Reisen, Caravan, Wassersport:Alles, was Besucher der Freizeitmesse Free wissen müssen

Lesezeit: 6 min

Lospaddeln können die Besucher im SUP-Pool, aufgeblasen sind die Bretter bereits. (Foto: Holger Rauner)

Auf der Münchner Schau bekommt man Rat beim Wohnmobil-Ausbau, beim Fahrradkauf und bei der Urlaubsplanung. Diesmal gibt es aber auch Geheimtipps, für die Erholungssuchende gar nicht weit verreisen müssen.

Von Michael Zirnstein

Wer auf die Reise- und Freizeitmesse Free geht, sollte sich früh überlegen, was er mitnimmt. Also schon fast wie im Urlaub. Für den einen heißt es "Pack die Badehose ein", andere benötigen auf dem Mitmachmarktplatz Sportklamotten und Handtuch, Kletterschuhe, Taucherflaschen und -brille, Fahrradhelm ... Und den Fotoapparat nicht vergessen, nicht nur wegen der folkloristischen Motive, die einige Reiseländerbotschafter an ihren Ständen bieten; sondern auch wegen der neuen Sonderfläche Fotografie, wo Interessierte lernen, wie das perfekte Urlaubsbild gelingt.

Für die weiten Wege durch die acht Messehallen zu den vielen Show-, Präsentations- und Plauder-Bühnen, zu den Aktionsarealen vom Stand-up-Paddel-Pool bis zur neuen Laufrad-Teststrecke und zu den Ständen der 1000 Anbieter aus den Bereichen Reise, Caravan, Wassersport, Fahrrad, Fitness und Outdoor erweist sich ein kleiner Tretroller als hilfreich - wenn man überhaupt durch die Massen der Besucher (160000 kamen 2023) kommt damit. Und mit demselben Ticket können auch noch zwei eigenständige Messen - die Münchner Autotage und die Motorrad-Ausstellung IMOT (16.-18. Februar) - durchmessen werden.

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Auf jeden Fall sollte man sich in Rucksack oder Tasche Platz lassen für Prospekte, Probierpackungen, Einkäufe und Autogramme einiger Prominenter. Klingt nach Schlepperei und Latscherei? Durchaus, aber auf der Endverbrauchermesse Free von Mittwoch bis Sonntag, 14. bis 18. Februar, in Riem kann man gleich die nötige Erholung oder auch sportliche Zerstreuung an Ort und Stelle suchen - oder für später buchen. Und dafür muss niemand um den ganzen Globus jetten, denn das Gute und Schöne und Überraschende liegt doch so nah, verspricht die diesjährige Partnerregion: Oberbayern.

Reisen

Mehr als eine hohle Gasse: der Lindenlaubengang im Dachauer Hofgarten. (Foto: Joerg Lutz/Stadt Dachau)

Was darf's denn sein, bitteschön? "Bhutan - das Land der Glückseligkeit", "Natur und Pho" in Vietnam, doch lieber die Kilimandscharo-Besteigung oder eine Wanderung zu den Berggorillas in Uganda? Andererseits sucht der deutsche Urlauber 2024 laut Trendforschern auf dem sich aufheizenden Planeten eher Abkühlung im Norden, will also "Husky und Polarlichter erleben" ... Die Filme im Urlaubskino auf der Messe Free in Halle A5 und natürlich auch die Reiseagenturen, Kreuzfahrtreedereien und Tourismusbüros in drei Messehallen können einen schon zum Fernreisen verführen. Wer sie aber doch noch in sich spürt, die Flugscham, wer weder Zeit noch Geld oder die Nerven hat, "Mustang, das verbotene Reich" zu erkunden, der kommt auch mit dem öffentlichen Nahverkehr an Traumreiseziele. Zum Beispiel in die Biosphärenregion Berchtesgadener Land, wo "der Mensch im Mittelpunkt" steht.

Die Vertreter der einzelnen Urlaubsregionen machen gerne mit folkloristischen Darbietungen an ihren Ständen auf ihre Kultur aufmerksam. Wie mit diesem japanischen Trommler ... (Foto: Messe München)
... oder mit diesen Tänzerinnen. (Foto: Messe München)

Es ist schon ein Kuriosum, dass die größte Reiseverkaufsschau in Bayern heuer ausgerechnet mit Oberbayern als Partnerregion kooperiert. Denn hier, genau in der Mitte zwischen blauer Donau und Alpengipfeln, befindet sich die Messe Riem ja. Auch die meisten Besucher kommen von hier und dürften denken, die schönsten Ecken ihrer Heimat längst zu kennen - die mit 43,6 Millionen Gästeübernachtungen jährlich und 250 Landschaftsschutzgebieten zu den beliebtesten Reisezielen jährlich in Deutschland zählt. Und dann steckt man doch wieder im Wochenendstau vor dem Tegernsee. Das gilt es zu vermeiden, und dabei soll ein neues offizielles Leitsystem helfen: Auf oberbayern.de/ausflugs-ticker sehen Kurzentschlossene in Echtzeit, welche Routen und Parkplätze schon dicht sind - und wo es auch schön, aber leerer ist.

