Gleisverlauf im Münchner Osten:Bahn prüft tunnelähnliche Einhausung zwischen Trudering und Daglfing

Lesezeit: 2 Min.

Bis zu 750 Meter lange Güterzüge sollen künftig im Münchner Osten entlangrollen. (Foto: Stephan Rumpf)

Der Gleisausbau für den Güterverkehr im Münchner Osten soll laut Staatsregierung anwohnerfreundlicher geschehen. Die Trassenvorschläge der Bürger könnten damit allerdings vom Tisch sein.

Von Andreas Schubert

Seit fünf Jahren stemmen sich Anwohner in Trudering gegen die Pläne für den Bahnausbau unmittelbar an ihren Grundstücken. Mit dem Neubau der Daglfinger und Truderinger Kurve sowie dem zweigleisigen Ausbau zwischen Trudering und Daglfing will die Deutsche Bahn (DB) zusätzliche Direktverbindungen für den Güterverkehr schaffen. Dann sollen bis zu 750 Meter lange Züge mit bis zu 100 Kilometern pro Stunde in nur wenigen Metern Entfernung an Häusern und Gärten vorbeirauschen.

(Foto: SZ-Grafik)

Zwei von den Bürgern selbst erarbeiteten Varianten weiter weg von den Grundstücken erteilt die DB bisher eine Absage, nicht zuletzt, weil dafür auch die Kfz-Verwahrstelle des Freistaats verlegt werden müsste. Zudem wäre eine der Bürgervarianten nach Aussagen der DB nicht mit den Plänen für das S-Bahn-Werk Steinhausen vereinbar. Das soll entweder erweitert oder südlich der heutigen Anlage neu gebaut werden. Ein Neubau dort würde laut Bahn unmöglich, wenn die Truderinger Kurve umgeplant wird.

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Die Staatsregierung erklärt zwar, dass die Verlegung der Kfz-Verwahrstelle noch immer geprüft werde. Doch daran wollen die Anwohner nicht mehr so recht glauben. Denn die Bahn prüft jetzt eine tunnelähnliche Einhausung einer Teilstrecke zwischen Trudering und Daglfing. Die Anregung dazu komme vom Freistaat, teilt die DB mit. "Bei dieser Idee würde die Vorzugsvariante A beibehalten werden und um eine möglicherweise bis zu 700 Meter lange Einhausung im oberirdischen Streckenverlauf ergänzt werden", teilt eine Bahnsprecherin auf Nachfrage mit. "Sollte sich diese Idee als technisch umsetzbar erweisen, müsste mit Bund als Auftraggeber und Freistaat noch eine finanzielle Lösung gesucht werden. Die DB ist bereits mit dem Bund dazu im Austausch."

Variante A bedeutet: Die Trasse soll dort bleiben, wo die DB sie haben will. Die geänderten Trassenvorschläge der Bürger wären vom Tisch. Doch glaubt man Verkehrsminister Christian Bernreiter und Wissenschaftsminister Markus Blume (beide CSU), der auch Stimmkreisabgeordneter für den Münchner Osten ist, so unterstützen beide auch die alternativen Planungen im Sinne der Bürgervarianten, die auch die Verlagerung der Kfz-Verwahrstelle beinhaltet. Beide Möglichkeiten sollen offen bleiben, so Blume. "Die Königslösung für den Knoten Trudering ist aber die vor Lärm und Erschütterung schützende Einhausung."

Diese würde die unmittelbare Wohnbebauung nach Einschätzung der Staatsregierung nahezu vollständig vom Bahnlärm abschirmen. Damit wäre den Anliegen der Anwohnerinnen und Anwohner Rechnung getragen, teilt das Verkehrsministerium mit.

Für Peter Brück, Sprecher der Anwohner "TDKS" (Truderinger und Daglfinger Kurve und Spange), kommt die Kehrtwende der DB einigermaßen überraschend. Denn die Einhausung war einer der Vorschläge, welche die Truderinger der DB vor einiger Zeit gemacht hatten. Die Bahn, so Brück, habe die Idee aber abgelehnt, da sie weder im Budget enthalten noch technisch machbar sei. Jetzt sagt Brück: "Wir freuen uns, dass sich zum ersten Mal etwas bewegt."

Freilich würde eine Einhausung nichts daran ändern, dass der Güterverkehr in unmittelbarer Nähe der Grundstücke vorbeirauscht. Die Anwohner haben am Mittwoch deshalb schriftlich Stellung bezogen. Sie fordern unter anderem, dass die Einhausung sich mindestens von der Schatzbogenbrücke bis zur Kreuzung der Bahntrasse nach Riem, nach dem Bahnübergang Thomas-Hauser- Straße, erstreckt. Weiter solle die gesamte Trasse auch mit einem schalldämpfenden Masse-Feder-System ausgestattet werden. Für den Streckenabschnitt der Truderinger Kurve mahnen sie Schallschutzmaßnahmen an, für die Trasse nach Riem gegenüber der Wohnbebauung an der Thomas-Hauser-Straße sollen weitere, über den jetzigen Planungsstand hinausgehende erschütterungs- und schallabsorbierende Maßnahmen geplant werden. Dies gelte auch für den Streckenabschnitt in Riem am Seniorenstift Luise-Kiesselbach-Haus.

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