Gefahren der Isar:Wie man sich und andere schützen kann

Lesezeit: 3 min

Das Großhesseloher Isarwehr. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Der Tod eines 14-Jährigen zeigt, dass die Isar mitunter unberechenbar sein kann. Wie lassen sich gefährliche Situationen vermeiden? Wie verhält man sich bei einem Unglück richtig? Antworten auf die wichtigsten Fragen.

Von Joachim Mölter

Der nun bestätigte Ertrinkungstod eines 14 Jahre alten Jungen hat erneut auf die Gefahren der Isar aufmerksam gemacht. Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Schwimmen, Baden und Bootfahren in dem Fluss.

Wo ist das Baden in der Isar am gefährlichsten?

Generell bei allen Arten von Einbauten im Fluss - und stark abhängig vom Wasserstand. Je höher das Wasser, desto riskanter wird es. Schon bei Brücken bilden sich rund um die Pfeiler Strömungen, die einen Schwimmer mit sich ziehen. Gefährlich wird es auch an Stauwehren wie in Großhesselohe. Dort befindet sich ein sogenanntes Steilwehr im Fluss, eine senkrechte Mauer, über deren Kante das Wasser bei höherem Wasserstand nach unten stürzt - teils mehrere Meter tief. Bei der Marienklause in Thalkirchen liegt die Kante an einem Düker, eine Art unterirdische Wasserleitung zum Zoo, die die Isar quert. Das herabstürzende Wasser trifft jeweils auf den Boden, dort dreht es sich zurück zur Mauer - wie in einer Waschmaschine: Es entsteht die gefürchtete Wasserwalze, aus der es für Schwimmer so gut wie kein Entkommen gibt. Wer mit einem Schlauchboot in so eine Walze gerät, sollte schauen, im Boot zu bleiben und ein Kentern zu verhindern, bis Rettung naht. Ohne Hilfe von außen schafft man's nicht.

Wann sollte man besser gar nicht ins Wasser gehen?

Wenn man schon mit bloßem Auge erkennt, dass der Fluss dreckig und verschmutzt ist - ein Zeichen, dass der Boden aufgewirbelt wird. Und wenn einem eine starke Strömung auffällt. Spätestens, wenn Äste oder gar Bäume vorbeitreiben, sollte man Abstand halten - nicht bloß vom Treibholz, sondern von der Isar.

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Woran erkennen Laien, ob eine Stelle sicher ist?

Den rechtlichen Rahmen gibt die noch heute gültige Münchener Bade- & Bootverordnung in der Fassung vom 21. Dezember 1976 vor: Da steht drin, wo man überall nicht schwimmen darf - und wo Ausnahmen gelten. Generell gilt: In unbekannten Gewässern unbedingt vorsichtig sein! Geübte Sportkanuten erkennen ein Wehr von weitem an einer geraden Kante im Wasser und umgehen es weiträumig. Ungeübte Badebootfahrer steuern oft geradewegs in die Gefahr hinein - trotz großer Warnschilder: Bis zur Kante eines Wehrs fließt das Wasser ja noch relativ ruhig und geräuschlos, erst dahinter lauert die Gefahr. Und die ist von der Wasseroberfläche aus nicht zu sehen.

Und wie kommt man wieder raus aus der Strömung, wenn sie einen doch mal mitreißt?

Wenn man merkt, dass man aus eigener Kraft keine Chance mehr hat, ans Ufer zu schwimmen, sollte man versuchen, sich an irgendetwas festzuklammern - Ästen, Bäumen, alles, was einem Halt gibt - und laut auf sich aufmerksam machen.

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(Foto: Sebastian Gabriel)

Vorsicht, hier wird es - aus unterschiedlichen Gründen - gefährlich: Das Wehr an der Marienklause,...

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(Foto: Alessandra Schellnegger)

...das Großhesseloher Isarwehr...

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(Foto: Stephan Rumpf)

...und wenn der Fluss nach großen Regenmengen gefährlich anschwillt und trüb wird.

Was können Menschen am Ufer tun, wenn Schwimmer in Not geraten?

Selbst wenn's schwer fällt: auf keinen Fall hinterherspringen und sich selbst auch noch in Gefahr bringen. Im schlimmsten Fall müssen dann mehrere Menschen gerettet werden und nicht nur einer. Auch für die professionelle Helfer gilt die Maxime: Eigenschutz geht vor Fremdrettung. Fürs erste hilft es schon, am Ufer zu bleiben und den Badenden etwas zuzuwerfen, woran sie sich festhalten können, Rettungsringe (sofern in der Nähe vorhanden), oder ihnen lange Stangen oder Äste zu reichen. Außerdem sofort einen Notruf über die Nummer 112 tätigen und den Standort möglichst genau mitteilen: Bei der Orientierung definiert der Blick flussabwärts, welches das rechte und welches das linke Ufer ist - da gehen mitunter Minuten verloren, wenn das Rettungsteam zur falschen Seite beordert wird. Und man sollte versuchen, die in Not geratene Person im Blick zu behalten, falls sie weiter abgetrieben wird.

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Und was, wenn man sieht, dass jemand bewusstlos in der Isar treibt?

Auch da gilt, sich nicht ins Wasser und damit in Gefahr zu begeben. Die Bergung sollte man geschulten und gesicherten Einsatzkräften überlassen.

Wie soll man am Ufer erste Hilfe leisten?

Bewusstlose in eine stabile Seitenlage bringen, mit dem Kopf an der niedrigsten Stelle, damit eventuell eingesogenes Wasser durch Mund und Nase abfließen kann. Erst wenn der Verunglückte nicht mehr atmet, mit der Reanimation anfangen. Gerettete, die bei Bewusstsein sind, husten das Wasser in der Regel alleine raus. Gegebenenfalls kann man ihm oder ihr beim Erbrechen helfen. In allen Fällen müssen die Menschen umgehend von Rettungskräften betreut und ins Krankenhaus gebracht werden.

© SZ vom 18.08.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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