Fünf für München:Inklusion und Off-Space

Lesezeit: 3 Min.

Mirjam Kottmann. (Foto: BR/Vera Johannsen)

Mirjam Kottmann wird Nachrichtenmoderatorin und Designer Miro Craemer geehrt. David Russo bringt einen bundesweiten Tanzwettbewerb zum ersten Mal in die Stadt - unsere Münchnerinnen und Münchner der Woche.

Von Sabine Buchwald, Franz Kotteder und Stefanie Witterauf

Vor der Kamera

Seit Februar verstärkt die Journalistin Mirjam Kottmann das BR24-Nachrichten-Team und moderiert die Sendungen um 16 und um 18.30 Uhr. Seit zwölf Jahren ist Kottmann wegen einer Multiple-Sklerose-Erkrankung auf den Rollstuhl angewiesen. Doch spiele das für die meisten Zuschauerinnen und Zuschauer keine Rolle, sagt die 49-Jährige: "Für sie zählt nur, dass sie gut informiert werden." Der Rollstuhl sei eben da, aber nicht das Thema. Das sei gelungene Inklusion. Das findet auch ihr Redaktionsleiter und Moderator Andreas Bachmann: "Mirjam Kottmann macht vielen Menschen Mut und setzt gemeinsam mit der Redaktion ein Zeichen von gelebter und unkomplizierter Inklusion."

Kottmann ist in München geboren und hat Diplom-Journalismus an der Ludwig-Maximilians-Universität studiert. Sie arbeitet seit dem Jahr 1997 beim Bayerischen Rundfunk. In einem Nachrichtenformat, der Rundschau, dem Vorgänger von BR24, war sie hauptsächlich als Reporterin im In- und Ausland tätig, verstärkte dabei auch immer wieder die ARD-Studios in Wien und Rom. Ein Jahr lang war sie in der Radio-Sendung "Leben mit Behinderung" zu hören, sie hat sie geplant und moderiert.

Seit 2018 ist Kottmann als Moderatorin in verschiedenen Formaten im Fernsehen zu sehen. "Am Anfang habe ich bei Auftritten vor der Kamera versucht, den Rollstuhl zu verstecken. Nach dem Motto: bloß nicht zeigen, dass ich eine Einschränkung habe", sagt Kottmann. Mittlerweile gehe sie jedoch offen damit um. "Warum auch nicht?", fragt sie. "Die Reaktionen der Zuschauerinnen und Zuschauer sind durchweg positiv."

In der Stadt

Miro Craemer. (Foto: Thomas Weinberger)

Designer Miro Craemer betreibt seit 2020 eine Non-Profit-Location für Kunst in der Hans-Sachs-Straße. Im "mim Raum für Kultur" sind regelmäßig Ausstellungen zu sehen, etwa feministische Fotoarbeiten oder auch Streetart. Einmal hat ein Schuhmacher dort gearbeitet, der schon für den englischen König Schuhe gefertigt hatte. Nun ist "mim Raum für Kultur" mit dem Preis für "Galerien und Off-Spaces" ausgezeichnet worden. Er ist mit 7500 Euro dotiert und wird von der Stadt München seit 2019 vergeben. Der Raum stärke das Gemeinschaftsgefühl und setze kreative Impulse im Viertel, so die Jury.

Auf der Bühne

David Russo. (Foto: privat)

Die "Biennale Tanzausbildung", ein bundesweiter Wettbewerb, kommt zum ersten Mal nach München. Eine ganze Woche lang zeigen Nachwuchstänzerinnen und -tänzer ihr Können, lernen von renommierten Choreografinnen und Choreografen und diskutieren gemeinsam über neue Entwicklungen im Tanz. In vier öffentlichen Abendprogrammen in der Muffathalle können Zuschauerinnen und Zuschauer dabei sein. Bei den Aufführungen geht es um neue Rollenbilder und Diversität. Mehr als 100 Tanzstudierende - aus Budapest, Den Haag, Taipei, Toronto und Dakar - präsentieren neue Choreografien und bieten kaleidoskopartig Einblicke in die künstlerische Vielfalt tänzerischer Ausbildungen in Europa, Asien, Afrika und Nordamerika.

Zu verdanken ist dieses Ereignis David Russo. Er ist Dozent an der Ballett-Akademie der Hochschule für Musik und Theater München und hat die Biennale mit einem Team, zu dem der Leiter der Ballett-Akademie, Jan Broeckx, sowie Anna Beke, Simone Geiger-Liebreich, Isabelle Severs und als künstlerische Beraterin Bettina Wagner-Bergelt gehören, drei Jahre lang geplant. "Ideale spielen im Tanz eine grundlegende, da auch körperliche Rolle", sagt Russo. Für ihn ist Tanz mehr als nur eine darstellende Kunst. Es sei ein "menschlicher Ausdruck und ein Grundbedürfnis, sowohl für Zuschauerinnen als auch für Akteurinnen. Tanz spricht eine globale Sprache", sagt der Tänzer, Choreograf und Tanzpädagoge. Vom 19. bis zum 25. Februar geht die Biennale Tanzausbildung, die Choreografien reichen von klassisch bis Hip-Hop.

Informationen unter biennale-tanzausbildung.de oder muffathalle.de.

Vor Gericht

Andreas Wirsching. (Foto: IFZ)

Anlass für die Veranstaltung an der Bayerischen Akademie der Wissenschaften am Mittwoch, 28. Februar, ist das spektakuläre Urteil des Verfassungsgerichts zum Klimafonds: Maßnahmen, die mit den geplanten 60 Milliarden Euro hätten finanziert werden sollen, sind nun unsicher. Andreas Wirsching, Direktor des Instituts für Zeitgeschichte, Lehrstuhlinhaber an der LMU und Akademie-Mitglied, wird mit dem Berliner Professor Dieter Grimm über den Einfluss von Verfassungsgerichten debattieren. Sie werden der Frage nachgehen, inwieweit sich politische Richtungsentscheidungen durch ein Gericht rechtfertigen lassen.

Von der Bio-Wiesn

Lorenz und Christine Stiftl. (Foto: Catherina Hess)

Bei der Nürnberger Fachmesse für Bio-Lebensmittel, der Biofach, werden seit 2021 sogenannte "Leuchtturmprojekte" ausgezeichnet, die mithelfen, bis zum Jahr 2030 das Ziel 30 Prozent Bio-Anteil bei der Lebensmittelproduktion zu erreichen. Vergangene Woche wurden bei der Biofach gleich zwei Betriebe ausgezeichnet, die mit dem Oktoberfest zu tun haben. So bekam Pichler Biofleisch aus Geretsried einen Preis für das Vorhaben, ganzjährig "Bio-Regio-Wiesnhendl" zu züchten und zu vermarkten. Und das Volkssängerzelt Schützenlisl von Lorenz und Christine Stiftl wurde ausgezeichnet, weil es auf der Oidn Wiesn mit 90 Prozent bayerischen Bio-Produkten arbeitet. Dadurch würden neue Vermarktungswege für Bio-Produkte eröffnet und die Zusammenarbeit entlang der Wertschöpfungskette verstärkt. "Uns war es wichtig, ein Zeichen zu setzen", so das Wirte-Paar, "wie durch kreative Kooperationen und die Nutzung lokaler Bio-Ressourcen sowohl ökologische als auch ökonomische Vorteile erzielt werden können".

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