Ein spezieller Service der 20 oberbayerischen Tourismusregionen sind auch die " Geheimatorte". 157 Ausflugs-Tipps führt die durchaus noch ausbaufähige Internetseite derzeit auf in Sparten wie Kultur, Radeln, Wandern, Wassererlebnis, Genuss. Und alle sind mit Bus und Bahn zu erreichen. Gut, nicht jedes ist wirklich ein "Geheimtipp" - Olympiapark München? Kommt einem schon bekannt vor ... Aber eine Rundwanderung mit Kraftwerk-Denkmal am Ammer-Durchbruch, das Walderlebniszentrum bei Grafrath mit 200 fremdländischen Baumarten, Radeln am Dachauer Oxenweg, wo einst die Hajduken Graurinder-Herden nach Ungarn trieben, die längste Pralinentheke im Haus Hipp bei Pfaffenhofen, Badespaß am Kronthaler Weiher, der Hofgarten des Dachauer Schlosses mit seinem Lindenlaubengang und dem weiten Ausblick, den schon die Wittelsbacher genossen - da soll auch der Einheimische neue Ruheoasen und kleine Abenteuer finden.

Kultur und Genussmittel von hier lassen sich direkt auf der "Eventfläche Bayern" erleben: von "Lüftelmalerei und Alpen-Grafitti" zum Mitmachen über traditionelles Buttern und Wachsstöckl-Gießen bis zum Verkosten von Sisis Veilcheneis, Holledauer Hopfen-Secco und Apfelsaft mit der 4. Rottaler Mostkönigin Laura Roll.

Caravan und Campen

Tommy und Luisa reisen als digitale Nomaden durch Europa. (Foto: T. Haftmann/T. Haftmann)
Ihr Reisemobil überzeugte beim "Van Builder Award" in der Kategorie "privat" durch hochwertige Verarbeitung und Wohnlichkeit. (Foto: T. Haftmann)

Gerade Pärchen träumen von der gemeinsamen Freiheit auf vier Rädern. Tommy und Luisa haben sich den Traum selbst erfüllt, mit den eigenen Händen - aber nach Do-it-yourself sieht ihr Fiat Ducato L5H3, Baujahr 2018, längst nicht mehr aus. Eher wie ein Ferienhäuschen mit hübsch gekacheltem Bad, geschmackvoller Deko, Dachterrasse Kuschelecke mit Panoramafenster und Fußbodenheizung. "Ein richtiges Zuhause", kein Urlaubsmobil, denn seit einem Jahr leben die beiden in ihrem Van "in Vollzeit", reisen durch Europa und berichten als "digitale Nomaden" davon.

Den Bus von Tommy und Luisa kann man am Freitag, 16. Februar, den ganzen Tag lang im neuen "Camp Free" auf der Messe bestaunen. Auch Manuela und Oliver Zimmermann alias Team Vanriding sind stolz darauf, ihr gutes Stück als "Van of the Day" am Sonntag präsentieren zu dürfen. Sie haben viele Ideen für nachhaltigeres Caravaning ausgetüftelt: eine Trockentoilette statt des Chemieklos etwa, oder eine Wasserfilteranlage, um auf Plastikflaschen verzichten zu können, sie verkaufen selbst "Z-Saggerl", die in der Region gefertigten "schönsten Müllbeutel für unterwegs". Sie lieben es, ihr "zweites kleines Zuhause" zu "verschönern, verbessern und individualisieren". Sie lieben jedenfalls ihren "Horst", das ist ein Campingofen, mit dem man grillen, backen und Feuer machen kann.

Der "VaboSport" ist zweckmäßig und doch edel ausgestattet ... (Foto: Vagabond Vans)
... und bietet Platz für romantische Stunden. (Foto: Vagabond Vans)

Was braucht man wirklich, was ist unnötiger Ballast? Baut man lieber selber einen Wagen aus und riskiert Gaslecks, Kurzschlüsse oder gar die Beziehung beim monatelangen Schrauben in der Werkstatt? Oder greift man doch tiefer in die Tasche bei den Traummobilen in drei Messehallen, die schon mal eine Viertelmillion kosten können. Leistet man sich ein Luxusstraßenschiff "für echte Abenteurer" von der Caravan-Manufaktur Vagabond Vans in Bad Tölz? Wie den VaboSport, der den "Van Builder 23"-Preis hat und am Dienstag im Rampenlicht steht: mit Kajütenoptik und Echtholzfurnier, multifunktionaler Treppe, E-Bike-Ladestation und extragroßer Heckgarage für Surfbretter ...

