Boazn - Öffentliche Bedürfnisanstalt:Feiern unter der Brücke

Lesezeit: 2 min

Die "Öffentliche Bedürfnisanstalt" hat eine lange Entstehungsgeschichte. (Foto: Robert Haas)

Acht Jahre hat es gedauert, bis Yilmaz Demir sein Lokal im früheren WC-Häuschen an der Ludwigsbrücke eröffnen konnte. Als Boazn geht sein Konzept weniger durch, aber die Mischung aus Tagesbar, Terrasse und Tanzen hat schon viele Fans gefunden.

Von Sarah Maderer

Spätestens nach der Pandemie hat man sich als Münchnerin und Münchner daran gewöhnt, nicht mehr in einer pulsierenden Partystadt zu leben. Draußen feiert es sich nach elf Uhr selbst im Sommer verhalten, kaum ein Viertel hat nicht mit Anwohnerbeschwerden zu kämpfen. Hätte man doch nur eine Lärmschutzmauer über dem Kopf und eine Art Pegelpuffer vor der Tür. Wie die neue Bar am Fuß der Ludwigsbrücke, "Boazn - Öffentliche Bedürfnisanstalt".

Bis weit nach Mitternacht darf hier laute Musik gespielt werden. Brücke und Flussrauschen schlucken jeden Bass und die nächsten Anwohner leben am gegenüberliegenden Isarufer. Yilmaz Demir war als Kind einer von ihnen. Damals wusste er freilich nicht, wie sich sein Blick auf die Ludwigsbrücke verändern würde. Vor etwa zwei Monaten konnte er seine "Boazn" endlich eröffnen, nach acht Jahren Kampf mit Umbauarbeiten, Behörden und Finanzierung.

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"Befreiend" werde sich die Eröffnung für ihn anfühlen, prophezeit Demir noch zu Beginn des Sommers und in der Tat sieht er befreit aus, wie er an einem Abend Mitte September um halb zwölf Uhr am Terrasseneingang unter der Straßenlaterne lehnt und jeden Gast herzlich in seiner "Bedürfnisanstalt" begrüßt. Die trägt das ehemalige, aufwendig sanierte Klohäuschen noch immer im Namen, bloß kann man hier sein Bier heute auch trinken, nicht mehr nur zurückgeben.

Das Helle (4,90 Euro) stammt aus Niederbayern und wird von einem Freund Demirs nach Eigenrezept gebraut. Auch die restliche Getränkekarte liest sich boaznmäßig bodenständig: gängige Weiß- und Rotweine (0,2 Glas 7,50 Euro), beliebte Longdrinks wie Gin Tonic oder den "Boazn Mule" aus Wodka, Zucker und Ginger Beer (je 11,60 Euro) und Shots (zwischen 2,50 und 4 Euro). Keine Cocktails, keine Bartender-Schürzen.

(Foto: Robert Haas)
(Foto: Robert Haas)
(Foto: Robert Haas)

Ein paar Spritzkreationen haben es noch auf die Karte geschafft, darunter Maracuja, Grapefruit (je 8,50 Euro) und natürlich Aperol Spritz (7,50 Euro). Nur der Minz Spritz (10,50 Euro) mit Gin, Zitronensaft und Zuckersirup fällt streng genommen unter Cocktails, vielleicht wird einem deswegen direkt von der Bestellung abgeraten.

Zum Team gehören auch Demirs Sohn Silvan und dessen Freundin Lea Seemüller, die Demir beide in der Geschäftsführung unterstützen. Ihr locker familiärer Umgang überträgt sich auf Belegschaft und Gäste, hier kommen die unterschiedlichsten Gruppen ins Gespräch. Selbst Stammgäste konnten die Demirs schon nach kurzer Zeit an sich binden, zahlreiche Schnapsrunden sind daran nicht unschuldig. Für den weichen Weißbierlikör (3,50 Euro) kommt man gerne wieder.

(Foto: Robert Haas)
(Foto: Robert Haas)

Während man draußen auf der Holzterrasse am randvollen Drink nippt und Passanten dabei beobachtet, wie sie zunächst langsamer werden, staunen und dann zu dem Entschluss kommen, dass es sich wohl nicht um eine illegale Privatparty handelt, füllt sich drinnen die Tanzfläche.

Der DJ spielt zeitgenössische "Banger" mit temporeichen Wechseln, die rote Beleuchtung untermalt anderswo eher Clubs als Bars. Als Boazn geht dieses einzigartige Konzept aus Tanzen, Tagesbar und Terrasse vielleicht weniger durch. Doch ist es ganz bestimmt ein Ort ungezwungener Geselligkeit.

Boazn - Öffentliche Bedürfnisanstalt , Karl-Müller-Weg 2, 81667 München, Telefon: 0179/4944395, Öffnungszeiten: Sonntag bis Mittwoch 11 bis 1 Uhr, Donnerstag bis Samstag 11 bis 3 Uhr.

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