Feier-Hotspots:Endlich Zuckerwatte-Wetter in der Stadt

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Frühlingshaft und dabei meist gemütlich: die Auer Dult mit ihrer Mischung aus Volksfest und Markt. (Foto: Catherina Hess)

Pünktlich zur Auer Dult stellen sich Sonne und warme Temperaturen ein, die dem Frühlingsfest in seiner ersten Woche so sehr gefehlt haben. Die Münchner treibt es in Scharen vor allem auf die Theresienwiese.

Von Stephan Handel

Leon ist ungefähr zweieinhalb Käse hoch, vielleicht vier Jahre alt, hat blonde Haare, eine coole Sonnenbrille auf der Nase und eine Lego-Transformer-Figur in der Hand. Das alles interessiert ihn im Moment aber kein bisschen, sondern: "Wann kommt denn endlich die blöde U-Bahn?" Denn wenn sie käme, dann würde Leon seiner Sehnsucht ein Stück näherrücken. Heute gibt's Zuckerwatte!

Es ist, ehrlich gesagt, an diesem Samstag gar nicht so einfach, zur Zuckerwatte oder anderen volksfestlichen Aktivitäten zu kommen: Die S-Bahn fährt nicht wie gewohnt, wegen Bauarbeiten, und jeder Münchner weiß, wie sich das auf die restliche Verkehrsinfrastruktur auswirkt. So dauert die Anreise zu den beiden Feier-Hotspots an diesem Wochenende seine Zeit: zum Frühlingsfest auf der Theresienwiese, das nach einer verregneten, verschneiten und überhaupt grauenhaft kalten ersten Woche nun seinem Namen endlich Ehre macht, und zur Auer Dult auf dem Mariahilfplatz.

Um es gleich zu sagen: Dort, rund um die Mariahilf-Kirche, geht es deutlich entspannter zu als auf der Theresienwiese. Das liegt zum einen daran, dass der Gastro- und Karussell-Teil nicht das Wichtigste darstellt, eine Mini-Version der Fischer Vroni kommt einem Bierzelt noch am nächsten. Die Auer Dult ist eher ein Markt als ein Volksfest - was auch dazu führt, dass der Altersdurchschnitt deutlich höher ist als auf dem Frühlingsfest. Man muss schon eine gewisse Zahl an Lebensjahren erreicht haben, bis man ohne die Vorteile einer Salatschleuder oder einer Spätzlepresse nicht mehr leben zu können glaubt.

Dieser Teil der Dult ist wirklich höchst interessant: Es gibt Pfannen aus Granit - "die bekommen Sie sonst nirgends", sagt der Verkäufer, warum wohl? -, es gibt garantiert antike Antiquitäten aus eigener Herstellung, es gibt "Die ganze Welt der Microfaser" gleich an mehreren Ständen und in verschiedenen Größen: vom kleinen Abschmink-Tücherl bis zum Bodenputztuch von bestimmt einem Quadratmeter, dem sogenannten Groß-Hadern.

Zur Auer Dult gehört auch hin und wieder ein Zauberer. (Foto: Catherina Hess)
Es muss nicht immer die spektakulärste Achterbahn sein. Manchmal tut es auch ein sehr bodenständiges Fahrgeschäft. (Foto: Catherina Hess)

Steckerlfisch, Pommes, Bratwurst, Eis - mehr braucht's ja nicht für eine anständige Dult-Brotzeit nach dem Einkaufsvergnügen. Das muss es sein, das "entspannte Münchner Lebensgefühl", von dem Wirtschaftsreferent Clemens Baumgärtner bei der Eröffnung sprach.

Entspannt? Auf dem Frühlingsfest? Davon kann am Samstagnachmittag keine Rede sein. Die Schlangen vor den Fahrgeschäften sind lang, die beiden großen Zelte sind wegen Überfüllung geschlossen, auch die kleineren Biergärten lassen niemanden mehr rein. Hinter dem Gartenzaun des Prosecco-Stüberls stehen Menschen mit Aperol Sprizz in der Hand und schauen mit etwas Verachtung auf die, die auch gerne rein möchten, aber nicht dürfen.

Die "Wilde Maus" ist ein Klassiker auf dem Frühlingsfest. (Foto: Robert Haas)
Im Abendlicht macht eine Fahrt auf dem Riesenrad besonders Spaß. (Foto: Robert Haas)

Nahe dem Eingang steht die "Wilde Heidi", was eine Achterbahn ist und gewissermaßen die große Schwester der "Wilden Maus" ein paar Meter weiter: Die Fahrt mit der Heidi ist noch einmal furchterregender als die mit der Maus, weil die Gondeln nicht nur durch Kurven und Gefälle rattern, sondern zwischendurch um die eigene Achse rotieren, damit die Teenager was zu kreischen haben.

Der Dresscode ist deutlich lockerer als auf dem Oktoberfest, Lederhose und Dirndl bestimmt nicht Pflicht, die Leute kommen in Jeans und im T-Shirt - so wie Patrick und Paul, 13 Jahre alt, die vor dem "Top Spin" stehen und Finanzverhandlungen führen: Wenn sie jetzt hier fünf Euro ausgeben für die Aussicht, auf den Kopf gestellt und von unten mit Wasser bespritzt zu werden, reicht es dann später noch für den "Predator", der noch ein völlig anderes Herumschleudergefühl bietet? Die beiden beschließen schließlich, dass sie so jung nicht mehr zusammenkommen - erst Top Spin, dann Predator.

Und Leon? Der hat hoffentlich mittlerweile seine Zuckerwatte bekommen, die es auf dem Frühlingsfest natürlich gibt zwischen allem anderen Esszeug - Hendl, Crêpes, gebratene Kolben ("Der Mais ist heiß"). Und wenn nicht - geht ja noch eine Woche, und U-Bahn und Tram fahren dann auch wieder normal.

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