Corona-Krise:Gastronomen sitzen auf dem Trockenen

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Unter dem Motto "Ohne uns wird's trocken" haben sich rund 40 Wirte auf der Theresienwiese versammelt. (Foto: Robert Haas)

Münchner Szenewirte machen vor der Bavaria auf sich und ihre aktuellen Lockdown-Probleme aufmerksam.

Von Franz Kotteder

"Nein, einen Forderungskatalog haben wir nicht", sagt Maximilian Heisler von der Geyerwally, "wir haben einfach alle mit sehr unterschiedlichen Problemen zu kämpfen". So ist das Treffen an diesem Mittwochvormittag auf den Stufen zur Bavaria auch weniger als Protest gedacht: "Wir sind auch keine Corona-Leugner, ganz gewiss nicht!" Aber die Umstände erfordern, dass man auf sich aufmerksam macht mit einer Aktion zu all den Schwierigkeiten, die entstanden sind durch den sehr langen Lockdown.

"Ohne uns wird's trocken", lautet der Slogan, unter dem sich um die 40 Wirtinnen und Wirte auf der Theresienwiese versammelt haben, in Anlehnung an die Kampagne "Ohne uns wird's still", mit der freischaffende Künstler auf ihre Situation aufmerksam machen. Bis aus Freising sind sie spontan gekommen, von dort ist Xaver Amler von der Kneipe Samma mehra und der Kleinbrauerei Isarkindl extra in die Stadt gefahren.

Xaver Amler beim Protest an der Bavaria. (Foto: Robert Haas)

"Natürlich freut sich die Augustinerwirtschaft, dass ihr von der Brauerei die Pacht erlassen wird", sagt Heisler, der zusammen mit dem Craft-Bierbrauer Tilman Ludwig auch die Kneipe Frisches Bier betreibt. "Und auch ich bin dankbar für die Überbrückungshilfe, aber nach sechs Monaten Lockdown wird man etwas müde." Gerade die Szene- und Nachtgastronomie habe es schwerer als Restaurants, die wenigstens noch das To-go-Geschäft hätten. Auch wenn das oft wechselhaft sei.

"Mal läuft es super", sagt Tarik Alic vom Spezialitätenlokal Ćvabdžinica 10 an der Oberländerstraße, "dann geht wieder fast nichts. Aber es ist natürlich besser, als daheim rumzusitzen". Jan Oltznauer vom Valentinstüberl regt sich auf über die Politik, die "absolut beratungsresistent" sei und kein Gefühl habe für die sehr unterschiedlichen Problemlagen: "Ich habe schon nicht verstanden, dass man zwar zu Hundert im Bus fahren kann, aber ins Stüberl nur 14 Leute durften." Jetzt verkauft er aus dem Stüberl heraus Getränke in normalen Gläsern und wird deshalb immer mal wieder von der Polizei ermahnt, er solle Einwegbecher verwenden. Dabei sind die vom 1. Juli an sowieso wieder verboten.

Oltznauers Kollege Matt Devereux von der Kooks-Bar an der Geyerstraße hätte diese Probleme wiederum ganz gerne, aber das To-go-Geschäft ist für ihn keines: "Bei uns gibt es praktisch keine Laufkundschaft." Er ist somit ein wenig zum Nichtstun verurteilt und muss die Entwicklungen abwarten.

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Nicht viel anders ergeht es den beiden Schwestern Laura und Alexa Steinke. Sie haben im vergangenen Juli an der Agnes-Bernauer-Straße in Laim ihr Café Steinchen eröffnet, das vor allem aus einem großen Garten besteht und aus einer Art Bauwagen oder Container heraus bewirtet wird. "Wir haben bislang eigentlich nur vier Monate öffnen können", sagt Laura Steinke, "und wir können es kaum erwarten, dass wir weitermachen dürfen".

Überhaupt, diese Außengastronomie. Max Heisler hofft ja ein bisschen darauf, dass sich die Schanigärten aus dem vergangenen Sommer langfristig durchsetzen und denkt dabei auch daran, dass sie eine Alternative zu einer City-Maut sein könnten. Statt den Leuten Geld fürs Autofahren in die Stadt abzuknöpfen, einfach auf schöne Art das Angebot an Parkplätzen reduzieren. Und das gesparte Geld können sie ja dann wieder in das eine oder andere Getränk investieren.

© SZ vom 29.04.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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