Covid-Immunisierung für Kinder:Zur Impfung in die Löwenkabine

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Speziell für Kinder eingerichtet: Impfärztin Astrid Treude (links) impft den elfjährigen Valentin im Kinderimpfzentrum im Gasteig. (Foto: Lennart Preiss/dpa)

Statt Klassikkonzerten gibt es im Gasteig nun Corona-Spritzen: Das Kinderimpfzentrum der Stadt macht seine Pforten auf. Schon jetzt sind fast alle Termine bis Ende des Jahres ausgebucht.

Von Ekaterina Kel

So sieht Vorfreude aus: Laetizia Maurer, elf Jahre alt, steht kerzengerade vor dem Eingang in die Philharmonie im Gasteig. In den Händen hält sie eine Mappe mit Unterlagen. Alles Nötige ist schon zusammengesucht für die Impfung gegen Corona, für die sie mit ihrer Mutter Esther an diesem Donnerstagmorgen in der Schlange steht. "Ich hab' ewig drauf gewartet", sagt Laetizia und man sieht ihr das Lächeln selbst durch die Maske an. In ihrer Klasse sei sie die jüngste, alle anderen seien schon längst geimpft, erklärt ihre Mutter. Einen Moment später geht es für die beiden schon rein ins Gebäude, die Schlange bewegt sich schnell.

"Ich hab ewig gewartet", sagt Laetizia, elf Jahre alt, die mit ihrer Mutter Esther Maurer zum Impfzentrum gekommen ist. (Foto: Robert Haas)

Dort, wo früher fein gekleidete ältere Herrschaften ein- und ausgegangen sind, um sich ein klassisches Konzert anzuhören, ist jetzt eine etwas andere Klientel anzutreffen. Seit diesem Donnerstag werden hier Kinder zwischen fünf und elf Jahren gegen das Coronavirus geimpft.

Die Impfstation hat die Stadt München innerhalb von wenigen Wochen aufbauen lassen, auch hier, wie bei den anderen Impfstationen, ist federführend die Aicher Ambulanz verantwortlich. 540 Termine seien für den Tag vergeben, sagt Simon Wittke, Leiter des Impfbetriebs. Wer sich als Begleitperson mitimpfen lassen möchte, könne dies einfach am Schalter bei der Registrierung angeben, es sei genug Impfstoff, auch für die Erwachsenen, vorhanden.

Um sich die Wartezeit zu vertreiben, gibt es eine Art Laufzettel für die Kinder

Kurz vor der Eröffnung um neun Uhr stehen bereits Gesundheitsreferentin Beatrix Zurek und die Dritte Bürgermeisterin Verena Dietl (beide SPD) zwischen den Impfkabinen und begutachten ihr neuestes Projekt. "Wo ist denn die Löwenkabine?", fragt Zurek den Verantwortlichen Wittke, der sie sogleich dorthin führt. Man habe hier alles möglichst kinderfreundlich gestaltet, sagt er.

Siebzehn verschiedene Tiermotive kleben im ganzen Impfzentrum verteilt an den Wänden, ein Äffchen sitzt auf dem Pfeil neben der Aufschrift "Zugang Registrierung", ein Schmetterling macht es sich bequem auf dem Wort "Impfzentrum". Jede Kabine ist außerdem mit einem eigenen Tiermotiv ausgestattet. Da es sechzehn Kabinen gibt, also eine weniger als Tiermotive, habe der Panda seinen Platz im Wartebereich gefunden, sagt Wittke.

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Zurek hält außerdem eine Besonderheit hoch: eine Art Laufzettel für die Kinder als kleines Extra, um sich hier und da die Wartezeit zu vertreiben. Da könne man sein Alter und seinen Namen eintragen, sagt Zurek. "Jetzt bekommst du eine Impfung" und "Glückwunsch", steht da noch drauf. Einen Stempel gibt es zum Abschluss auch, ergänzt Wittke.

Das Kinderimpfzentrum im Gasteig soll einen "Coolnessfaktor" bekommen, sagt Zurek, damit sich das unter den Schülern verbreite und damit auch Kinder so manchen Erwachsenen zum Vorbild werden könnten. Ab Mitte Januar will man außerdem zusätzlich Schulen anfahren, um direkt vor Ort Kindern Impfungen anzubieten. Frei nach dem "Bring-die-Spritze-Prinzip", so Zurek.

Von 90 000 Kindern insgesamt rechnet man mit 20 Prozent Interessenten

Die Planung im Vorfeld war ziemlich knapp, wie so häufig beim Thema Corona-Impfung. Die 36 000 Dosen mit speziell für Kinder portioniertem Impfstoff von Biontech/Pfizer habe man erst am Mittwoch von der Apotheke abholen können, erzählt Wittke. Auch das Personal zu gewinnen sei nicht einfach gewesen. Insgesamt seien 50 Mitarbeiter im Gasteig tätig, zehn davon Kinderärzte oder Fachkräfte mit kinderpflegerischer Ausbildung.

Von den 90 000 Kindern insgesamt, die es in München in der Altersgruppe zwischen fünf und elf Jahren gäbe, rechne man mit etwa 20 Prozent Interessenten, sagt Zurek. Die Zahl gehe zurück auf Erfahrungen von Kinderärzten mit anderen Impfungen. Zusätzlich würden viele Familien die Corona-Impfung für ihr Kind beim Kinderarzt machen lassen. Deshalb sagt Zurek über die Zahl der Impfdosen: "Wir haben ein sehr großes Polster."

Warten vor dem Gasteig auf ihre Impfung: (von links) Luke, Charlie und Owen. (Foto: Robert Haas)

Möglichst schnell wollte Emily Wachelka ihre drei Söhne impfen lassen. Der neunjährige Charlie, der siebenjährige Luke und der fünf Jahre alte Owen laufen mit geblümten Masken auf dem Vorplatz zum Eingang herum, während die Mutter erzählt. Eigentlich habe man für kommende Woche Termine beim Kinderarzt vereinbart, sagt Wachelka, aber als sie neulich gesehen hatte, dass hier im Gasteig die Termine freigeschaltet wurden, habe sie direkt zugeschlagen. Ob die Jungs Angst vor der Impfung haben? "Ja, schon, vor der Nadel", sagt der Mittlere. "Nur ein Minibisschen", antwortet der Älteste und der Jüngste sagt nur "Nein" und läuft gleich weiter zum Spielen.

Am Nachmittag waren bereits alle Termine bis einschließlich 30. Dezember ausgebucht. Wittke rät trotzdem allen Interessierten, täglich unter www.wir-impfen-muenchen.de zu schauen, ob neue Termine auch für frühere Tage freigeschaltet werden. Denn die Abläufe werden im Laufe der ersten Tage evaluiert und nachgeschärft. Wenn beispielsweise nicht alle Begleitpersonen eine Impfung wünschen, könne es durchaus sein, dass noch mehr Kinder am Tag geimpft werden könnten.

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