Kommunalwahl 2020:Eine Mannschaft mit Doppelspitze für die CSU

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  • Kristina Frank wird die Liste der CSU als Oberbürgermeisterkandidatin anführen.
  • Der Münchner CSU-Chef Ludwig Spaenle nannte die Liste "das personelle Angebot der letzten Münchner Volkspartei."
  • Fest steht nun auch, dass die Fraktion eine Reihe der lange schwergewichtigen Jahrgänge verlieren wird.

Von Heiner Effern, München

Ein guter Jahrgang entfaltet nicht nur beim Wein eine besondere Wirkung, sondern auch in der Politik. Der 2014er der CSU war so einer, die Karrieren der Neueinsteiger in den Stadtrat nach der letzten Kommunalwahl können sich sehen lassen. Allen voran natürlich die von Kristina Frank, die nun als erste Frau in der Geschichte der Münchner CSU als Oberbürgermeisterkandidatin die Liste für eine Stadtratswahl anführen wird. Die Delegierten der CSU setzten sie auf einem Parteitag am Mittwochabend auf Position eins. "Wir sind die München Partei - und nur wir", sagte sie am Ende ihrer Rede unter Standing Ovations. "Lasst uns diese Stadt rocken."

Platz zwei der Liste für die Kommunalwahl 2020 nimmt wie erwartet Manuel Pretzl ein, der als Bürgermeister und Fraktionschef mit Frank als Doppelspitze Stimmen holen soll. Die beiden wurden wie die restlichen 78 Kandidaten im Block gewählt. Die 126 Delegierten befürworteten den dafür ausgearbeiteten Vorschlag mit mehr als 93 Prozent. Erarbeitet haben diesen die neun mächtigen Kreisvorsitzenden in den vergangenen Wochen und Monaten mit ihren Verbänden, die eine Reihenfolge für ihre eigenen Bewerber festlegten.

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Von Heiner Effern

Am Montag einigten sie sich mit Bezirkschef Ludwig Spaenle, OB-Kandidatin Frank und Fraktionschef Pretzl, wer letztlich auf welchen Platz rücken darf. In der ersten Runde der Vergabe wurden dabei die Spitzenkandidaten jedes Verbands in eine Reihenfolge gebracht. Dann folgte eine Runde mit den Zweitplatzierten, und so ging es weiter. Nach jeder Neunerrunde bestand jedoch die Möglichkeit, Sonderplätze zu vergeben.

Den ersten dieser Freischüsse erhielt Alexander Reissl, der prominenteste Neueinsteiger auf der Liste. Der kürzlich konvertierte langjährige Fraktionschef der SPD landete auf dem sicheren Rang zwölf, also hinter den aufgrund ihrer Position gesetzten Frank und Pretzl sowie der ersten Neunerrunde. Diese führte Evelyne Menges an, Kreisvorsitzende im Münchner Norden und stellvertretende Fraktionsvorsitzende im Stadtrat. Ihr folgte Hans Theiss, der ebenfalls Kreischef (Zentrum) und Fraktionsvize ist. Danach kamen die Stadträte Beatrix Burkhardt, anerkannte Bildungsexpertin, und Thomas Schmid, ein weiterer Kreischef (Schwabing).

Platz sieben erhielt die erste Bewerberin, die für den Jahrgang 2020 stehen könnte. Veronika Mirlach führte ein Paket von vier Neueinsteigern an, die wegen der guten Position relativ sicher erstmals in den Stadtrat kommen werden. Dazu gehören Fabian Ewald (Platz acht), Winfried Kaum (zehn) und Leo Agerer (elf). In dieses Quartett hat sich noch Stadträtin Sabine Bär (neun) hineingeschmuggelt.

"Herausragende Persönlichkeiten, denen die CSU nur danken kann"

Der Münchner CSU-Chef Ludwig Spaenle nannte die Liste "das personelle Angebot der letzten Münchner Volkspartei". An der Spitze stehe mit der OB-Kandidatin Frank eine Frau, die München "wieder leuchten" lassen werde. Bürgermeister Pretzl zeigte sich in seiner Rede überzeugt, "dass die Stadt in ihrer Gänze und Breite abgebildet" sei. Zumindest die ersten zehn Plätze sind nicht nur regional und vom Alter her gleichmäßig besetzt, sondern auch auf das Geschlecht bezogen. Strikt im Reißverschluss, mit einer Frau an der Spitze. Mit dieser Liste werde die CSU auch nach der Wahl am 15. März 2020 die stärkste Fraktion stellen, sagte Pretzl. Sorgen soll er dafür im Duo mit OB-Kandidatin Frank, die Nummer eins und zwei der Liste bilden die Doppelspitze der CSU im Wahlkampf.

Fest steht mit dem Aufstellen der Liste nun auch, dass die Fraktion eine Reihe der lange schwergewichtigen Jahrgänge verlieren wird. Allen voran Walter Zöller und Hans Podiuk, die als Fraktionschefs "nicht nur die CSU, sondern auch die Stadtpolitik geprägt haben", wie es ihr Nachfolger Pretzl ausdrückt. "Herausragende Persönlichkeiten, denen die CSU nur danken kann", sagt der Münchner Vizechef Georg Eisenreich.

Die beiden Namen werden künftig ebenso fehlen wie der von Richard Quaas. Im Sinne einer Thronfolge geschickter angestellt haben sich die ebenfalls ausscheidenden Stadträte Reinhold Babor und Johann Stadler: Deren Söhne sind im Vorschlag der Bezirksspitze aussichtsreich platziert. Ulrike Grimm als Vertreterin der Frauenunion und Daniel Peter von der Jungen Union auf Rängen Anfang 20 werden um den Einzug in den Stadtrat kämpfen müssen.

In diesem Bereich dürften die Plätze trotz des demonstrativen Optimismus der Verantwortlichen längst nicht mehr sicher sein. Dort wird entscheidend sein, wer persönlich durch das Häufeln von Stimmen noch nach vorne rückt. Die Listen sind bei der Kommunalwahl nicht starr wie bei Bundes- oder Landtagswahlen. Deshalb dürfte etwa auch Michael Haberland, Gründer und Präsident des Klubs "Mobil in Deutschland", auf einen Stadtratssitz spekulieren, obwohl er in der Vorreihung auf Rang 26 landete. Er würde bei einem Erfolg zum 2020er Jahrgang gehören, dem Bezirksvize Eisenreich in Kombination mit noch anderen jüngeren Stadträten "großes Potenzial" voraussagt.

© SZ vom 17.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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