Benefizkonzert:Fulminanter Schlussakkord in Schloss Nymphenburg

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Anne-Sophie Mutter bei einem früheren Termin in aristokratischem Umfeld. (Foto: The Japan Art Association/The Sankei Shimbun)

Anne-Sophie Mutter schenkte Franz von Bayern zu seinem 90. Geburtstag einen Konzertabend. Der Herzog teilte ihn nun mit 100 Gästen, die im Gegenzug großzügig für den Hilfsverein spenden. Was dabei gespielt wurde - und warum Mozart sich darüber gefreut hätte.

Von Susanne Hermanski

Schon von Weitem leuchten Fenster des Steinernen Saals im Zentrum von Schloss Nymphenburg durch die Nacht. Dieses Gesamtkunstwerk von Francois Cuvilliès und Johann Baptist Zimmermann ist ausgestattet mit prächtigen Lüstern, einem Deckenfresko, das den Olympischen Götterhimmel samt hoffnungsfrohem Regenbogen zeigt, viel bestaunt von Touristen aus aller Welt, aber überaus selten genutzt für seine Ursprungsbestimmung, das Feiern.

An diesem Abend sind Stuhlreihen aufgebaut und eine improvisierte Bühne, denn ein klassischer Konzertsaal ist dieser Raum mit dem steinernen Boden, dann auch wieder nicht. Trotzdem spielt hier nun Stargeigerin Anne-Sophie Mutter, gemeinsam mit ihren Stipendiaten. Ihr Geschenk an Franz Herzog von Bayern zum 90. "Der heutige Abend ist zugleich eine Art Schlussakkord eines Reigens von Feierlichkeiten rund um meinen besonderen Geburtstag", richtet sich der Jubilar an die Gäste. "Ich bin zutiefst bewegt."

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Ja, es ist viel passiert in diesem Jahr: etwa der Dankgottesdienst zu besagtem Geburtstag (13. Juli), die Hochzeit des Neffen, Ludwig von Bayern, designierter nächster Hausvorstand der Wittelsbacher, und die Buchveröffentlichung von Franz von Bayerns Memoiren. Die erinnerten nicht nur an dessen Kindheit, die er zeitweise mit seiner Familie in Konzentrationslagern und auf der Flucht verbrachte; sie sorgten auch mit Worten zu seiner Beziehung zu seinem Partner Thomas Greinwald für einen gewissen Wirbel.

Franz Herzog von Bayern mit Thomas Greinwald bei der Hochzeit von Ludwig Prinz von Bayern mit Frau Sophie Alexandra Evekink vor der Theatinerkirche. (Foto: Stephan Rumpf)

Wie zu seinem 70. und 80. Geburtstag hat der Herzog auch diesmal statt um Geschenke um Spenden an den Hilfsverein Nymphenburg gebeten, den seine Eltern 1956 ins Leben riefen. 2023 floss viel Geld in medizinisches Equipment für die Ukraine. Im Fokus des Vereins stehen auch Projekte in Kenia, Rumänien und Albanien. Von den Spenden aus den Sammelaktionen anlässlich Ludwigs Hochzeit und Franz' Geburtstag will der Verein seine Arbeit aber auf eines der bayernzentrierten Segmente ausweiten: die wachsende Obdachlosigkeit und Altersarmut hierzulande.

Jeder Gast, der an diesem Abend warm und in Frieden unterm Götterhimmel sitzt, hat deswegen eine stattliche Summe dafür gegeben. Mancher fünf- bis zehntausend Euro heißt es. Ende des Jahres wird die Zahl für die gesamten Geburtstagsspenden veröffentlicht.

Anne-Sophie Mutter hat Musik von Mozart ausgesucht. Besonders das Streichquintett in Es-Dur, in dem das heiter-gelöste Sein so eng mit tiefer Melancholie verbunden ist, wird dem Grundton des Abends gerecht. Und wer sich ein bisschen auskennt in der Münchner Musikgeschichte, mag über einen anderen Aspekt lächeln: Denn der gute Wolfgang Amadeus kehrt damit auf gewisse Weise heim. Er hatte sich darum bemüht, von den Wittelsbachern als Hofmusiker angestellt zu werden. In Nymphenburg war er mehrfach zu Gast.

Doch Max III. Joseph winkte damals ab. Er musste sparen. Seine Vorgänger hatten zu viele Schulden aufgehäuft mit Kriegen, Jux und Bauten. Wie nachhaltig ins Schloss dennoch investiert wurde, können die Gäste beim Empfang nach dem Konzert erkennen. Kein Promi mit Potenzial Dschungelcamp steht da in den Salons, nur Münchner Gesellschaft aus Unternehmertum und Adel.

Familie Randlkofer alias Dallmayr ist da. BMW-Aktionärin Susanne Klatten mit ihrem Freund, dem Künstler Andreas Slominski. Verena von Mitschke-Collande, die kürzlich Anteile ihres Konzerns "Gieseke & Devrient" an die Kinder übertrug. Der nach Rosi Mittermeiers Tod frisch verwitwete Christian Neureuther, dessen Urgroßvater als Künstler schon die Porzellanmanufaktur der Wittelsbacher mitprägte. Die von Moys, die von Werzens und Sotheby-Mann Heinrich Graf von Spreti.

Er hat den Abend mit Andrea Gräfin Erdöny und Katrin Stoll vom Auktionshaus Neumeister organisiert. Und Katrin Stoll wiederum ist eng befreundet mit Anne-Sophie Mutter, die wie alle guten Musiker den Menschen immer mehr spendet als Geld: Freude, Hoffnung, Trost.

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