Restaurant im Bayerischen Hof:Ein typischer Vervoordt

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Das historische Gewölbe des Salzstadls aus dem 15. Jahrhundert, in dem sich der Palais-Keller befindet, kommt nun noch besser zur Geltung. (Foto: Stephan Rumpf)

Der Antwerpener Innendesigner, Kunst- und Antiquitätenhändler hat den Palais-Keller im Bayerischen Hof runderneuert - für 2,4 Millionen Euro.

Von Franz Kotteder

"Alles anders!" oder: "Was habt ihr hier eigentlich gemacht?" So ungefähr dürften die Reaktionen ausfallen, sagt Bauleiter Gregor Baur - je nachdem, ob man den Palais-Keller vorher schon kannte oder nicht. Denn das Luxushotel Bayerischer Hof am Promenadeplatz hat sein bayerisches Restaurant im Keller des Palais Montgelas an der Ecke zur Kardinal-Faulhaber-Straße im vergangenen halben Jahr für 2,4 Millionen Euro runderneuert. Diese Aufgabe hat wieder der Antwerpener Innendesigner, Kunst- und Antiquitätenhändler Axel Vervoordt übernommen, der im Haus unter anderem bereits in den vergangenen zwölf Jahren die Restaurants Atelier und Garden, die Cinema Lounge sowie die Palaishalle und den Süd- und Nordflügel des Hauses umgestaltet hat.

Es ist wieder ein typischer Vervoordt geworden. Ruhige, gedeckte Farben, Minimalismus in der Form und schwere, gediegene Holzmöbel, die ein bisschen so aussehen, als habe man sie aus einer gesunkenen Fregatte des 18. Jahrhunderts geborgen. Und trotzdem hat man das Gefühl: Genauso muss es hier aussehen und vielleicht war es ja ganz früher mal so.

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Damals, 1406, als die großen Bogengewölbe gebaut wurden für den Salzstadl, der dieser Keller einmal gewesen ist. Denn hier wurde das wertvolle Salz gelagert, das für die Entwicklung Münchens so bedeutend war, weil die Stadt überhaupt erst wachsen konnte, nachdem Heinrich der Löwe die Salzstraße kurzerhand umverlegt hatte. Später, 1806, ließ der königliche Minister Graf Montgelas sein Palais auf den Gewölben des Salzlagers bauen, und 1969 kaufte der Vater der heutigen Hoteleigentümerin Innegrit Volkhardt das Palais vom Freistaat, um Bankettsäle und Veranstaltungsräume dort unterzubringen - und außerdem den Palais-Keller als typisch bayerisches Wirtshaus für Hotelgäste und Münchner (nachdem der ursprüngliche Plan, ein Weinlokal zu etablieren, nicht aufgegangen war).

Als Reminiszenz daran blieb jetzt die Tiroler Stube original erhalten, die anderen Räume wurden umgekrempelt und eine offene Küche mit vollem Programm eingebaut, in der Küchenchef Tobias Heinze die alten Kellerklassiker ebenso vorhält wie behutsame Neuinterpretationen. Auch eine eigene Backstube gehört dazu. Die Krönung aber ist das "Refektorium", ein Nebenraum für maximal 52 Gäste, die fast alle an einem 14 Meter langen Eichenholztisch Platz finden.

Und wie geht's nun weiter mit Axel Vervoordt, der bereits sieben Projekte im Hotel umgesetzt hat? "Als nächstes sind die Veranstaltungsräume und der Bankettbereich im ersten Stock dran", sagt Hotelchefin Volkhardt. Im April kommenden Jahres soll es losgehen. Bald wird Vervoordt also das ganze Haus umgestaltet haben. Und dann? Wird Innegrit Volkhardt wohl über einen Erweiterungsbau nachdenken müssen.

© SZ vom 24.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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