Günstige Fahrkarten:Deutschland-Ticket für 15 Euro?

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Das Ticket ist seit Mai im Abonnement für 49 Euro im Monat erhältlich - doch nicht für alle Kunden. (Foto: Fabian Strauch/dpa)

Die Stadt München soll nach dem Vorbild Nürnbergs bedürftigen Menschen einen Zuschuss zahlen, um Mobilität für alle zu gewährleisten, fordert die Linke. Im Rathaus sieht man Probleme bei der Umsetzung.

Von Heiner Effern

Ein Deutschland-Ticket für 15 Euro, das fordert die Fraktion Linke/Die Partei für bedürftige Menschen in München. Unterstützt wird sie vom Bündnis München Sozial, zu dem auch die großen Wohlfahrtsverbände wie die Caritas, die Diakonie, die Awo und der Paritätische gehören. "Wir brauchen Mobilität für alle. Sie bestimmt, ob man sein Leben meistern kann und sich zugehörig fühlt", sagte Bündnis-Sprecherin Karin Majewski, die den Paritätischen in Oberbayern leitet. Viele Tausend Münchnerinnen und Münchner könnten von dem Ticket profitieren, sagt Linken-Stadträtin Brigitte Wolf. "Das ist ein Gewinn für diese Menschen - und damit auch ein Gewinn für die Stadt."

Die Linken-Stadträte aus München lassen sich bei ihrer Initiative von ihren Partei-Kollegen in Nürnberg inspirieren, die sich dort mit Sozialverbänden und Gewerkschaften erfolgreich für eine Reform des Sozialtickets eingesetzt haben. Von 1. August an erhalten Berechtigte in Nürnberg nun ein Deutschland-Ticket für 19 Euro. "Mobilität ist ein wichtiger Aspekt der Teilhabe. Trotz angespannter Haushaltslage ermöglichen wir mit erheblichen Mitteln dieses Angebot", erklärte Oberbürgermeister Marcus König (CSU) in einer Mitteilung.

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"Was in Nürnberg ein CSU-Oberbürgermeister verkünden konnte, das sollte auch ein SPD-Oberbürgermeister in München können", sagte der Nürnberger Linken-Stadtrat Titus Schüller. Um zu belegen, dass das für München finanzierbar wäre, haben die Linken eine Rechnung aufgemacht. Die normale Isarcard der Zone M kostet pro Monat 63,20 Euro. Die Besitzer eines München-Passes, also Menschen, die nahe oder unter der Armutsschwelle leben, bezahlen für ihre ermäßigte Isarcard 31,10 Euro, pro Monat beziehen 17 500 Münchner diese Sozial-Isarcard. Den Unterschied von 32,10 müsse die Stadt ohnehin aus ihrer Kasse bezahlen, so die Linke. Wenn die Kommune nun diesen Betrag nehme und noch 1,90 Euro drauflege, komme sie auf eine kaum höhere Subvention von 34 Euro. Die Münchner-Pass-Bezieher müssten dann nur 15 Euro zuzahlen und hätten ein Deutschland-Ticket.

Für bedürftige Menschen hätte diese Lösung bedeutende Vorteile, aber auch einen Nachteil. Positiv wäre, dass die München Pass-Besitzer statt wie bisher 31,10 Euro nur noch 15 Euro für ihr Nahverkehrs-Ticket bezahlen müssten. Dafür dürften sie sogar in ganz Deutschland öffentliche Verkehrsmittel nutzen, und in München dann auch zwischen sechs und neun Uhr morgens. In diesem Zeitraum gilt ihr Ticket bisher nicht. Allerdings berechtigt dieses die Abonnenten, ihre Kinder bis zu einem Alter von 14 Jahren gratis mitzunehmen. Diese Regelung gilt beim Deutschlandticket nicht.

SPD und Grüne im Rathaus finden die Grundrichtung der Linken-Initiative richtig und ein Sozial-Deutschland-Ticket wünschenswert. Die SPD sitze selbst gerade an einem Antrag, erklärte Fraktionssprecherin Anne Hübner, doch die Umsetzung gestalte sich innerhalb des Verkehrsverbunds MVV mit all den Partner-Landkreisen als enorm schwierig. Die Grünen erleben das gleiche, sie sehen den Freistaat in der Pflicht. "Der könnte das unbürokratisch für ganz Bayern einführen", sagte Sozialsprecherin Clara Nitsche. Die Grünen würden aber dranbleiben und die Umwandlung des Sozialtickets für München nochmals durchrechnen. Auch die CSU hofft auf eine überregionale Lösung. Der Vorstoß der Linken sei ein "Schnellschuss", sagte Stadträtin Alexandra Gaßmann, die Berechnung der Finanzierung ist aus ihrer Sicht zweifelhaft.

Warum das so kompliziert ist, erschließt sich der Linken nicht. Der MVV erklärte auf Anfrage der SZ, dass jetzt schon die Kommunen die Differenz für die Sozialtickets tragen würden. Stadträtin Wolf würde einfach diesen Betrag nehmen, leicht aufstocken und die Bezieher ihren kleineren Teil draufzahlen lassen. Nürnberg habe das auch hinbekommen, inklusive einer technischen Lösung in nur zwei Monaten.

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