Automobilmesse in München:IAA will doch nicht in den Olympiapark

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Die Internationale Automobilausstellung wird stattdessen etliche zentrale Plätze in München belegen - zum Teil 16 Tage lang. So sehen die Pläne aus.

Von Andreas Schubert, München

Die Internationale Automobil-Ausstellung (IAA), die nächstes Jahr nach München kommt, wird in der Innenstadt einiges an Platz beanspruchen. Vom 7. bis 12. September 2021 werden der Königsplatz, der Wittelsbacherplatz, der Odeonsplatz mit der Ludwigstraße bis Galeriestraße, der Max-Joseph- und der Marienplatz als Ausstellungs- und Eventfläche für die Messe dienen. Weil noch Auf- und Abbauzeiten dazugerechnet werden müssen, werden die Plätze voraussichtlich bis zu 16 Tage von der IAA belegt sein. Dies geht aus der Beschlussvorlage hervor, die noch der Feriensenat des alten Stadtrats in seiner Sitzung am 29. April abgesegnet hat - in nichtöffentlicher Sitzung. Seine grundsätzliche Bereitschaft, öffentlichen Raum zur Verfügung zu stellen, hatte der Stadtrat schon im Februar erklärt.

Der Beschluss habe im April fallen müssen, weil die Messe München als Ausrichterin noch im selben Monat die Verträge mit dem Verband der Automobilindustrie (VDA) unterzeichnen habe müssen, schreibt Wirtschaftsreferent Clemens Baumgärtner in der Vorlage.

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Die IAA soll aus zwei räumlich getrennten Bausteinen bestehen. Dem "Summit" (zu deutsch: Gipfel) auf dem Messegelände und den "Open Spaces", für jedermann zugängliche Flächen im Zentrum. Insgesamt bieten diese "Open Spaces" für die Öffentlichkeit nach Einschätzung des Wirtschaftsreferates auf rund 51 000 Quadratmetern Fläche Platz für etwa 90 000 Besucher. Den Olympiapark, der ursprünglich als zusätzliche Fläche zum Messegelände vorgesehen war, hat die Stadt aufgrund "der Vorbehalte der Automotiveunternehmen", wie es in der Vorlage heißt, als Eventfläche für die IAA wieder verworfen.

Mehrere Aspekte nachhaltiger Mobilität sollen auf den Plätzen präsentiert werden. Verbrennungsmotoren sollen - zumindest weitgehend - keine Rolle spielen. Ganz verschwinden werden sie aber nicht. So ist in der Vorlage auch von "emissionsarmen Antrieben mit neuen Filtertechnologien" die Rede.

Dennoch wird der Umweltschutz eine bedeutendere Rolle spielen als in der Vergangenheit. So soll bei den Ständen der Aussteller auf "eine lange Lebensdauer und einen hohen Wiederverwertbarkeitsgrad" geachtet werden sowie auf "recyclebare und mehrmals einsetzbare Materialien. "Bilanziell" sollen die Autohersteller "ermutigt werden" ihre Auftritte CO₂-neutral zu gestalten. Auch das Thema "Smart City", also Stadtplanung unter dem Gesichtspunkt der nachhaltigen Mobilität, soll vorgestellt und mit den Bürgern diskutiert werden, dazu gehören auch die Themen Multimodalität (Nutzung mehrer Verkehrsmittel etwa auf dem Weg zur Arbeit) und Shared Mobility (das Teilen von selbst bewegten Fahrzeugen wie Autos oder E-Scootern). Eher in die Kategorie Zukunftsmusik dürften dann Themen wie Hyperloop oder Flugtaxis fallen, die dennoch auf der Messe ihre Berücksichtigung finden. Dann soll es auch noch Dialog- und Diskussionsforen geben und zudem "entertainmentfokussierte Veranstaltungselemente". Damit sind etwa Konzerte oder Workshops gemeint.

Freilich wird das Nutzungskonzept noch etwas konkreter werden müssen. So fordert das Kreisverwaltungsreferat (KVR) eine Gesamtkoordination wie auch bei anderen Großveranstaltungen, etwa der Fußball-EM. Die geplante Transferachse vom Messegelände zu den anderen Schauplätzen indes wird nächstes Jahr noch nicht kommen. Das KVR hält eine Umsetzung dieser "High Occupancy Vehicle Lanes" (HOV) - das sind Fahrspuren, die Bussen und mit mehreren Menschen besetzten sowie emissionsfreien Autos vorbehalten sind - binnen anderthalb Jahren nicht für möglich. Für die Strecke, die einen Transfer von der Messe ins Zentrum innerhalb von nur zwölf Minuten ermöglichen soll, brauche es umfangreiche Voruntersuchungen. Da gibt es aus Sicht der Behörde eine ganze Liste von Punkten, die nur mit Sorgfalt und "dem Fachwissen eines mit den Münchner Verhältnissen vertrauten Ingenieurbüros", so heißt es in der Stellungnahme des KVR, untersucht werden könne.

Für die Einrichtung der HOV-Spuren müssen unter anderem auf der Autobahn A 94 und der Prinzregentenstraße Spuren für den normalen Verkehr gesperrt werden. Das KVR will unter anderem prüfen lassen, wie sich die privilegierte Spur auf die Stau-Entwicklung auswirkt, ob sich Verkehrsströme verlagern, welche Gefahren für Fußgänger sich ergeben können, wie Ampeln angepasst werden müssen und wie eine vorschriftsmäßige Nutzung der HOV-Spuren überhaupt gewährleistet werden kann.

© SZ vom 07.05.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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