Ehemaliges Bahngelände:Grünes Band statt alter Gleise

Lesezeit: 2 min

Gleise ins Nirgendwo: An der alten Bahntrasse östlich der Olympia-Pressestadt soll ein Biotopstreifen mit Rad- und Fußweg entstehen. (Foto: Robert Haas)

Der Stadtrat macht den Weg frei für eine Grünfläche zwischen dem Olympiapark und dem Eisenbahn-Nordring. Profitieren sollen davon Fußgänger, Radfahrer und die Tier- und Pflanzenwelt.

Von Ulrike Steinbacher

Im Sommer 1972 war kein Münchner S-Bahn-Halt so überlaufen wie der Olympiabahnhof "Oberwiesenfeld". Die Linien S5, S11 und S25 schaufelten während der Spiele Sportbegeisterte vom Nordring her an diese Station westlich des Olympiageländes und der Landshuter Allee. Der S-Bahn-Anschluss sollte die U-Bahn im Osten des Parks entlasten und war entsprechend ausgelegt: An den beiden Mittelbahnsteigen und vier Gleisen mit mehr als 400 Metern Länge konnten zwei S-Bahn-Langzüge oder Sonderzüge mit 15 Wagen halten.

Aber gleich nach Olympia hatte der Bahnhof ausgedient, wurde aus dem S-Bahn-Netz genommen und nur noch angefahren, wenn im Stadion Fußballspiele stattfanden. Doch damit war es nach der Europameisterschaft 1988 dann auch vorbei. Die Bahn schaltete die Fahrleitung ab und demontierte sie. Seitdem verrotten die Gleise, der große Bahnhof mit dem markanten Flachdach über den Treppenabgängen ist zwar als Teil des Ensembles Olympiapark denkmalgeschützt, doch er gammelt seit Jahrzehnten vor sich hin.

Olympiazentrum
:Was ein Berliner Künstler am alten Busbahnhof plant

Der zentrale Omnibusbahnhof wurde vor Jahren stillgelegt. Nun kommt das marode Dach weg, um Platz für das Jubiläum der Spiele von 1972 zu schaffen - und für eine große Skulptur.

Von Lea Kramer

2011 kaufte die Stadt der Bahn den etwa 6,5 Hektar großen Korridor zwischen Mittlerem Ring und Moosacher Straße samt Bahnhof und Gleisen ab. Ziel ist es seitdem, ein grünes Band zu schaffen, eine zusätzliche Grünverbindung zwischen dem Olympiapark im Süden und dem Eisenbahn-Nordring. Im heutigen Niemandsland nördlich dieses Korridors soll es dann Veranstaltungsflächen, Skateplätze, Liegewiesen, Spazier- und Radwege geben, aber auch ein Biotop für geschützte Tierarten. Und wer noch weiter nach Norden radeln oder wandern möchte, hat von dort aus an der Eggarten-Siedlung vorbei freie Bahn zum Lerchenauer, Fasanerie- und Feldmochinger See und zu den Erholungsflächen im Norden.

Radler und Fußgänger können künftig die alten Bahnbrücken nutzen

Damit die Aufwertung des alten Bahngeländes in der Praxis möglich wird, muss erst einmal auf dem Papier die Voraussetzung dafür geschaffen werden. Daher hat der Planungsausschuss des Stadtrats am Mittwoch einstimmig dafür votiert, für den 1,1 Kilometer langen schmalen Bahn-Korridor zwischen Georg-Brauchle-Ring und Moosacher Straße den Flächennutzungsplan, also die Leitlinie der Stadtentwicklung, zu ändern. Bisher steht der Korridor dort unter dem Stichwort "Bahnanlage", künftig wird er als "allgemeine Grünfläche" geführt, der 15 bis 30 Meter breite Streifen um die Gleise bekommt zusätzlich den Vermerk "Flächen mit Nutzungsbeschränkungen zum Schutz, zur Pflege und Entwicklung von Boden, Natur und Landschaft".

Newsletter abonnieren
:München heute

Neues aus München, Freizeit-Tipps und alles, was die Stadt bewegt im kostenlosen Newsletter - von Sonntag bis Freitag. Kostenlos anmelden.

Wenn nun das grüne Band entsteht, werden sich Fußgänger und Radfahrer besonders freuen. Denn es wird ihnen Abkürzungen über den Mittleren Ring und die Moosacher Straße bescheren, auf die sie schon lange warten. Denn zu dem Bahn-Korridor gehören auch drei alte Eisenbahnbrücken, eine im Süden, zwei im Norden, die seit Jahrzehnten gesperrt sind. Dass sie für Fußgänger und Radler freigegeben werden, fordern die Lokalpolitiker aus Moosach und Milbertshofen schon lange. Geplant sind außerdem zusätzliche Querungen.

Und auch der alte Olympiabahnhof soll zu neuen Ehren kommen. "Ein weiteres Planungsziel stellt der Erhalt/die Sanierung des ehemaligen Bahnhofsbauwerkes mit Umfeld dar", heißt es in den Unterlagen des Planungsreferats. Dafür zuständig ist das Baureferat. Von dort ist zu hören, dass "umfangreiche Instandsetzungsarbeiten" notwendig sind, um den Bahnhof "als Ort für offene, nicht kommerzielle Jugendkultur anbieten zu können". Bei einer Jugendbeteiligung im Herbst 2021 hätten sich die künftigen Nutzer vor allem "Angebote zum Skaten, Parkour, Bouldern und Sitzgelegenheiten" gewünscht. Außerdem wollen sie, dass die Möglichkeit zum Graffiti-Sprayen und der verwilderte Charakter des Ortes erhalten bleiben.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusNeuer Bausteine-Store
:Wie Lego ist München?

Bald eröffnet ein drittes Geschäft, keine andere deutsche Stadt hat mehr. Ist München so steinchen-affin? Spurensuche bei einem Weltrekordhalter, im Laden und bei Forschern.

Von Philipp Crone

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: