Isarphilharmonie in Sendling:Der Gasteig bleibt grau

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Baustellenbesichtigung beim Gasteig-Interimsquartier. Die Fassade soll auch weiterhin unauffällig grau bleiben. (Foto: Robert Haas)

Die Forderungen, die Fassade der Interims-Philharmonie zu begrünen, reißen nicht ab. Stadt, Betreiber und Denkmalschützer lehnen aber vertikale Gärten rundherum ab.

Von Birgit Lotze, Sendling

Die Fassade der neu gebauten Isarphilharmonie bleibt erst einmal grau. Eine Verschönerung, die von mehreren Seiten gefordert wird, ist nach einer Stellungnahme der Denkmalschützer für den Stadtrat noch unwahrscheinlicher geworden. Diese unterstützen die aktuelle Gestaltung. Die Absicht sei, durch den weitgehend neutralen Grauton Ruhe und Zurückhaltung auszudrücken, teilte das Referat für Stadtplanung und Bauordnung mit, dem die Untere Denkmalschutzbehörde untersteht. Das Konzerthaus solle sich nicht gegenüber der angegliederten denkmalgeschützten Halle E in Szene setzen. Das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege unterstütze diesen Ansatz.

Die CSU im Stadtrat hatte den Antrag gestellt, zu prüfen, ob die graue Fassade des Gasteig-Interimsbaus trotz des denkmalschutzrechtlichen Rahmens durch Begrünung oder eine andere Farbwahl attraktiv gestaltet werden kann. Der Bezirksausschuss Sendling hat ebenso schon mehrmals eine Begrünung gefordert, diesen Wunsch haben auch im Mai Teilnehmer einer Infoveranstaltung zum Gasteig geäußert.

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Kritik am Bau kommt von den Anwohnern, speziell von einem Nachbarn aus der Schäftlarnstraße, der seit dem Hallenneubau von seinem Balkon aus auf eine graue Wand blickt - auf einen "übergroßen, grauen Kultursarkophag", wie er die Isarphilharmonie bezeichnet, "ein architektonischer Schandfleck", der im Gasteig-Interims-Werbeprospekt nicht zu sehen sei. Die Nachgestaltung werde doch rein aus Kosten- und aus Zeitgründen abgelehnt, sagt er. Die Halle sei für eine Begrünung so nicht vorbereitet. Er kritisiert, bei der Planung seien "unter dem Deckmantel des Interims" zeitgemäße Standards von Klimaneutralität außer Acht gelassen worden.

Die Isarphilharmonie soll in fünf Wochen eröffnen. Fünf Jahre lang soll sie Heimat der Münchner Philharmoniker sein, bis der rundum erneuerte Gasteig am Rosenheimer Platz wieder bespielbar ist. Die Gasteig-Betreiber befürchten, dass Begrünungspläne den Interims-Zeitplan zunichtemachen könnten. Eine Begrünung sei zwar durch sogenannte Vertical Gardens möglich, schreiben sie in ihrer Stellungnahme. Doch nicht mit der bestehenden Fassade. Es fehlten eine belastbare Unterkonstruktion und Vorrichtungen für die Bewässerung. "Wir gehen davon aus, dass eine komplette Demontage der bestehenden Fassade notwendig wäre, um eine Fassadenbegrünung überhaupt realisieren zu können." Die Planungen dafür kosteten Geld und Zeit. "Der gesamte geplante und eng getaktete Bauablauf würde gestört und die Gesamtfertigstellung auf ungewisse Zeit verschoben werden."

Die aktuelle Fassade sei zudem in der Höhe von drei Metern mit einem sogenannten Lichtband gestaltet, sechs Meter hoch. Das könne man nicht überwuchern lassen, da sonst in die innen liegenden Umgänge der Philharmonie kein Licht einfiele. Bewuchs im oberen Bereich greife eventuell auch die Oberfläche der Fassade an, das könne sich bei einem späteren Verkauf der Halle im Anschluss an die Nutzung als Nachteil erweisen.

Die Fassade nur unten zu bepflanzen, lehnt die Gasteig München GmbH ab. "Eine reine Bepflanzung von unten, beispielsweise durch Efeu, ist angesichts des langsamen Wachstums und der kurzen Interimsdauer nicht relevant." Das Gasteig-Team verweist auch auf Pläne zur Dachbegrünung: Auf allen neu errichteten Gebäuden des Gasteig HP8 - auf der Isarphilharmonie, auf Haus K, Haus G, Saal X sowie auf dem Müllhaus - werde eine extensive Dachbegrünung angelegt. Mehr als 3000 Quadratmeter Grünflächen sollen so entstehen, davon 1800 Quadratmeter auf dem Dach der Isarphilharmonie.

© SZ vom 10.09.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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