Schwanthalerstraße:DGB und IG Metall bauen neues Gewerkschaftshaus

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Das Gebäude soll sieben Stockwerke hoch werden und eine Natursteinfassade haben. (Foto: N/A)

In dem Neubau, der bis 2024 fertig werden soll, sollen 500 Menschen arbeiten. Doch erst steht der Abriss an.

Von Sebastian Krass, München

Ein Bild vom leer geräumten Schreibtisch neben Umzugskartons, dazu ein kleiner Text, in dem sie sich an "gemeinsam erstrittene Erfolge, lange Diskussionen und genauso lange Parties" erinnert: So hat die Münchner DGB-Chefin Simone Burger in dieser Woche auf Instagram Abschied genommen von ihrem Büro im Gewerkschaftshaus an der Schwanthalerstraße 64. Denn das traditionsreiche, aber marode Gebäude, in dem auch die meisten Münchner Einzelgewerkschaften ihren Sitz hatten, steht vor dem Abriss. Es muss einem Neubau weichen, den der DGB mit der IG Metall errichtet. Dass es so kommen wird, ist seit zwei Jahren klar. Nun geben die Bauherren und Architekten erste Informationen bekannt, wie das neue Gewerkschaftshaus aussehen soll.

Der Entwurf stammt vom Büro GHP Architekten aus Oberursel bei Frankfurt, das sich im August in einem Wettbewerb mit acht Teilnehmern durchgesetzt hat und erstmals in München bauen wird. Der Öffentlichkeit wird sich das überwiegend siebengeschossige Gebäude relativ schlicht präsentieren, mit bodentiefen Fenstern und einer Natursteinfassade drumherum. "Es soll wertig, aber zugleich angemessen für ein Gewerkschaftshaus wirken", beschreibt Axel Weimann, geschäftsführender Gesellschafter bei GHP Architekten, die dahinter stehende Überlegung.

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Im Inneren sollen auf einer Geschossfläche von etwa 20 000 Quadratmetern Arbeitsplätze für etwa 500 Beschäftigte und Tagungsbereiche entstehen sowie "eine ansprechende Kantine mit einer Vollküche und Flächen für die Jugendarbeit und gewerkschaftsnahe Kulturveranstaltungen", so formuliert es der von den Gewerkschaften beauftragte Projektsteuerer Martin Blodow. Die Architekten sollten einen Neubau planen, "der den hohen Ansprüchen und Erwartungen der gewerkschaftlichen Nutzer an eine ökologisch und ökonomisch sinnvolle, funktionale, kommunikative, flexible und doch arbeitsförderliche Umgebung gerecht wird". Zudem solle das Haus eine "hohe Aufenthaltsqualität sowohl für die Mitarbeiter, als auch für Besucher und Gäste" aufweisen. So soll etwa die Raumhöhe etwa drei Meter betragen und damit deutlich mehr als im alten Gebäude, das ein enges Raumgefühl vermittelt.

Mehr Platz - auch für gewerkschaftsnahe Nutzer

Bisher war im Gewerkschaftshaus Platz für etwa 350 Beschäftigte. Durch die zusätzlichen Flächen könnten etwa Gewerkschaften, die derzeit woanders ihre Büros haben, dazukommen, oder es können Flächen an gewerkschaftsnahe Nutzer, etwa Kanzleien für Arbeitsrecht, vermietet werden.

Das Bauvorhaben hat eine lange Vorgeschichte. Der Kern des bisherigen Gewerkschaftshauses wurde vom Architekten Ernst Hürlimann geplant und 1956 eröffnet. Es folgten mehrere Erweiterungen und Sanierungen. Kurz nach der Jahrtausendwende gab es die letztlich verworfene Überlegung, das Gebäude aufzugeben, vor 15 Jahren wurde es noch einmal saniert. Dennoch wird es den heutigen Anforderungen nicht mehr gerecht. Das Grundstück gehörte dem DGB, der aber nicht das Geld für den Neubau hatte. Deshalb tat sich der Dachverband mit der IG Metall zusammen. An der eigens gegründeten Projektgesellschaft halten sie jeweils die Hälfte der Anteile. Ziel des Projekts ist es, die Präsenz der Gewerkschaften im Zentrum Münchens langfristig zu sichern. Das Investitionsvolumen soll sich im höheren zweistelligen Millionenbereich bewegen.

Im nächsten Jahr soll zunächst der Abriss beginnen. Parallel arbeiten die Architekten ihre Pläne aus, den Bauantrag wollen sie im Frühjahr einreichen. Der Start der Bauarbeiten für den Neubau ist für Ende 2021, Anfang 2022 geplant, die Fertigstellung bis Mitte 2024. Bis dahin sind die Gewerkschaften in verschiedenen Ausweichquartieren untergebracht. Die IG Metall sitzt schon seit einem Jahr an der Werinherstraße in Obergiesing. Und Simone Burger zieht mit dem DGB für die nächsten Jahre an die Neumarkter Straße in Berg am Laim.

© SZ vom 12.11.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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