Das traute Bild täuscht: Auf einem offiziellen Foto auf der Internetseite der GWG sitzen sie auf einem Holzstamm, Knie an Knie, und strahlen um die Wette. Doch Gerda Peter und Christian Amlong, die Geschäftsführer der städtischen Wohnungsbaugesellschaft GWG, haben wohl nur noch eines gemeinsam: Sie müssen beide vorzeitig gehen. Der Aufsichtsrat hat nach Informationen der SZ beschlossen, sich von der Geschäftsführerin und dem Geschäftsführer zu trennen. Streit, schlechte Kommunikation, kein Elan bei der geplanten Fusion der beiden städtischen Gesellschaften GWG und Gewofag: Im Rathaus hat sich viel Unmut angestaut.
Auch wenn noch Gespräche über die Formalien und die offizielle Sprachregelung laufen, es gab den dringenden politischen Wunsch nach Veränderung. Zudem soll Amlong auch von sich aus geäußert haben, dass es für ihn so nicht weitergehen kann. Die Zustände an der Spitze sollen unhaltbar geworden sein: Es ist ein offenes Geheimnis, dass Peter und Amlong so zerstritten sind, dass ein vernünftiges Gespräch zwischen den beiden offenbar nicht mehr möglich ist. "Spinnefeind", so umschreibt man im Rathaus das Verhältnis. Ähnlich erkaltet soll der Draht zur Belegschaft sein.
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Damit erhalten etwa 70 000 Menschen in München einen neuen Chef-Vermieter - oder möglicherweise wieder zwei. Der GWG gehören in der Stadt etwa 30 000 Wohnungen. An den günstigen Mieten wird der Wechsel an der Spitze aber nichts ändern: Im vergangenen Jahr zahlten die Mieterinnen und Mieter im Schnitt unter acht Euro für den Quadratmeter kalt.
Peter und Amlong wurden 2016 als Geschäftsführer verpflichtet und traten gemeinsam den Dienst an. Doch sie erfüllten die Erwartungen der Politik nicht - oder zumindest zuletzt nicht mehr. Wie groß der Unmut in der Stadtrats-Koalition sein muss, zeigt die Personalie Amlong. Dieser war als prominenter SPD-Stadtrat an die Spitze der GWG gewechselt. Dass ein Parteimitglied einer der beiden Regierungsfraktionen vorzeitig verabschiedet wird, ist ein höchst ungewöhnlicher Vorgang.
Der nun forcierte Neustart kommt zu einem Zeitpunkt, an dem die Weichen bei den Wohnungsbaugesellschaften GWG und Gewofag neu gestellt werden sollen. Die grün-rote Koalition hatte im Dezember 2020 erstmals öffentlich erklärt, dass sie die beiden städtischen Töchter zusammenführen will. Die Gewofag als die große Schwester der GWG hat mit 37 000 Wohnungen noch einmal 7000 mehr in ihrem Bestand. Entstehen könnte so ein milliardenschwerer Konzern mit etwa 1000 Beschäftigten.
Die SPD habe die beiden Gesellschaften "aufeinander gehetzt", kritisiert die FDP
Dem Vernehmen nach ärgerte sich die Koalition, dass die GWG als kleinere Gesellschaft nicht viel Lust und Engagement zeigte, die Fusion voranzubringen. Dafür macht man auch die beiden Geschäftsführer verantwortlich. Man erkenne zwei unterschiedliche Geschwindigkeiten bei Gewofag und GWG, hatte SPD-Fraktionschef Christian Müller im Dezember 2021 öffentlich bei einer Stadtratsdebatte geklagt. Ursprünglich wollten Grüne und SPD die Fusion bis 2024 hinbekommen, doch es geht nur langsam vorwärts. Der offizielle Stand ist weitgehend der aus der Dezember-Sitzung 2021: Der Stadtrat genehmigte damals fünf Millionen Euro für die externe Beratung bis zum Jahr 2025.
Die Koalition erhofft sich von einer einzigen starken Gesellschaft mehr Schlagkraft beim dringend nötigen Bau neuer Wohnungen. 1250 sollten die beiden Unternehmen insgesamt pro Jahr errichten. Obwohl sie diese Zahl 2021 knapp verfehlten, heißt das künftige Ziel 2000 pro Jahr. Das ist nach Lesart der Politik nur mit effizienten Strukturen zu schaffen. Und nicht mit der bisherigen Arbeitsweise der GWG, bei der schon mal Mieter vor einem nicht fertigen Haus gestanden haben sollen. Zudem sieht die Koalition bei einer Fusion Potenziale in den Bereichen Baukosten und Digitalisierung.
Wer nun bei der GWG die Fusion beschleunigen soll, blieb zumindest nach außen hin zunächst offen. Auch die Frage, ob die Gesellschaft vorerst kommissarisch oder mit einem oder mit zwei Geschäftsführern weitergeführt wird, soll noch offen sein. Die Gewofag verfügt mit Klaus-Michael Dengler, der seit 2014 im Amt ist, über einen erfahrenen Manager. Mit ihm bildet seit diesem Jahr Doris Zoller eine Doppelspitze.
Die Opposition kritisierte den Umgang mit den beiden Gesellschaften immer wieder scharf. Die Fusion werde ohne ausreichend Wissen um die Kosten und den Nutzen angestrebt und dazu noch völlig falsch aufgesetzt, so der Tenor von CSU, FDP und Linke. Zuerst müsse der Sinn eines Zusammenschlusses geprüft und dann gehandelt werden, forderten sie in mehreren Stadtratssitzungen. Durch Bemerkungen über die verschiedenen Geschwindigkeiten bei den Vorbereitungen würden die beiden Gesellschaften "aufeinander gehetzt", sagte FDP-Fraktionschef Jörg Hoffmann.
Hinweis: Ursprünglich haben wir berichtet, dass Klaus-Michael Dengler seit 2004 - statt 2014 - im Amt sei. Wir bitten, den Fehler zu entschuldigen.