Die zweite Münchner Notfallstudie, die das Institut für Notfallmedizin und Medizinmanagement am Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität dem Gesundheitsausschuss vorgelegt hat, macht klar: Das Notfallaufkommen wird in den nächsten Jahren zunehmen. Das erklärte Leiter Stephan Prückner den Stadtratsmitgliedern am Donnerstag bei der Präsentation der Studie noch einmal ganz deutlich.
In den Kliniken fehlten Kapazitäten bei der Versorgung von Schwerstkranken, fasste er die Studie zusammen. Auch sei die Notfallversorgung von Kindern zu optimieren. Im Bereich der ambulanten Behandlungen müssten Kliniken, Kassenärztliche Vereinigung Bayern (KVB) und Gesundheitsreferat verstärkt zusammenarbeiten. Kurz: Es muss am Ende mehr Bereitschaftspraxen geben.
Das zeige die Studie sehr deutlich, sagte die Dritte Bürgermeisterin Verena Dietl (SPD). Viele Fälle könnten ambulant versorgt werden. "Ich werde deshalb nicht aufhören, auf die KVB hinzuwirken, dass diese Versorgung auch möglich wird." Stefan Jagel, Fraktionsvorsitzender von Die Linke/Die Partei, nennt die Stellungnahme der KVB in der Studie "frech". Man rede sich dort auf das heraus, was er derzeit gebe.
Die KVB stellt in der Studie klar, dass nach Prüfung von Daten und Fakten, der "Bedarf für eine Ausweitung nicht erkennbar" sei. "Ich hoffe sehr, dass es da eine Haltungsänderung gibt", sagt Jagel. 2018 wurden drei neue Bereitschaftspraxen eröffnet - an der München Klinik Bogenhausen, am Krankenhaus Barmherzige Brüder und an der München Klinik Harlaching. 2019 kam eine am Klinikum Dritter Orden hinzu.
Um die Notaufnahmen der Kliniken zu entlasten, die ambulante Medizin zu stärken und die Versorgung gerade in unterversorgten Stadtteilen zu gewährleisten, müsse es mehr Bereitschafspraxen geben - darin waren sich alle Fraktionen einig. Einig war man sich auch, dass die Ergebnisse der Notfallstudie im neuen medizinischen Konzept der München Klinik berücksichtigt werden müssten.