Paulaner:Münchens Bier-Baron dankt überraschend ab

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Geschäftsführer Andreas Steinfatt verlässt Paulaner. (Foto: Florian Peljak)

Andreas Steinfatt ist das Gesicht von Paulaner und Hacker-Pschorr, moderiert beim Nockherberg, führt den einflussreichen Verein der Münchner Brauereien. Nun geht er. Warum?

Von Franz Kotteder

Was die Münchner Brauwirtschaft angeht, schlägt diese Nachricht dem Fass sozusagen den Boden aus: Andreas Steinfatt verlässt Ende Februar nach 28 Jahren die Paulaner-Brauereigruppe. Dort war der 55-Jährige 20 Jahre lang Mitglied der Geschäftsführung und das Gesicht der beiden Brauereien Paulaner und Hacker-Pschorr. Er repräsentierte sie bei allen offiziellen Terminen vom Oktoberfest bis zur Nockherberg-Salvatorprobe, aber auch als Vorsitzender des einflussreichen Vereins der Münchner Brauereien. In der Geschäftsführung selbst war er zuständig für die Ressorts Vertrieb Gastronomie national, Marketing und Öffentlichkeitsarbeit sowie Gastronomie-Services.

Damit ist es jetzt vorbei. "Nach intensiven und von gegenseitiger Wertschätzung geprägten Gesprächen", so heißt es in der Pressemitteilung der Brauerei, habe Steinfatt sich dazu entschlossen, Paulaner zu verlassen. Die Brauerei teilt das mit der gleichen Erklärung mit, in der die Neuordnung der Organisationsstruktur und die Bündelung des Vertriebs unter einem neuen Geschäftsführer zum 1. Februar bekannt gegeben wird. Der neue starke Mann heißt Thomas Drossé, war bisher Vertriebsgeschäftsführer beim internationalen Spirituosenkonzern Pernod Ricard und zuvor Vertriebschef bei Gerolsteiner Brunnen, das zu Bitburger gehört. Er übernimmt damit auch sämtliche Aufgaben von Steinfatt.

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"Salve pater patriae!", sagt Andi Steinfatt ein letztes Mal auf dem Nockherberg zum Ministerpräsidenten - dann hört der Paulaner-Chef auf. Über einen, der in München ein gewichtiges Wort mitzureden hatte, wenn es um Bier geht.

Von Franz Kotteder

Das legt natürlich den Verdacht nahe, dass Andreas Steinfatt nicht ganz aus freien Stücken aufhört. Bereits vor zweieinhalb Jahren hatte es Gerüchte gegeben, er wolle Paulaner verlassen und zusammen mit seiner Frau Elisabeth in die Kitzbüheler Alpen umziehen. Die gebürtige Österreicherin besitzt dort in Kirchberg/Tirol ein Luxushotel mit vier Sternen in der Superior-Kategorie. Es hat 182 Zimmer, ein Restaurant mit 270 Plätzen und einen großen Wellnessbereich. Nach Angaben der Wirtschaftsauskunftei Creditreform gehören ihr 94 Prozent der Hotelbetriebs-GmbH, die restlichen sechs Prozent ihrem Mann. Damals hatte Steinfatt ironisch gemeint: "Meines Wissens hält die Brauerei an mir fest", und er habe nicht vor, Hotelier zu werden.

Das klingt heute ein bisschen anders. Zur SZ sagt Steinfatt am Telefon: "Ganz ehrlich: Ich habe am 1. März keinen neuen Job!" Derzeit habe er noch keine neuen Pläne: "Ich habe für mich entschieden, einen neuen Weg zu gehen." Auf die Frage, ob das mit der Verpflichtung eines neuen Geschäftsführers für den Vertrieb zu tun hat, antwortet er etwas ausweichend: "Wir gehen im Guten auseinander, es gibt keine bösen Worte."

Das Braugeschäft ist in den vergangenen Jahren immer schwieriger geworden. Vor ziemlich genau sieben Jahren änderten sich obendrein die Beteiligungsverhältnisse. Paulaner gehörte zuvor zur Brau Holding International (BHI), an der der niederländische Heineken-Konzern 24,99 Prozent hielt und die Münchner Schörghuber-Gruppe 75,01 Prozent. Im Februar 2017 wurde die BHI mit der Paulaner Brauerei zur Paulaner Brauerei Gruppe verschmolzen; seitdem hält Heineken 30 Prozent und ist damit aus der Sperrminorität raus. Insider sagen, der internationale Braukonzern nehme seither immer deutlicher Einfluss auf die Geschäfte von Paulaner.

Letzte öffentliche Amtshandlung von Steinfatt wird jedenfalls der Starkbieranstich auf dem Nockherberg sein, der in diesem Jahr am 28. Februar stattfindet. Die Brauerei bedankt sich bei ihm jedenfalls mit blumigen Worten für seine Bereitschaft, unter anderem auch "die Verantwortung für die Salvator-Probe 2024 und deren Moderation weiterhin wahrzunehmen". Danach hat er ja dank des Schaltjahres sogar noch einen Tag Zeit, seinen Schreibtisch aufzuräumen.

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