Verkehr in München:Der Ansturm bleibt trotz Neun-Euro-Ticket aus

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Das Deutschlandticket ist ein Erfolgsmodell. Die Menschen fahren wieder lieber Bahn, auch am Hauptbahnhof München. (Foto: Robert Haas/Robert Haas)

Seit diesem Mittwoch gilt das neue Ticket für den öffentlichen Nahverkehr. In den Münchner Bahnen und Bussen verläuft der Start ziemlich entspannt - das könnte sich aber am Pfingstwochenende ändern.

Von Andreas Schubert

Die Fahrgäste sehen Grün: An den Fahrkartenautomaten am Hauptbahnhof stehen am Morgen etwa ein Dutzend Menschen in der Schlange. So weit, so normal. Doch diesmal geht der Kauf meistens schnell. Statt mühsam eine Verbindung herauszusuchen, drückt ein Großteil der Ticketkäufer auf den grünen Button, auf dem "9,00 €" steht, steckt die Karte in den Schlitz und zieht anschließend zufrieden weiter. Eine Gruppe junger Männer in kurzen Hosen hat es eilig: In ein paar Minuten fährt ihre Regionalbahn RB16 Richtung Nürnberg, und die ist schon ziemlich gut besetzt. Natürlich finden sie das Neun-Euro-Ticket super, sagt einer. Und man werde die Bahn nun öfter für kleine Abstecher nutzen. Vielleicht nach Salzburg oder Regensburg. Ob sie auch mal nach Berlin wollen? Vielleicht, auch wenn die Reise dann doch recht lange mit den Nahverkehrszügen dauern würde.

Seit Mittwoch gilt es nun also: das Neun-Euro-Ticket. Deutschlandweit wurden vorab rund sieben Millionen davon verkauft. Im Raum München waren es nach Angaben des Münchner Verkehrs- und Tarifverbunds (MVV) etwa 180 000 alleine über die MVV-App und die Vertriebskanäle der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG). Von einem Ansturm auf die öffentlichen Verkehrsmittel kann man am ersten Tag aber nicht reden. Weder die S-Bahnen, noch die Regionalzüge, noch die Bahnen und Busse der MVG sind im morgendlichen Berufsverkehr übermäßig voll. Es ist schönes Wetter, auf den Straßen sind viele Radler unterwegs.

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"Ein ganz normaler Mittwochmorgen", sagt ein Sprecher der MVG, eine Bahn-Sprecherin berichtet von einem "sehr ruhigen Betriebsstart". Was freilich am kommenden Pfingstwochenende los sein wird, lasse sich schwer abschätzen. Die Bahn rechnet damit, dass es dann durchaus eng werden könnte in ihren Regionalzügen.

Der erst zum 1. Juni gestartete Verkauf über die Smartphone-App der MVG klappt im Übrigen reibungslos. Noch im Vorverkauf hatte es beim MVV vereinzelt Server-Probleme gegeben. Am Mittwoch dagegen finden sich auch in den einschlägigen Online-Kanälen keine empörten Nachrichten über Pannen, Enge und Gedränge, sondern vereinzelt fast enttäuscht klingendes, bebildertes Gezwitscher über halb leere S-Bahnen. Andere wiederum vertreiben sich online die Zeit mit Neun-Euro-Ausflugstipps und Hinweisen, welche Züge man mit dem Ticket nehmen darf und welche nicht. Denn man muss durchaus aufpassen, dass man nicht in einem Regionalexpress landet, in dem das Neun-Euro-Ticket nicht gilt. Das kann dann der Fall sein, wenn der Zug von der DB Fernverkehr betrieben wird. Wer auf Nummer sicher gehen will, sollte in der Fahrtauskunft der Deutschen Bahn die Detailinformationen aufrufen, hier findet sich dann ein Hinweis, ob das Neun-Euro-Ticket anerkannt wird.

Dass das billige Ticket, das es für die Monate Juni, Juli und August zu kaufen gibt, nachhaltige Wirkung hat, bezweifeln Experten indes. Dazu führe nur ein Ausbau des ÖPNV. MVG-Chef Ingo Wortmann, der auch Präsident des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) ist, glaubt nicht, dass wegen des Neun-Euro-Tickets viele Käufer dauerhaft vom Auto zum ÖPNV umsteigen. "Wir werden zu wenig Angebot haben für einen echten Umstieg in den Städten und in den Ballungsräumen", sagte Wortmann. "Dort brauchen wir in Zukunft Taktverdichtungen, das muss finanziert werden." In ländlichen Regionen wiederum müsse häufig überhaupt erstmal ein Angebot im ÖPNV geschaffen werden. "Es gibt ländliche Räume, da ist am Wochenende überhaupt kein Angebot", so Wortmann.

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