München:Käfer übernimmt die "Prada-Insel"

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Die Praterinsel ist eine populäre Veranstaltungslocation in München, im Bild ein Unifest im Jahr 2014. (Foto: Stephan Rumpf)
  • Vom 1. Oktober an übernimmt der Münchner Gastronom Michael Käfer den Veranstaltungsbetrieb auf der Praterinsel.
  • Bisher war die Agentur Planworx verantwortlich.
  • Einem Stadtratsbeschluss zufolge muss die Praterinsel "überwiegend kulturell genutzt" werden. Dort finden aber auch oft Firmenveranstaltungen statt.

Von Franz Kotteder

Zuletzt hatte Michael Käfer eine herbe Niederlage zu verdauen, sein Unternehmen verlor nach 53 Jahren das Catering für die Staatsoper. Mit Beginn der neuen Saison übernimmt Konkurrent Dallmayr die Gastronomie dort. Die neuesten Nachrichten schmecken Käfer da wohl besser: Es ist ihm nämlich gelungen, den gesamten Veranstaltungsbetrieb der Praterinsel von der Eventagentur Planworx vom 1. Oktober an zu übernehmen. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. Am bisherigen Konzept soll sich nur wenig ändern.

Das ist nicht weiter verwunderlich, denn Käfer hat schon des öfteren das Areal inmitten der Isar bespielt und ist damit auch nicht ganz unschuldig an ihrem Spitznamen "Prada-Insel". Denn der bisherige Veranstalter dort, die Münchner Eventagentur Planworx, legte Wert auf exklusive Firmenveranstaltungen, schließlich organisiert er die regelmäßig für Weltkonzerne wie Siemens, BMW, O2 oder Microsoft. Seit 2010 zeichnete Planworx für die Vermarktung der Veranstaltungsflächen verantwortlich und auch für das Kulturprogramm.

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Denn eigentlich soll die Praterinsel laut einem Stadtratsbeschluss von 1993 "überwiegend kulturell genutzt" werden. Deshalb finden bis heute auf der Praterinsel immer wieder Kunst-Messen sowie Tango-Abende und dergleichen statt.

Auch Käfer wird dieses Programm wohl beibehalten, da sind sich die bisherigen Veranstalter sicher: "Mit Michael Käfer übernimmt ein von uns sehr geschätzter und für seine Professionalität bekannter Ur-Münchner Unternehmer dieses innerstädtische Juwel", sagt Geschäftsführer Chris Boehm-Tettelbach. Die Agentur habe sich in den vergangenen Jahren weiter entwickelt und wolle nun neue Aufgaben angehen. Käfer will die bisher schon bei Planworx für die Vermarktung zuständigen zwei Mitarbeiter übernehmen.

Die Praterinsel hat eine bewegte Vorgeschichte. Die ehemalige Essig- und Spirituosenfabrik Riemerschmid war von den Erben der Firma 1988 überraschend für 48 Millionen D-Mark an den Frankfurter Wirtschaftsanwalt Dieter Bock verkauft worden. Der damalige Oberbürgermeister Georg Kronawitter (SPD) witterte Bodenspekulation und den Bau von Luxuswohnungen. Deshalb versuchte er mit allen Mitteln, Bock, der damals zahlreiche Firmenbeteiligungen hatte und zu den 200 reichsten Deutschen gehörte, an der Verwertung des Filetgrundstücks zu hindern.

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So kam es zu dem Stadtratsbeschluss, der die Insel als Fläche auswies, die zu 65 Prozent kulturell genutzt werden solle. Daraufhin wurde die alte Fabrik zum Veranstaltungsgelände umgebaut; anfangs waren auch Künstlerateliers dort untergebracht.

Bock hoffte wohl, die Stadt würde ihm noch entgegenkommen und zumindest eine Teilbebauung erlauben. Diese Hoffnung trog aber, und so verkaufte er das Riemerschmidgelände 2007 an das Augsburger Immobilienunternehmen Patrizia, das wiederum für einen dänischen und einen holländischen Pensionsfonds tätig wurde. Auch die Patrizia plante nicht für die Ewigkeit, 2012 hätte sie die Insel beinahe an einen italienischen Investor verkauft, der zugleich Sponsor bei der Spielvereinigung Unterhaching werden wollte, aber auch dafür kein Geld hatte. Vor knapp einem Jahr fand die Insel für wohl 50 Millionen Euro doch einen neuen Besitzer, den Münchner Bauunternehmer Urs Brunner.

Und für die Veranstaltungen ist nun Käfer am Zug. "Es war schon lange mein Traum, dieses wunderschöne, vielseitige und traditionsreiche Ensemble betreiben zu dürfen", sagt er, "wir haben dort über die Jahre mit dem Party-Service zahlreiche unvergessliche Veranstaltungen organisiert und die Praterinsel als außergewöhnliche Location mit besonderem Charme geschätzt." Den sommerlichen Praterstrand mit aufgeschüttetem Sand, den es seit vier Jahren auf der Ostseite der Insel gibt, will Käfer 2017 ebenfalls weiterführen.

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