Solche Themen erörtern selbst weitgereiste Caravan-Profis in Talkrunden des "Camp Free": "Wo hört die Vernunft auf, wo fängt der Traum an?" Und dann kann es losgehen mit dem "Slowtravelling", "im Kastenwagen durch Spanien" oder "einfach nach Osten", worauf einige Dia-Vorträge Lust machen wollen.

Aktionsflächen

Zum Schnuppertauchen gibt es ein eigenes Becken, wobei es in den Kursen weniger ums Riechen, als ums Atmen mit den Taucherflaschen geht. (Foto: Markus Brönner/Messe München)

In den Messehallen wähnt sich der Besucher bisweilen in einer üppig ausgestatteten Ferienclub-Anlage. Und das vor allem in der Halle 6, der Welt des Wassersports: Im Stand-up-Paddle-Pool können sich SUP-Anfänger mehrmals täglich zeigen lassen, wie sie sich später in die Paddler-Schlange auf den Seen einreihen können, und Fortgeschrittene erfahren, wie sie den Trödlern enteilen. Auch SUP-Fitness, SUP-Yoga und Wing-Handling kann man ausprobieren. Nebenan testet man in einer der kanadischen Wildnis nachempfundene Flusslandschaft Kanus und Kajaks mit "fast authentischem Wassersporterlebnis". In einem weiteren Bassin kann man dann im Rummel abtauchen; mitgebrachte Lungenautomaten werden kostenlos geprüft.

Die Animation auf der neuen Fitnessbühne übernimmt die aus dem TV - zum Beispiel "Telegym" - bekannte Bewegungs- und Mental-Trainerin Johanna Fellner mit diversen Einheiten täglich; die Jonglierschule München zeigt, wie man in "maximal sieben Minuten" lernt, drei Bälle durch die Luft zu kreiseln.

Was auf zwei Rädern alles möglich ist, zeigen Profis in ihren Shows. (Foto: Messe München)

Es gibt wieder einen vom Alpenverein betreuten Kletterturm und so viele Fahrrad-Parcours wie noch nie: Jeweils ihren eigenen Einsatzgebieten gemäß können von zahlreichen Händlern angebotene Neuheiten an City-, E- und Lastenrädern an Ort und Stelle probegefahren werden, aber auch Mountainbikes, Kinderräder und auf einer neuen Strecke sogar Laufräder für die allerkleinsten Gäste. Zwischendurch werden einzelne Flächen geräumt für BMX-Shows von Olympia-Team-Mitgliedern und Fahrsicherheits- und Technik-Lektionen.

Bühnen-Programm

Eine Reise ist eine Schau, aber auch Shows über Reisen können schön sein, und natürlich informativ. Reise-Blogger und Extrem-Reisende, die sich stellvertretend für die Daheimgebliebenen von einem Abenteuer ins nächste stürzen, sind längst Stars. Und viele von ihnen sind auf der Showbühne des Bayerischen Rundfunks zu erleben: Zum Beispiel die "Segeljungs" Tim Hund und Vincent Goymann, die fünf Jahre lang um die Welt segelten und 50000 Follower auf Instagram teilhaben ließen, wie man einen Schiffsmotor zerlegt und mit Robben taucht. Oder Rebecca Maria Salentin, die mit dem Fahrrad den Iron Curtain Trail entlang des einstigen eisernen Vorhangs durch 20 Länder von der Barentssee bis zum Schwarzen Meer radelte. Oder die "Bergfreundinnen" Kaddi, Toni und Cathi, die wie in ihrem beliebten Podcast von den schönsten Pass-Straßen der Vogesen und den wildesten Trails im Schwarzwald erzählen. Die einst aus der DDR emigrierte Biologin Carmen Rohrbach wiederum studierte Meerechsen auf den Galapagos Inseln, reiste 1000 Kilometer mit einem Kamel durch Jemen und lebte ein Jahr lang bei mongolischen Nomaden - eines ihrer jüngsten Bücher allerdings handelt vom Ammersee.

Auch auf den Podien geht es eben nicht nur auf Kreuzfahrt in die Antarktis, mit dem Bobfahrer Christoph Hafner zu Olympia nach Peking, mit dem Langstreckengeher Christian Meurisch zu Fuß von München nach Tibet, mit der Organisation Sea Shepherd zu "aktivem Artenschutz" in der Ostsee oder mit einer Sondervorführung der "European Outdoor Filmtour" zu den spektakulärsten Freiluftsport-Abenteuern in aller Welt (am Samstag nach Messeschluss, 18.30 Uhr). Auch hier besinnt man sich auf die Heimat: Etwa wenn der Gstanzlsänger Ritsch Ermeier loslegt. Und nie passte es besser als heuer, dass zahlreiche Schauspieler wie Nui Nguyen, Sybille Waury oder Sophie Reiml aus dem fiktiven bayerischen Ort Lanzing zu Gast sind, getreu dem BR-Serien-Hit: "Dahoam is dahoam".

Free, Mittwoch-Sonntag, 14.-18. Februar, 10-18 Uhr, Messe München Riem, Eingang Ost

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