Corona-Tests an Schulen:Erst die Zeugnisse, dann der Abstrich

Lesezeit: 3 min

Lehrer sollen sich regelmäßig auf das Coronavirus testen lassen. Doch weil niemand weiß, wann die angekündigten Selbsttests in München ankommen, müssen die Schulen andere Wege finden.

Von Kathrin Aldenhoff

Es ist Freitagmittag, das erste Schulhalbjahr geht zu Ende, die meisten Münchner Schulkinder haben ihre Zwischenzeugnisse. Und an der Grundschule in der Regina-Ullmann-Straße werden die Lehrer auf das Coronavirus getestet, ebenso wie die Betreuer aus dem Tagesheim, und auch die Erzieher der Kitas aus der Umgebung können vorbeikommen, um sich testen zu lassen. Diese Reihentestung sei jetzt erstmal eine einmalige Aktion, sagt Rektor Norbert Rinck. Denn bald sollen ja die Selbsttests kommen.

Es war ein großes Versprechen, das Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek Ende Februar in einer Pressemitteilung machte. Ab März sollten sich Erzieher und Lehrer zwei Mal die Woche und Schüler ab 15 Jahren einmal die Woche selbst testen können. Kostenlos, mit Selbsttests, die den Schulen und auch den Kitas zur Verfügung gestellt werden. Und Ministerpräsident Markus Söder sagte in seiner Pressekonferenz am Donnerstag, die Tests seien ein "ganz wichtiges Begleit- und Steuerinstrument".

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In der Praxis sieht das freilich anders aus. In der ersten Märzwoche kamen an den Münchner Schulen noch keine Selbsttests an, und wann sie kommen, das weiß keiner so genau. Die Stadt habe noch keine Information darüber, wann sie die Tests vom Freistaat zur Verfügung gestellt bekomme, schreibt der Stadtschulrat in einem Rundschreiben an die Münchner Schulen. Wahrscheinlich nicht so bald, denn München habe aktuell einen relativ niedrigen Inzidenzwert im bayernweiten Vergleich. Andere Städte und Landkreise würden voraussichtlich früher beliefert.

Das bestätigt eine Sprecherin des Gesundheitsministeriums. Weil von Seiten der Hersteller zu wenig Tests zur Verfügung stehen, können nicht alle Schulen und Kitas gleichzeitig versorgt werden. Das Gesundheitsministerium habe eine "detaillierte Lieferreihenfolge erarbeitet". Die ersten Lieferungen sollen an Landkreise und kreisfreie Städte mit Inzidenzen zwischen 100 und 50 gehen, man beginne mit dem Landkreis oder der Stadt mit der höchsten Inzidenz unter 100.

Es werden Erwartungen geweckt, dass es schnell geht, aber so schnell kann es nicht gehen." Schulleiter Frank Jung

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Grundlage für die Liste seien die vorliegenden Zahlen des Robert-Koch-Instituts am Stichtag 25. Februar. Für München lag die Sieben-Tage-Inzidenz an diesem Tag bei 34,4. Inzwischen ist sie jedoch auf fast 49 gestiegen. Die erste Lieferung habe am Donnerstag die ersten vier Landkreise erreicht, bis Montag sollen 35 Landkreise mit insgesamt 1,3 Millionen Selbsttests beliefert werden. Für die anderen Landkreise und Städte soll eine Lieferung sehr zeitnah erfolgen, "voraussichtlich nächste oder übernächste Woche", heißt es von Seiten des Gesundheitsministeriums.

Die Stadt München weiß nicht, wie viele Selbsttests sie mit der ersten Lieferung bekommt. Im Moment wird online abgefragt, wie viele Kinder über 15 die einzelnen Jahrgangsstufen der Schulen besuchen und wie viel Personal an welcher Schule arbeitet. Denn testen sollen sich alle, auch Hausmeister und Sekretärinnen. Sicher ist wohl: Es wird zunächst nicht genügend Tests für alle geben, das bestätigt das Gesundheitsministerium. Also soll sich zuerst nur das Personal an Schulen und Kitas testen. Die Schüler kommen dann später dran.

Im Moment bleibt den Schulen und Kitas nur die sogenannte Reihentestung. In der Aula des Wilhelmsgymnasiums habe ein Arzt aus der Praxis gegenüber in der vergangenen Woche die Lehrer getestet, die derzeit an der Schule arbeiten, sagt Schulleiter Michael Hotz, etwa 25 von insgesamt 60 Lehrern. Das habe problemlos geklappt, sie arbeiten schon seit Monaten mit dem Arzt zusammen. Dass die Selbsttests bald kommen, glaubt er nicht. Und die seien ja dann, wie auch die Tests durch den Arzt, freiwillig. "Es ist offen, wie Schüler und Lehrer damit umgehen", sagt Hotz. "Aber ich denke, dass ein recht hohes Verantwortungsbewusstsein da ist." Lieber wäre es ihm, wenn seine Kollegen und er bald geimpft würden.

Am Michaeli-Gymnasium werden die ersten Lehrer in der kommenden Woche von einer Arztpraxis getestet. Schulleiter Frank Jung erzählt, in der Lehrerkonferenz sei er schon gefragt worden, wie es denn mit der Reihentestung aussehe. "Es werden Erwartungen geweckt, dass es schnell geht, aber so schnell kann es nicht gehen", sagt er. Denn es müsse ja auch der normale Schulbetrieb organisiert werden, das Halbjahr endet, es standen 43 Klassenkonferenzen und die Zwischenzeugnisse an. Eigentlich sei es das Ziel, die Reihentestungen in einer gewissen Regelmäßigkeit zu organisieren. Nur: Das Michaeli-Gymnasium ist eine große Schule, sie hat mehr als 120 Lehrer und mehr als 1400 Schüler. "Das ist für die Arztpraxen auch eine Kapazitätenfrage", sagt Frank Jung. "Wir sind wie ein kleines Dorf, das getestet werden muss."

Die Stadt München hat in ihrem Schreiben angekündigt, die Schulen zu informieren, sobald ein Zeitplan und der Umfang der ersten Lieferung der Selbsttests feststehen. Und sie bittet die Schulen, von Nachfragen zum Thema abzusehen. Rektor Norbert Rinck hofft, dass die Selbsttests in den kommenden drei Wochen geliefert werden. Wenn das nicht klappt, dürfen seine Kollegen und er zum Testen an die Nachbarschule kommen, das haben sie schon ausgemacht. Dort testet ein Arzt die Lehrer einmal die Woche.

© SZ vom 06.03.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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