Gay Games 2026:Mit guten Argumenten in den Schlussspurt

Lesezeit: 3 min

Bei den Gay Games stehen 34 Sportarten auf dem Programm. Mitmachen kann jede oder jeder - nur eine Startgebühr muss gezahlt werden. (Foto: Regis Duvignau/Reuters)

Münchens Vertreter sind optimistisch, den Zuschlag für die Spiele zu bekommen. Das hat auch mit dem Bekenntnis der Stadt zur LGBTQ-Bewegung zu tun.

Von Joachim Mölter

Am Donnerstag wird es ernst bei der jährlichen Generalversammlung der Federation of Gay Games (FGG). Dann werden im englischen Seebad Brighton die globalen Sportspiele der LGBTQ-Bewegung für das Jahr 2026 vergeben; unter diesem Kürzel sammeln sich Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transgendermenschen und queere Personen. Bevor am Abend der nächster Ausrichter bekannt gegeben wird, steht aber erst noch ein "Grillfest" auf dem Programm für die Repräsentanten der letzten drei Bewerberstädte, wie der Münchner Stadtrat Beppo Brem (Grüne) die Abschlussveranstaltung vor der Kür nennt.

Bei diesem Grillfest werden jeweils zwei Vertreter aus Guadalajara, Valencia und München auf offener Bühne ein letztes Mal von den wahlberechtigten Delegierten in die Mangel genommen - sie werden gegrillt, wie man im Englischen diese Art von Kreuzverhör nennt. Beppo Brem glaubt und hofft, dass dieser Auftritt das entscheidende Pluspünktchen für Münchens Kandidatur geben könnte.

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Für die steigen nämlich zwei Frauen in den Ring, Martina Kohlbauer und Natascha Gräf, was für sich genommen schon bemerkenswert sei, wie Brem erklärt, einer der Initiatoren der hiesigen Bewerbung. Die wird von einem insgesamt siebenköpfigen Gremium betrieben, in dem alle Mitglieder gleichberechtigt seien. "Eine ungewohnte Organisationsstruktur" sei das, gibt Brem zu.

Auch bei der FGG kenne man es ja eher so, dass es "einen Ober-Zampano gibt und der Rest halt mitmacht"; die flache Hierarchie der Münchner komme aber gut an, glaubt Brem, zumal das Motto der FGG ausdrücklich lautet, "die Gleichberechtigung aller Menschen zu fördern". Deswegen sind die 1982 ursprünglich für homosexuelle Teilnehmer ins Leben gerufenen Gay Games mittlerweile auch offen für alle: Es gibt keine sportliche Qualifikation, mitmachen kann jede und jeder, nur eine Startgebühr ist zu bezahlen.

"Wir sind schon sehr weit, was Finanzierung und Sportstätten angeht"

Die Münchner Delegation weilt seit Montag in Brighton, sie sieht der Vergabe zuversichtlich entgegen, aber Beppo Brem weiß natürlich: "Optimistisch sind alle drei." Die mexikanische Stadt Guadalajara bewirbt sich bereits zum zweiten Mal, außerdem fand die im Vier-Jahres-Rhythmus ausgetragene Breitensportveranstaltung noch nie in Lateinamerika statt. Noch nicht mal in einem spanischsprachigen Land, was dann auch für Valencia sprechen könnte.

Allerdings geht auch München mit sehr guten Argumenten in den Schlussspurt. "Wir sind schon sehr weit, was Finanzierung und Sportstätten angeht", sagt Beppo Brem. Im Olympiapark und in der Zentralen Hochschulsportanlage ballen sich 80 Prozent der Wettkampfstätten, die für die 34 geplanten Sportarten notwendig sind. Außerdem gibt es Zusagen großer Münchner Unternehmen, sich als Sponsoren zu engagieren. "Das ist schon sehr ungewöhnlich in dieser Bewerbungsphase", findet Brem. Im Organisationsgremium rechnen sie mit einem Etat von zehn, elf Millionen Euro.

Die Stadt will die Spiele mit einem Zuschuss unterstützen

Auch die Stadt München unterstützt die Bewerbung, wie der Stadtrat Brem weiß, der den Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) als Repräsentant der Kommune in Brighton vertritt. Reiter wird aber bei der offiziellen Präsentation am Mittwoch mit einer Videobotschaft zugeschaltet und Brem kündigt an, dass der OB bei dieser Gelegenheit den monetären Zuschuss Münchens konkret beziffern wird. Das ideelle Bekenntnis der Stadtspitze zur LGBTQ-Bewegung ist sowieso dokumentiert.

Während der Fußball-EM wollte die Stadt die Arena in Regenbogenfarben strahlen lassen. Die Uefa widersprach. (Foto: Sven Hoppe/dpa)

Die Auseinandersetzung mit der europäischen Fußball-Union Uefa wegen der Beleuchtung der Fröttmaninger Arena in den symbolischen Regenbogenfarben während der Europameisterschaft im vorigen Sommer ist hängengeblieben, sagt Brem: "Das ging weltweit durch die Medien und hat gezeigt, dass München es ernst meint und etwas tut." Beim Besuch einer Inspektionsgruppe im August hatte er jedenfalls den Eindruck: "Wir stehen schon gut da in den internen Bewertungen."

Und falls es nichts wird mit dem Zuschlag für die Gay Games? "Darüber haben wir nicht nachgedacht", sagt Beppo Brem, "wir spielen auf Sieg." Allerdings nicht aus Überheblichkeit, versichert der Vorsitzende des Kreises München im Bayerischen Landes-Sportverband. Es habe einfach mit den persönlichen Biografien der Organisatoren zu tun, die bei einer weiteren Bewerbung eben schon wieder vier Jahre älter wären - und sowieso alles ehrenamtlich erledigen: "Wir haben keinen einzigen hauptamtlichen Mitarbeiter, wir machen alles in unserer Freizeit."

Dass die Münchner unter diesen Umständen unter die letzten Drei gekommen sind, hat sie schon positiv überrascht. Von ursprünglich 20 Kandidaten waren bereits in der ersten Bewerbungsrunde zwölf ausgesiebt worden, nach der zweiten blieben zu Jahresbeginn noch drei übrig. "Wir haben jetzt zwei Jahre auf dieses Ziel hingearbeitet, und wir haben das Gefühl, dass wir unser Bestes getan haben", sagt Beppo Brem. "Wenn am Ende andere besser waren, ist es halt so."

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