Jahren zu durchbrechen. Es geht also ums Ganze.

Reiter weiß das und hat daher der SPD neuen Schwung verordnet. Glaubwürdigkeit, das ist eines der Themen, mit denen er punkten will. Das machen, was man vorher gesagt hat. Getreu dem Slogan "gesagt. getan. gerecht", mit dem er in den Wahlkampf ziehen will. Reiter wird auch auf der SPD-Stadtratsliste auftauchen. Auf dem gut sichtbaren Platz eins.

© SZ vom 13.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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