Agentur für Arbeit:Krise am Arbeitsmarkt schwächt sich ab

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Im Landkreis Ebersberg sind wieder mehr Personen arbeitslos gemeldet als vor einem Monat. (Foto: Marijan Murat/dpa)

Zwar gibt es in München fast 20 000 Erwerbslose mehr als vor einem Jahr, die Zahl der freien Stellen steigt inzwischen aber wieder.

Von Ramona Dinauer, München

Die Zahl der Arbeitslosen in München steigt weiter, allerdings langsamer als noch in den ersten Monaten der Corona-Krise. Außerdem nehmen wieder mehr Menschen eine neue Arbeitsstelle an: Das geht aus den aktuellen Zahlen der Münchner Agentur für Arbeit für Juli hervor. "Darüber hinaus verzeichnen wir eine deutliche Zunahme an Stelleneingängen", sagt deren Vorsitzender Wilfried Hüntelmann. "Dies zeigt, dass der Arbeitsmarkt in Bewegung ist und die Kurzarbeit funktioniert. Nichtsdestotrotz haben wir 20 000 Arbeitslose mehr als vor einem Jahr."

Im Stadtgebiet München waren zuletzt 47 886 Personen arbeitslos gemeldet. Das sind 522 mehr Menschen ohne Arbeit als im Vormonat Juni. Der Anstieg der Arbeitslosenquote hat sich jedoch verlangsamt, er liegt derzeit bei 5,4 Prozent. Von Mai auf Juni war die Zahl der Arbeitslosen noch um 1658 Personen gestiegen. Im vergangenen Jahr waren im Juli 30 126 Münchner arbeitslos gemeldet, die Quote lag bei 3,4 Prozent.

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Dass die Entwicklung der Arbeitslosenquote weniger dramatisch ausfällt als zunächst befürchtet, liegt laut Agentur vor allem an der Kurzarbeit. Sie habe viele Arbeitnehmer vor der Kündigung bewahrt, meint Hüntelmann. 23 886 Betriebe hätten seit Beginn der Corona-Krise Kurzarbeitergeld beantragt.

Von den knapp 48 000 Erwerbslosen im Juli waren etwa 54 Prozent Männer. Fast ein Drittel der Arbeitslosen sind 50 Jahre oder älter. Damit zählt die Altersgruppe der über 50-Jährigen nun gut 16 000 Arbeitslose - und somit etwa 40 Prozent mehr als noch im Vorjahresmonat. Am stärksten betroffen sind Jobs in den Geisteswissenschaften, Kultur und Gestaltung. 15 Prozent aller Arbeitslosen kommen aus diesen Bereichen. 3500 Jobsuchenden stehen gerade mal 220 gemeldete Stellen gegenüber. Jeweils etwa elf Prozent der Arbeitslosen kommen entweder aus dem Bereich Verkehr, Logistik, Schutz und Sicherheit oder aus den Branchen Handel, Vertrieb, Tourismus und kaufmännische Dienstleistungen.

Bei den Jugendlichen und jungen Erwachsenen sieht die Situation kaum besser aus: Knapp 3700 Menschen zwischen 15 und 25 Jahren waren im Stadtgebiet im Juli arbeitslos gemeldet - doppelt so viele wie im Jahr zuvor. Die Quote liegt derzeit bei 4,4 Prozent. Junge Arbeitnehmer seien von Kündigungen in Krisenzeiten stärker betroffen, da sie häufiger befristete Verträge hätten, so die Arbeitsagentur. Oft hielten Firmen eher an älteren Mitarbeitern fest, sagt Pressesprecherin Anne Beck.

Im Juli meldeten sich 4991 Münchner aus einer Erwerbstätigkeit heraus arbeitslos. Das sind 82 Personen mehr als im Juni und 428 mehr als im Juli des Vorjahres. Hingegen konnten 4177 Personen wieder eine Arbeit aufnehmen, das waren 154 mehr als im Vormonat und 503 mehr als im Juli 2019.

Seit Mitte März können sich Bürger bei der Arbeitsagentur online oder telefonisch arbeitslos melden. Die Identitätsprüfung, also das Vorzeigen des Personalausweises, musste bislang persönlich nachgeholt werden. Nun bietet die Bundesagentur für Arbeit das sogenannte "Selfie-Ident-Verfahren" an. Tausende Briefe mit einem dazugehörigen QR-Code hat die Agentur für Arbeit bereits versandt. Mit dem Handy oder Tablet können Kunden sich mit ihrem Personalausweis online identifizieren. Bislang werde dieser komfortable Weg der Identifizierung gut angenommen, teilt die Agentur für Arbeit mit. Das Verfahren ist bis Ende September befristet.

Zumindest eine gute Nachricht gab es noch: Erstmals seit Beginn der Corona-Krise verzeichnete die Arbeitsagentur im Juli einen deutlichen Anstieg der Nachfrage nach Fachkräften. Knapp 47 Prozent mehr offene Stellen als im Juni wurden in der Stadt München gemeldet. Mehr als 6000 freie Stellen gibt es derzeit: Vor allem in den Bereichen Gesundheit und Soziales, Erziehung, IT sowie in den Wach- und Sicherheitsberufen.

© SZ vom 31.07.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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