Flughafen München:Der Flugbetrieb startet wieder

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Weil Eisregen angekündigt wurde, sind am Münchner Flughafen vorübergehend alle Flüge annulliert. (Foto: Angelika Warmuth/dpa)

Am Dienstag soll es rund 100 Flugbewegungen geben statt regulär 770. Für die gestrandeten Passagiere hat sich die Misere verschärft.

Von René Hofmann

Am Münchner Flughafen starten und landen wieder Maschinen. "Um 12 Uhr geht der Flugbetrieb wieder los", sagt Sprecher Henner Euting. Statt der ursprünglich geplanten 770 werden es allerdings am Dienstag nur noch rund 100 Flugbewegungen sein.

Ursache für die Sperrung des Flughafens im Erdinger Moos war die Meldung des Deutschen Wetterdienstes von Montagnachmittag: "Dienstag, 5. Dezember 2023, 0:01 - 3:00 Uhr. Amtliche WARNUNG vor MARKANTER GLÄTTE. Es besteht erhöhte Glättegefahr durch gefrierenden Regen. Handlungsempfehlungen: nicht notwendige Aufenthalte im Freien und Fahrten vermeiden bzw. Verhalten im Straßenverkehr anpassen." Bis mindestens 12 Uhr hatte man den Flugverkehr aus Sicherheitsgründen eingestellt. Betroffen waren mindestens 150 Starts und 160 Landungen - und tatsächlich waren die Flächen in der Früh vereist, wie ein Sprecher mitteilte.

"In der ersten Tageshälfte werden die Betriebsflächen enteist. Geplant ist, den Flugverkehr ab Mittag wieder anlaufen zu lassen", hieß es bereits am Montag auf der Homepage des Flughafens. "Allerdings ist davon auszugehen, dass auch im weiteren Verlauf des Tages ein Großteil der Flüge aus Sicherheitsgründen entfallen muss."

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Für die Passagiere, die am Dienstag von MUC aus aufbrechen oder dort landen wollten, bedeutet das Einschränkungen. Betroffen sind vor allem aber auch die Passagiere, die wegen des starken Schneefalls am Wochenende am Flughafen gestrandet sind und dort zum Teil seit Tagen in den Terminals ausharren.

Mit den Flugeinschränkungen, welche der Flughafen am Samstag und am Sonntag verhängt hatte, habe die neuerliche Sperrung nichts zu tun, betonte ein Sprecher - eher schon mit dem vergangenen Winter. Damals hatte der Flughafen am 14. Dezember - einem Mittwoch - seine beiden Start- und Landebahnen aufgrund vereisenden Niederschlags gesperrt, und zwar im laufenden Betrieb, ab 14.15 Uhr.

Binnen der folgenden Dreiviertelstunde wurden mehr als 130 Flüge annulliert, 26 Maschinen, die sich im Anflug befanden, mussten innerhalb von Deutschland umgeleitet werden oder wurden nach Österreich geschickt. Auch um ein ähnliches Szenario zu vermeiden, entschied man sich diesmal frühzeitig zur Sperrung. Für den Betrieb am Flughafen und die Fluglinien sei eine solche leichter umsetzbar, heißt es.

Passagiere, die am Dienstag an den Flughafen kommen wollten, werden aufgefordert, unbedingt den Status ihres Fluges abzufragen, bevor sie aufbrechen. Und das den ganzen Tag über. Der Flughafen öffnet normalerweise um 5 Uhr, Betriebsstart ist um 6 Uhr. Um die Sperrung aufzuheben, musste sich der oberste Verkehrsleiter aber mit mehreren Stellen abstimmen.

Bei niedrigen Temperaturen wird jedes Flugzeug vor dem Start enteist. (Foto: Marco Einfeldt)

Das Wetterphänomen "Eisregen" betrifft nicht nur die Maschinen. Auch die Arbeiter, die auf dem sogenannten Vorfeld zu tun haben, Gepäck verladen oder die Maschinen warten, können ins Rutschen geraten. Passagiere, die mit dem Bus zu den Flugzeugen gebracht werden, sollen ebenfalls sicher dorthin kommen. Bei dem Flugverbot geht es nicht nur darum, Abstürze zu vermeiden.

Dass es ausgesprochen wurde, hatte auch mit dem Wetter am Montag zu tun. Da war am frühen Abend Nebel aufgezogen im Erdinger Moos. Diese Feuchtigkeit erhöhte die Wahrscheinlichkeit der Eisbildung in der Nacht. Präventiv wurden die Rollbahnen und die sogenannten Flugzeugpositionen - also die Parkplätze für die Maschinen - mit Enteisungsmittel behandelt. Dies soll auch helfen, am Dienstag wieder schneller loslegen zu können.

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Der Winterdienst am Flughafen umfasst fast 180 Fahrzeuge. Insgesamt werden 600 Frauen und Männer beschäftigt, von denen 520 eigentlich in der Landwirtschaft oder bei Fuhrunternehmen in der Region um den Flughafen arbeiten. Pro Schicht - der Tag ist in zwei Zwölf-Stunden-Einheiten aufgeteilt - befinden sich 150 bis 200 Helfer im Einsatz. In den vergangenen Jahren wurden pro Saison bis zu 15 000 Maschinen vor dem Start mit Enteisungsmittel besprüht.

Bei der Sperrung im vergangenen Jahr ging der Flughafen nach dem Eisregen schrittweise wieder zurück in Betrieb. Als Erstes wurde damals die nördliche Bahn wieder für Landungen freigegeben, später die südliche. Starts waren erst am Abend wieder möglich.

Die Auswirkungen der Sperrung sind auch dieses Mal massiv. So hat die Lufthansa für Dienstag alle ihre zwölf Verbindungen zwischen dem Berliner Großflughafen und München abgesagt - auch die am Nachmittag. Weil die Fluglinie die Einzige ist, die auf der Strecke pendelt, wird es keinerlei Linienflüge zwischen BER und MUC geben.

Die größte deutsche Airline rechnet einem Unternehmenssprecher zufolge damit, dass es auch in der restlichen Woche deutliche Einschränkungen im Flugverkehr geben wird. Kundinnen und Kunden mit gebuchten Tickets von oder nach München hätten die Möglichkeit, ihr Ticket kostenfrei zu stornieren. Das gelte für Tickets mit Reisetag bis zum 9. Dezember.

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