Bei einer Veranstaltung Mitte Mai hatte sie sich bereits angekündigt, jetzt rollt die Protestwelle gegen die Planung von Hochhäusern auf dem Klinik-Campus und dem benachbarten Villengrundstück in Thalkirchen. Vor allem die Anwohner der von den Änderungen des Bebauungsplans betroffenen Bereiche Am Isarkanal (westlich), Tierparkstraße (nördlich) und Schäftlarnstraße (östlich) haben Einwände. Thalkirchen sei "in großer Aufruhr", heißt es in einer entsprechende Stellungnahme ans Referat für Stadtplanung und Bauordnung, die bereits von 509 Personen unterzeichnet wurde.
Ohne am Erweiterungsbedarf der beiden Kliniken, Artemed-Klinikum München Süd und Internistisches Klinikum München Süd, grundsätzlich zu zweifeln, kritisieren die Anwohner die angestrebte Höhenentwicklung als "massiv übertrieben". Die drei geplanten Turmbauten von 48, 41,5 und 39,5 Metern Höhe wären ein "unverzeihlicher städtebaulicher Affront gegenüber der dreigeschossigen, denkmalgeschützten Umgebungsbebauung", heißt es in der Resolution ans Planungsreferat.
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Insbesondere die beiden südlichen Wohntürme stoßen auf entschiedene Ablehnung. Für die umliegenden Anwohner, insbesondere von Schäftlarnstraße, Pognerstraße und Alfred-Schmidt-Straße, sei "nicht nachvollziehbar", "warum in das sinnvolle Projekt der Klinikerweiterung ein Baurechtsgeschenk für 175 Wohneinheiten integriert werden muss". Beteuerungen, in jener Wohnanlage werde dauerhaft günstiger Wohnraum für das Klinikpersonal und Pflegekräfte geschaffen, halten die Anwohner für "unglaubwürdig".
Gegen Hochhäuser "in dieser sensiblen Umgebung" spricht nach Meinung der Anwohner auch die Verkehrssituation in Thalkirchen. Diese sei ohnehin angespannt und werde sich unweigerlich verschärfen, sollte ein zu geringer Stellplatzschlüssel - die Rede ist von 0,2 - gewählt werden. Mit einem "radikalen Autoverzicht" sei erfahrungsgemäß nicht zu rechnen. Auch Hinweise auf die nahe U-Bahnlinie 3 gingen fehl, denn dieses Verkehrsmittel sei in Stoßzeiten längst überlastet.
Hinzu kommen aus Sicht der Anwohner Probleme mit dem Klimaschutz. Sie erinnern daran, wie ernst das Planungsreferat diesen Aspekt noch genommen habe, als es um die Erweiterung der Thalkirchner Kletterhalle ging. Diesmal sei zu befürchten, dass drei hohe Türme die flussnahe Frischluftschneise zustellen könnten. "Mit extremer Skepsis" blicken die Anwohner ebenso auf den Grund- und Hochwasserschutz.
Auch Bund Naturschutz und Münchner Forum protestieren
Der Bund Naturschutz (BN), Kreisgruppe München, sowie das Münchner Forum teilen die ablehnende Haltung der Bürger. Sie befürchten Gebäudehöhen, "die den Charakter des Naherholungsgebietes Isarauen wie auch den Dorfkern von Thalkirchen zerstören würden". Der Münchner BN-Geschäftsführer Martin Hänsel hält die Entwürfe für "nicht durchdacht und nicht zukunftsfähig". Sie seien ein klarer Verstoß gegen die Grundpfeiler der Klimaanpassung und des Naturschutzes. Seine Organisation fordert deshalb, "auf die Hochpunkte zu verzichten". Stattdessen müsse der Baumbestand im südlichen Bereich des Planungsgebiets gesichert werden.
Für das Münchner Forum liegt die Unverträglichkeit der aktuellen Bebauungsplanung schon aus städtebaulichen Gründen auf der Hand. Ein "Sündenfall" aus den 1960er-Jahren wie das Wohnhochhaus Am Isarkanal 24 dürfe sich nicht wiederholen, fordert der Arbeitskreis Öffentliches Grün des Forums, und schon gar nicht sollte sich in Thalkirchen eine neue "Isar-Skyline" erheben.