Benefizveranstaltung im Kreativquartier:Mit Musik ein Baby retten

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Jelena Kuljić, Ensemblemitglied der Münchner Kammerspiele. (Foto: Sigrid Reinichs)

Die Kammerspiele-Schauspielerin Jelena Kuljić und andere Künstler sammeln Spenden, der Autor Raúl Aguayo-Krauthausen diskutiert über Inklusion und der Archivar Joachim Friedl erklärt die Sütterlin-Schrift - unsere Münchnerinnen und Münchner der Woche.

Von Sabine Buchwald und Martina Scherf

Leben retten

Musik für einen guten Zweck: Um das Leben eines Babys in der Türkei zu retten, haben sich Münchner Künstlerinnen und Künstler zu einem spontanen Benefizkonzert zusammengefunden. Die Schauspielerin Jelena Kuljić ist Ensemblemitglied der Münchner Kammerspiele, aber auch Performerin und ausgebildete Jazzsängerin. Zusammen mit BashBouzouki's alias Asmir Sabic Chaspa, der die traditionelle Bouzouki mit Elektronik zu einem intensiven Klangteppich verwebt, tritt sie am Freitag, 12. April, im Kreativquartier auf. Mit dabei sind auch: der Musiker und Autor Angela Aux alias Florian Kreier, der elektronische Musik für Theater und Film komponiert (etwa für "Tatort" oder den Kinofilm "Mein Sohn"), die Tänzerin und Choreografin Ceren Oran zusammen mit der Harfenistin Melis Çom, der Musiker Sezgin Inceel und das Ringstreet Trio. Als DJs treten auf: Süperfly, Afrodermitis und Seducation.

Sie alle engagieren sich, um dem kleinen Kuzey in der Türkei zu helfen. Das Baby, das im Februar geboren worden ist, leidet an einer spinalen Muskelatrophie und kann nur überleben, wenn es so schnell wie möglich eine Gentherapie erhält, die nur im Ausland möglich ist. Freunde und Kollegen der Eltern haben in der Türkei bereits ein Drittel der notwendigen Summe, rund zwei Millionen US-Dollar aufgebracht. Kuzeys Tante Melisa Kaya, künstlerische Referentin an den Münchner Kammerspielen, hofft, dass der restliche Betrag durch internationale Hilfe zusammenkommt.

Das Konzert in der Halle 6, Dachauer Straße 112d, beginnt um 20 Uhr. Karten und Spendenmöglichkeit unter kurzelinks.de/tnmk.

Lob einheimsen

Unternehmerin und Podcasterin Inga Bergen. (Foto: Jonas Friedrich)

Inga Bergen, Beraterin und Unternehmerin, wird für ihr "herausragendes Engagement" zur Digitalisierung im Gesundheitswesen mit dem "ForNet-Award ausgezeichnet. Verliehen wird die Auszeichnung vom Center for Digital Public Services der TU München und der Juris GmbH. Bergen überzeugte die Jury mit ihrer Art, wie sie die Chancen der Digitalisierung durch Veröffentlichungen und Vorträge sowie durch ihre Präsenz in den sozialen Medien vermittle, insbesondere in ihrem Podcast "Visionäre der Gesundheit". Den Preis, eine Skulptur des Passauer Künstlers Josef Nistler, erhält sie am 18. April.

Leute aufrütteln

Inklusions-Aktivist und Autor Raúl Aguayo-Krauthausen. (Foto: Anna Spindelndreier)

Raúl Aguayo-Krauthausen ist Autor und Aktivist, Blogger und Podcast-Host, außerdem Telefonseelsorger, studierter Kommunikationswirt - und er ist Rollstuhl-Fahrer, weil seine Füße ihn nicht tragen. Raúl Aguayo-Krauthausen, geboren 1980 im peruanischen Lima, hat Osteogenesis imperfecta, Glasknochenkrankheit genannt. Seit Langem schon setzt er sich für Inklusion ein und bringt Menschen mit und ohne körperliche Einschränkungen zueinander. Für sein soziales Engagement wurde er unter anderem mit dem Bundesverdienstkreuz und dem Grimme-Online-Award ausgezeichnet. 2023 erschien sein Sachbuch "Wer Inklusion will, findet einen Weg. Wer sie nicht will, findet Ausreden" im Rowohlt Verlag. In diesem Buch wird Raúl Aguayo-Krauthausen grundsätzlich und stellt unbequeme Fragen zur Inklusion in Deutschland. Er fordert die Leserinnen und Leser auf, sich mit den eigenen diskriminierenden Gedanken und ihrem womöglich daraus folgenden Verhalten auseinanderzusetzen. "Inklusion ist ein gesellschaftlicher Prozess, der uns alle etwas angeht und den wir alle gemeinsam gestalten", so der Autor, der in Berlin lebt.

Am Mittwoch, 10. April, kommt er nach München. Bei der Veranstaltung in der Stadtbibliothek im HP8 (Saal X) wird er aus seinem Buch lesen und sich mit Oswald Utz, dem ehrenamtlichen Behindertenbeauftragten der Stadt unterhalten, der ebenfalls auf den Rollstuhl angewiesen ist. Helmut Obst von der Stiftung Pfennigparade moderiert den Abend. Beginn ist um 19 Uhr, der Eintritt ist frei. Karten gibt es über München Ticket. Lesung und Gespräch werden in Gebärdensprache übertragen.

Liebe spüren

Jugendbuch-Autorin Yasmin Shakarami. (Foto: Michelle Franka)

Die Münchner Autorin Yasmin Shakarami hat den Delia-Literaturpreis 2024 gewonnen. Ihr Debütroman "Tokioregen" wurde von der Vereinigung deutschsprachiger Liebesromanautorinnen und -autoren in der Sparte Junge Liebe ausgezeichnet. Während des Erdbebens 2011 erlebte die Münchnerin, die nach dem Abitur eine Zeit lang in Japan lebte, hautnah mit, was mit einer hoch organisierten Millionenstadt wie Tokio passiert, wenn sie plötzlich ins Chaos stürzt. In dem Buch verarbeitet die Literaturstipendiatin der Stadt München ihre Erfahrungen aus jener Zeit, erzählt von einer großen Liebe, Verlust und der Suche nach sich selbst.

Lesen lernen

Archivar und Sütterlin-Experte Joachim Friedl. (Foto: Stadtarchiv München/oh)

Ludwig Sütterlin konnte seinerzeit nicht ahnen, dass es einmal auf saubere Handschrift nicht mehr ankommen würde. Als er 1911 die nach ihm benannte Schreibschrift für das preußische Schulministerium entwickelte, wurden Nachrichten noch nicht per Mail verschickt und auch noch keine Formulare am Computer ausgefüllt. Wollen wir unsere Vorfahren verstehen, ihre Briefe oder Dokumente lesen, haben wir Mühe, die schnörkeligen Buchstaben zu entziffern. "Es ist wie bei einer Fremdsprache", sagt der Historiker Joachim Friedl vom Münchner Stadtarchiv. Das Lesen werde flüssiger, je mehr man sich durchbeiße. Friedl, 44, seit drei Jahren Archivar der Stadt, gibt immer wieder Kurse für Leute, die etwa Opas Liebesbriefe entziffern wollen. "Der Bedarf ist groß", sagt er. Tatsächlich interessierten sich vor allem private Familienforscher für die Schrift. An zwei Abenden, jeweils dienstags, 16. und 23. April, von 18.30 bis 20 Uhr führt Friedl in die Grundlagen von Sütterlin ein. Anmeldung über das Stadtarchiv, der Kurs kostet 18 Euro.

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