Gesundheit in München:Es fehlt der Stoff im Impfzentrum

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Oberbürgermeister Dieter Reiter besucht das Impfzentrum in Riem. (Foto: Stephan Rumpf)

Eine halbe Million Corona-Spritzen sind im Impfzentrum in Riem gesetzt worden. "Wir könnten weiter sein", sagt Oberbürgermeister Dieter Reiter - und findet deutliche Worte.

Von Stephan Handel

Eine Dreiviertelstunde dauert der Weg durch das Impfzentrum in der Messestadt. 980 Meter legt der Impfling dabei zurück, sofern er nicht mit einem von fünf Golfwagen chauffiert wird. Auf 960 Kilogramm Papier täglich wird der Impffortschritt dokumentiert; jeder der 60 Ärzte sticht pro Tag bis zu 200 Mal in einen Oberarm.

Dass die Halle C 4 an diesem Sonntag aber so gut wie leer ist, ist kein Grund zur Freude: Hier findet normalerweise an 58 Countern die Registrierung für die Erstimpfung statt, nur: Es gibt momentan keine Erstimpfungen. So kann die fußballfeldgroße Fläche genutzt werden für eine Pressekonferenz, auf der Oberbürgermeister Dieter Reiter zwar ein gute Nachricht verkünden kann - aber auch genügend Anlass zum Schimpfen hat.

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Die gute Nachricht zuerst: An diesem Sonntag wird im Impfzentrum die 500 000. Spritze gesetzt. Rund 317 000 Münchner haben ihre Erstimpfung erhalten, 183 000 davon sind vollständig geimpft. Die Zahl der Impfungen bei Ärzten, in Heimen, Gemeinschaftsunterkünften und anderswo dazugenommen, sind mittlerweile knapp die Hälfte der impffähigen Münchner erst-, knapp ein Viertel zweitgeimpft. "Das ist schon eine Hausnummer", sagt OB Reiter zu Beginn seiner Rede.

Aber dann: "Wir könnten und wir würden gern noch mehr impfen", sagt Reiter, "wenn Gesundheitsminister Spahn und die Bundesregierung ihren Job vernünftig machen würden." Denn: Das Impfzentrum ist auf deutlich höhere Kapazitäten ausgerichtet, sein Leiter Maximilian Hinkofer meint, dass bis zu 7 500 Impfungen am Tag drin seien. Allein - es fehlt der Stoff.

Immer dienstags erfahren sie, wie viele Dosen denn geliefert werden. Dann können sie die Termine für die darauffolgende Woche freischalten. Und daran liegt es auch, dass die Halle C 4 leersteht - im Moment werden nur Zweitimpfungen verabreicht, zu mehr reicht es nicht. Dieter Reiter findet das fatal - zumal ja nun auch noch die Priorisierung ausläuft: "Jetzt meinen viele Bürger", sagt der OB, "dass sie schnell und einfach einen Termin bekommen können, Das wird wegen des fehlenden Impfstoffs aber nicht so sein. Danke, Herr Spahn - danke für nichts."

Beatrix Zurek, die Gesundheitsreferentin, fügt an, dass es schon helfen würde, wenn die Informationen über die Liefermengen früher eintreffen würden: "Viele ärgern sich, dass die Termine so spät freigeschaltet werden."Der Rundgang durch das Impfzentrum zeigt, dass die Organisation mittlerweile wirklich eingespielt ist - die Menschenschlange vor dem Gebäude bewegt sich kontinuierlich voran, kein Hinweis auf Stillstand oder Stauungen.

Bloß den 500 000. Impfling, den gibt es zur Enttäuschung vor allem der Fotografen nicht zu sehen: Welcher der gut 6000 Menschen in der Schlange an diesem Sonntag die Jubiläumsspritze erhalten wird, das weiß keiner. Sie schätzen nur, dass es circa um 10.45 Uhr geschehen wird. So wird, weil er gerade vorbeikommt und einverstanden ist, Dieter Buchner fotografiert, 70 Jahre alt, Biontech. Buchner ist glücklich, die Fotografen sind glücklich, und Dieter Reiter ist es wohl auch: Es geht voran.

© SZ vom 07.06.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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