Automesse:München wird neuer Austragungsort der IAA

Stau am Mittleren Ring in München, 2017

Stau auf dem Mittleren Ring am Olympiapark während der abendlichen Rush Hour.

(Foto: Stephan Rumpf)
  • Die Internationale Automobilausstellung (IAA) in München soll sich auf der Messe abspielen, im Olympiapark und an anderen Plätzen.
  • An der ersten Bewerberrunde hatten sich sieben Städte beteiligt.
  • Ministerpräsident Söder will mithelfen, ausländische Hersteller auf die Messe zu holen: Bei der letzten IAA in Frankfurt fehlten große Marken wie etwa Tesla.

Von Max Hägler

Die bayerische Landeshauptstadt wird Austragungsort der Internationalen Automobilausstellung im Jahr 2021, kurz IAA. Darauf einigten sich am Dienstagnachmittag die deutschen Autobosse und Hildegard Müller, die Präsidenten ihres Lobbyverbandes VDA in einer Telefonkonferenz. Die weltweit bedeutende Schau soll sich auf der Messe abspielen, im Olympiapark und an anderen Plätzen, verbunden durch eine Route mit Vorrang für E-Autos.

"Es war ein sehr enges Rennen", ließ sich Müller zitieren. Mit dabei waren zuletzt noch Berlin und Hamburg. Der langjährige Austragungsort Frankfurt am Main hingegen war schon länger ausgeschieden. Denn im vergangenen Jahr hatten sich aus Sicht der Automanager die Limitierungen des Ortes gezeigt: Vor den Toren und in den Hallen demonstrierten Umweltschützer, störten die Inszenierung. Selbst der Frankfurter Oberbürgermeister, ein SPD-Mann, kritisierte die Präsentation der meist großen Wagen als aus der Zeit gefallen. Auch deshalb blieben Besucher und Aussteller weg - und die Branche beschloss einen kompletten Neuanfang. Ein Kriterium: Die IAA soll sich mehr für die Stadtbevölkerung öffnen.

Dass München schließlich gewinnt, war dabei durchaus nicht gesetzt. Während der ersten Bewerberrunde, an der sich noch sieben Städte beteiligten, schienen die Bayern zeitweise sogar abgehängt. Denn Hamburg war interessant, auch weil das neutraler Boden ist aus Herstellersicht. Berlin war gesetzt - und Köln hatte eine sehr gute Bewerbung hingelegt. Aber die möglichen Termine in Köln passten nicht zu den Wünschen des VDA. Deshalb und weil sich BMW extrem für den Heimatstandort ins Zeug legte, rutschte München doch unter die Top Drei.

Zum Start der zweiten Runde vor vier Wochen war noch Berlin der Favorit. "Sexy" sei der Standort, hieß es, natürlich, wegen der internationalen Strahlkraft und des Start-up-Flairs. Und was man dem Ort sonst eben an Buntheit zuschreibt. Aber die Zweifel an der Bundeshauptstadt sind zunehmend größer geworden. Immer wieder stellten die Automanager darauf ab, dass die grüne Partei in Berlin sich so sehr gegen eine IAA positioniert hätte, sogar auf ihrem Parteitag. Das sei ja nun das Gegenteil von Leidenschaft für Automobilität und den Wunsch nach "Willkommensein", den zuletzt auch VDA-Präsidentin Müller so betont hatte. Und nicht zu vergessen sei ja dort - wie auch in Hamburg - die autonome Szene, die womöglich gegen Autos und Konzerne zu Felde ziehen würde.

Bei der letzten IAA fehlten etliche spannende Marken wie etwa Tesla

München dagegen, stauverstopft, aber gelassen, legte sich immer mehr ins Zeug, nach einem eher verhaltenen Start. Im Februar wurde Geld dazugepackt und handfeste Hilfe in Aussicht gestellt. Dem Vernehmen nach erklärte sich die Messe München bereit, einen mittleren siebenstelligen Betrag zu zahlen im Falle eines Zuschlags. Einige Tage zuvor hatte Bayerns Staatsregierung bereits 15 Millionen Euro zugesagt. Noch wichtiger ist den Automanagern wohl das Versprechen von Ministerpräsident Markus Söder (CSU), mitzuhelfen, ausländische Hersteller auf die Messe zu holen: Bei der letzten IAA in Frankfurt im vergangenen Herbst fehlten etliche spannende Marken wie etwa Tesla.

Und schließlich galt es, für München noch brancheninterne Eitelkeiten aus dem Weg zu räumen. Anderslautenden Abwiegelungen zum Trotz gab es Widerstand, weil eine geplante IAA-Spielstätte dort sehr im Schatten eines Herstellers stehen wird: Von so ziemlich jedem Platz im Olympiapark ist der sogenannte Vierzylinder zu sehen, die Zentrale des BMW-Konzerns. Große Vorbehalte deswegen hatten - nachvollziehbar - vor allem die Konkurrenten Daimler und Volkswagen. Bei BMW ersannen sie als Zeichen des Entgegenkommens eine pragmatische Lösung: Die Propeller auf dem Dach, wie das Firmenlogo intern genannt wird, würden einfach überklebt während der Messe. Ein Vorschlag lautet: mit dem Wort "VDA". Unterhaltsamer ist ein anderer Vorschlag: mit Sonnenblumen.

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