Bauvorhaben in Thalkirchen:Protest gegen Pläne zum Klinik-Quartier

Bauvorhaben in Thalkirchen: Die Wohntürme an der Isar sollen der enormen Nachfrage Rechnung tragen.

Die Wohntürme an der Isar sollen der enormen Nachfrage Rechnung tragen.

(Foto: Goergens Miklautz Architekten und Stadtplaner)

Die Thalkirchner wehren sich gegen die Neugestaltung des Krankenhaus-Viertels am Isarkanal, insbesondere gegen die vorgesehenen Wohntürme. Warum die Stadt ihre Bürger nicht überzeugen kann.

Von Jürgen Wolfram

Eine gut besuchte Diskussionsveranstaltung der Stadt zur Neugestaltung des Thalkirchner Klinikviertels hat ein selten einheitliches Meinungsbild ergeben: Die Bewohnerinnen und Bewohner des Stadtteils lehnen strikt ab, was ihnen an geplanten Veränderungen auf dem drei Hektar großen Areal am Isarkanal, an der Schäftlarn- und der Tierparkstraße unter dem Titel des Bebauungsplans "Am Isarkanal" präsentiert wird. Gebäudehöhen bis zu 48 Meter erwiesen sich als unerwünscht, Angaben zur Verkehrsregelung und Bewahrung des wertvollen Baumbestandes wurden in Frage gestellt, Aussagen über die langfristige Sicherung geförderten Wohnraums für Pflegekräfte und Klinikpersonal angezweifelt.

Die Vertreterinnen der Stadtverwaltung, der Architekten und Landschaftsplaner sahen sich fast drei Stunden lang mit einem Schwall kritischer Äußerungen konfrontiert. Am Ende stand der verzweifelte Appell eines Chefarztes, doch bitte die Personalnöte der Kliniken, die im Wesentlichen Wohnungsnöte seien, nicht zu vergessen.

Mit den wichtigsten Zielen der Planung für den sogenannten Gesundheitscampus in Thalkirchen gingen die Versammlungsteilnehmer durchaus noch konform. Ute Michel-Grömling vom Referat für Stadtplanung und Bauordnung hatte sie eingangs knapp so umrissen: "Der Klinikstandort soll zukunftssicher weiterentwickelt, wachsenden Bedarfen angepasst werden, dies bei Erhaltung des wertvollen Baumbestands auf dem Gelände." Signifikante Bestandteile der Erweiterungs- und Modernisierungspläne sind die Schaffung von Räumen für "kliniknahes Wohnen" frisch entlassener Patienten, eine Neupositionierung der Rettungswache, die Errichtung eines Verbindungstraktes zwischen den beiden Kliniken sowie eine Tiefgarage. Kita, Café und Naturkostladen könnten das Konzept abrunden.

Warum im Südteil des Areals, auf dem Grundstück der ehemaligen Rinecker-Villa, überdies zwei Wohntürme entstehen sollen, die sich höhenmäßig von der teils denkmalgeschützten Umgebungsbebauung deutlich abheben würden und nach verbreiteter Auffassung neben einem benachbarten Hochhaus aus den Sechzigerjahren weiteren Bausünden gleichkämen, wollte sich den Versammlungsteilnehmern partout nicht erschließen. Dies umso weniger, als sie es für aussichtslos halten, die darin enthaltenen 175 Wohnungen langfristig nach sozialen Kriterien Krankenhausbediensteten zur Verfügung zu stellen. Schon aus Rentabilitätsgründen sei eher damit zu rechnen, dass zumindest einer der Türme letztlich zum Hort teurer Eigentumswohnungen mutiere, hieß es.

Die U-Bahn verkehrt schon jetzt an ihrer Belastungsgrenze

Nicht minder vehement nahmen sich die Zweifel an der Verkehrsplanung rings um den Gesundheitscampus aus. Weitere Autos könnten Thalkirchens verstopfte Straßen unmöglich aufnehmen, wurde gleich mehrfach betont. Insofern wirke sich ein vorgesehener minimaler Stellplatzschlüssel kontraproduktiv aus. Und auch der stete Hinweis auf die benachbarte U-Bahn-Station helfe nicht wirklich weiter, meinten einige Redner unisono. Denn die U3 verkehrte schon jetzt an ihrer Belastungsgrenze.

Letztlich schenkte die Versammlung auch der Zusage wenig Glauben, wonach den Bauvorhaben nur wenige Bäume geopfert werden müssten. Vage Angaben der Verwaltung - "wir sind noch im Prüfstadium" - verschärften insofern eher die Skepsis, als sie zu dämpfen. Bange Fragen nach negativen Folgen für die Frischluftschneise ("unsere natürliche Klimaanlage Isar") sowie fürs Grundwasser im angrenzenden Landschaftsschutzgebiet komplettierten den Reigen der Einwände.

Letztlich warf die Versammlung sogar die Frage auf, ob es nicht besser wäre, einen 50 Jahre alten Bebauungsplan zu verwirklichen, als einen neuen aufzulegen und Investoren Baurechtsgeschenke zu machen. Vor allem wenn im Gegenzug limitierende soziale, ökologische und architektonische Maßgaben nicht durchsetzbar seien. Der Bezirksausschuss-Vorsitzende Ludwig Weidinger (CSU) erinnerte daran, dass auch die Mehrheit der Stadtteilvertretung erhebliche Vorbehalte gegen die Klinikplanung hege, vor allem wegen der Höhenentwicklung. Gleichwohl sei zumindest am vorhandenen Baurecht nicht zu rütteln. Weidinger rief die Thalkirchner dazu auf, ihre Einwendungen geltend zu machen, ehe der Stadtrat in dieser Sache seinen Billigungsbeschluss fasst. Gelegenheit zu Äußerungen ist noch bis 6. Juni.

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