Was läuft im Kino?:Viele deutsche Leben

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Moritz Bleibtreu und Johanna Wokalek als Andreas Baader und Gudrun Ensslin: Der Film "Der Baader Meinhof Komplex" (2008) kommt nun zurück ins Kino. (Foto: Constantin Film)

Kino aus Deutschland ist vielseitiger denn je. Ein Blick auf Filme, die Ende März und im April in München zu sehen sind.

Von Josef Grübl

Kürzlich in der Kinoschlange: "Zwei Tickets für The Zone of Interest in der OV bitte." Schon klar, immer mehr Menschen wollen Filme in der Originalversion sehen, in diesem Fall gibt es aber nur ein Original: Jonathan Glazers zweifacher Oscar-Gewinner über das Familienleben des Auschwitz-Kommandanten Rudolf Höß ist zwar eine britisch-polnische Produktion, trotzdem sprechen darin die Schauspieler (Christian Friedel und Sandra Hüller) Deutsch.

Der Film läuft derzeit in vielen Münchner Kinos. Es ist übrigens nicht die erste filmische Annäherung an Höß: Bereits 1977 entstand der Spielfilm Aus einem deutschen Leben, er basierte auf einem französischen Roman, der sich wiederum auf Verhörprotokollen des Prozesses gegen Höß stützte. Götz George spielte den Lagerkommandanten (der hier einen anderen Namen trug), das Filmmuseum zeigt den preisgekrönten Film am Donnerstag, 28. März, im Rahmen einer Sondervorstellung.

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Jüdisches Leben in Deutschland nach 1945 lautet der Titel einer aktuellen Reihe im Filmmuseum. In den kommenden zwei Wochen stehen der 1965 in der DDR entstandene Film Chronik eines Mordes auf dem Programm. Der Film handelt von einer Jüdin, die im neuen Bürgermeister ihrer Stadt den Nazi erkennt, der ihre Eltern ins KZ schickte. Zu sehen ist auch das Spielfilmdebüt von Alexander Kluge. In Abschied von gestern (1966) spielte die Schwester des Regisseurs, Alexandra Kluge, eine Jüdin, die aus der DDR in die BRD zieht, sich in der neuen Heimat aber nicht zurechtfindet.

Um deutsche Geschichte ging es auch dem vor 13 Jahren verstorbenen Bernd Eichinger: Der Münchner Produzent widmete sich 2008 dem linksextremistischen Terror in der Bundesrepublik, sein Freund Uli Edel verfilmte Stefan Austs Sachbuch Der Baader Meinhof Komplex als actionreichen Spielfilm mit Moritz Bleibtreu als Andreas Baader, Johanna Wokalek als Gudrun Ensslin und Martina Gedeck als Ulrike Meinhof. Der Film wurde für den Oscar nominiert und lockte hierzulande ein Millionenpublikum in die Kinos, jetzt kehrt er dorthin zurück: Im Rahmen der Reihe Best of Cinema ist er einen Tag lang auf der großen Leinwand zu sehen. Am Dienstag, 2. April, läuft er im Mathäser, Monopol, Royal und in den Museum-Lichtspielen.

Die Zukunft des deutschen Kinos verhandelte im Jahr 2020 der auf der Berlinale gefeierte queer-feministische Film "Futur Drei", der am Ostermontag im Rahmen der Reihe Mongay im City-Kino zu sehen ist. Regisseur Faraz Shariat erzählt von einem jungen Mann, der nach einem Ladendiebstahl Sozialstunden in einer Flüchtlingsunterkunft aufgebrummt bekommt. Dort lernt er ein iranisches Geschwisterpaar kennen, die drei freunden sich an, feiern zusammen, spielen Fußball. Shariat fängt das Lebensgefühl einer post-migrantischen Generation ein, die sich zwischen mehreren Kulturen bewegt.

Wer Mainstream-Kino aus Deutschland sehen will, kommt derzeit an Bora Dagtekins "Fack ju Göhte"-Ableger Chantal im Märchenland kaum vorbei. Er hatte Anfang dieser Woche Weltpremiere im Mathäser, jetzt ist er in nahezu allen großen Münchner Kinos zu sehen. Ein deutlich jüngeres Publikum spricht der deutsche Animationsfilm Die Häschenschule - Der große Eierklau an: Senta Berger und Friedrich von Thun haben darin Sprechrollen übernommen, passend zum Osterfest zeigt das Studio Isabella den 2022 erschienenen Film noch einmal auf der großen Leinwand.

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