Generationenwechsel in Schwabinger Kultkinos:Eine Münchner Filmgröße zieht sich zurück

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"Wir sind froh darüber": Kinobetreiber Thomas Kuchenreuther, hier im ABC-Kino in der Herzogstraße, hat seine Kinos verkauft. (Foto: Robert Haas)

Nach fast 60 Jahren verkauft Thomas Kuchenreuther seine Leopold- und ABC-Kinos. Die neuen Betreiber sind in der Branche keine Unbekannten. So geht es jetzt weiter.

Von Bernhard Blöchl

Im Juli feiert Thomas Kuchenreuther 80. Geburtstag. Kinos programmiert er, seit er 18 ist, zunächst in Erlangen im väterlichen Betrieb, seit 1965 in München. Man darf also durchaus von einer Ära sprechen, die an diesem Donnerstag zu Ende geht.

Dann werden Kuchenreuthers verbliebene Lichtspielhäuser, die Leopold- und ABC-Kinos, an neue Betreiber übergehen: an die Münchner Daniela Bergauer, 41, und Michael Hehl, 38, die in Augsburg seit 2019 das Liliom-Kino führen. Das Paar hat die traditionsreichen Schwabinger Kinos, in denen Bernd Eichinger und Klaus Lemke ein und aus gingen, gemeinsam mit dem Mitgesellschafter Mathias Wild von den Museum-Lichtspielen gekauft.

Sie sind ein Filmpaar durch und durch: Daniela Bergauer und Michael Hehl sind die neuen Betreiber der Leopold- und ABC-Kinos in Schwabing. (Foto: privat)

Ein Generationenwechsel nach fast 60 Jahren. Es sei an der Zeit gewesen, sagt Kuchenreuther, "wir sind sehr froh darüber". Namen und Ausrichtungen der beiden Häuser mit insgesamt vier Sälen und knapp 400 Plätzen sollen erhalten bleiben, der Spielbetrieb geht nahtlos weiter.

Der Cineast und Produzent betont, er halte viel von Bergauer und Hehl, die in Augsburg "hervorragendes Kino gemacht haben". Kaufinteressenten hätte es im Laufe der Jahre einige gegeben. Entscheidend sei gewesen, dass er Hehl schon vor Jahren "als engagierten Filmfan kennengelernt" habe und dass die Neuen ein "Filmpaar" seien. Auch Thomas und Susanne Kuchenreuther hätten bis vergangene Woche jede Entscheidung gemeinsam getroffen. "Die beiden sind auch ein Paar. Sie erinnern mich an uns."

Die Leopold-Kinos sind seit den Sechzigerjahren eine Münchner Institution. (Foto: Catherina Hess)

"Wir freuen uns total auf die große Herausforderung", sagt Michael Hehl. "Es macht uns Spaß, Orte neu zu denken." Wichtig seien ihm eine "tägliche Sichtbarkeit", Website und Social Media sollen neu gestaltet werden. Hehl verspricht ein "kuratiertes Programmkino" und weiter: "Wir werden definitiv kein Blockbuster-Kino." Mit Filmgesprächen, Event-Kino, Konzertfilmen, mehr Originalfassungen und Reihen sollen Akzente gesetzt werden.

"Wir möchten, wie wir es in Augsburg bereits geschafft haben, neue Zielgruppen für die wunderbare Institution Kino begeistern, ohne das treue Publikum aus den Augen zu verlieren. Wo kann das besser gelingen als in Schwabing?" Eine gewisse Sicherheit und Planbarkeit sollen die langen Mietverträge garantieren, die laut Hehl in beiden Häusern auf 20 Jahre datiert sind.

Und was machen Thomas und Susanne Kuchenreuther mit ihrer neuen Freiheit? "Erst einmal eine ganz große Bergtour in den Lienzer Dolomiten." Es sei ihnen vergönnt.

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