Erste Demo
Der ehemalige Physiklehrer Franz Heimerl ist 69 Jahre alt - und noch nie auf einer Demonstration gewesen. Bis zum Freitag. "Ich sehe die Dringlichkeit", sagt Heimerl. Im Grunde sehe er sie schon seit 25 Jahren. "Aber jetzt ist der Punkt erreicht, an dem es gezündet hat." Deshalb ist er auf den Königsplatz gekommen, denn "das Thema darf sich nicht mehr totlaufen". Gerade bei der Stromerzeugung müsse sich "dringend" einiges ändern. Heimerl produziere mit seiner Solaranlage mehr Strom als er verbraucht - aber damit sei er in der Minderheit.
Mehr regulieren
Maike Wagner hat ihr kleines Kind mitgebracht und trägt es sachte durch den Demonstrationszug. Eigentlich gehe sie nicht besonders häufig auf die Straße, sagt die 32-Jährige, aber diese Sache liege ihr am Herzen: Ihr Kind soll schließlich "die Welt auch noch so erleben wie ich". Damit das klappt, wird sich einiges ändern müssen. Die Hebamme und Studentin nimmt da vor allem die Politik in die Pflicht: "Der Gesetzgeber muss mehr regulieren", findet Wagner. Umweltschonendes soll subventioniert, Umweltschädliches teuerer oder verboten werden.
Neues Bewusstsein
Inzwischen sei da bei ihm dieses Bewusstsein, sagt Lukas Wernsdorfer, 23. Dieses Bewusstsein, lieber mit dem Bus nach Rom in den Urlaub zu fahren anstatt weit zu fliegen. Dieses Gefühl, dass etwas nicht stimmt, wenn die Avocados und Bananen im Supermarkt kaum etwas kosten. "Es gibt eine Diskrepanz", sagt der Student. Schon längst sei klar, dass es den Klimawandel gibt - nur passiert sei eben kaum etwas. "Es braucht einen kulturellen Wandel", sagt er. Warum er zur Demo gekommen ist? "Verantwortungsbewusstsein - für die jetzige Generation und die nächste."
Bewundernswert
Er fahre leidenschaftlich gerne Ski, erzählt Torsten Müller, 48, und reist dazu mit dem Zug statt mit dem Auto an. Doch der Schnee zum Skifahren wird in den Bergen immer weniger. Als er in der Zeitung von der Demonstration fürs Klima las, beschloss er mitzumachen - "um die Menge ein bisschen zu vergrößern". Und weil er bewundernswert findet, was Greta Thunberg geschafft hat, die mit den "Fridays for Future"-Demonstrationen begonnen hat. Müller sagt: Klima gehe alle etwas an. Deshalb findet er es "schade, dass Leute meines Alters die Füße stillhalten".
Für die Bäume
Das Sophie-Scholl-Gymnasium hat den Unterricht schon um 10.45 Uhr beendet. Nicht alle sind danach auf den Königsplatz gekommen, um zu demonstrieren, "aber sehr viele", sagt Nina Pfaller, 11. Für sie war das eher keine Frage. Sie fährt viel Fahrrad, will das keine Bäume gefällt werden, und überhaupt "mehr aufs Klima geachtet wird". Zumal Klimaschutz manchmal einfach ist: Gerade hatte ihre Klasse ein Projekt, schädliche Frischhaltefolie wurde ersetzt durch eine Mischung aus Baumwolle und Bienenwachs. Und siehe da: "Das Essen bleibt komplett frisch."