Promi-Tipps für München und Bayern:Die Woche von Maximilian Höcherl

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Open-Air-Kino, Poetry-Slam, Kirchenkonzert: Maximilian Höcherl ist vielseitig interessiert. (Foto: Christoph Bombart)

Der Sänger und Komponist freut sich in der Woche vom 10. bis zum 16. Juli auf viel Live-Musik, ungestüme Wortakrobatik und eine inspirierende Ausstellung im Literaturhaus. Ein Gastbeitrag.

Er singt und komponiert, Jazz wie Pop. Und er ist Leiter des Jazzchores und Dozent für Jazzgesang an der Hochschule für Musik und Theater München. Eines der schönsten Komplimente, die Maximilian Höcherl je bekommen hat, dürfte das gewesen sein: 2019 zeichnete ihn das Bayerische Kultusministerium als "Gesamtkunstwerk" aus. Vielseitig interessiert ist der Münchner auch privat, was man an seinen Tipps für die Woche erkennen kann.

Montag: Eis im Schatten

Regenerieren: Der Eisbach im Englischen Garten ist im Sommer meist eine gute Idee. (Foto: Peter Kneffel/dpa)

Das Los des freischaffenden Musikers ist, dass er immer dann arbeitet, wenn andere Menschen feiern oder sich vergnügen. Und da sich hierzulande nun mal gerne Freitag und Samstag vergnügt wird, fällt mein Wochenende auf Sonntag und Montag, wobei ich in letzteren mit reinstem Gewissen tief hineinschlummere. Irgendwann vertreibt mich die sommerliche Hitze aus meinem Refugium, aber mit viel Speiseeis und einem Schattenplatz in Eisbachnähe werde ich den Tag überstehen und ihn am Abend zur logischen Conclusio führen: die Salsa Band der Musikhochschule München bringt bei kubanisch anmutenden Temperaturen die passende Musik in den Saal X Gasteig HP8 (Beginn 20 Uhr).

Dienstag: Weltstars von morgen

Erst haben wir über die hartnäckige Kälte geklagt und jetzt ist uns der Sommer zu heiß. Hoffentlich hat ein abendliches Gewitter unsere Gemüter und überhaupt die ganze Stadt wieder etwas abgekühlt. Ich jedenfalls werde mich erst Abends wieder auf die Straße trauen, wenn die Sonne etwas nachgelassen hat. Unterschlupf finde ich in einem Gemäuer, das schon so mancher Weltstar von innen gesehen hat: dem Jazzclub Unterfahrt. Dort spielt die Big Band der Hochschule für Musik und Theater München. Dem aufmerksamen Leser ist nicht entgangen, dass dies schon die zweite Veranstaltung dieser Institution ist. Ich bin und bleibe meiner Alma Mater nun mal weiter verbunden - auch wenn diesmal kein bekannter Weltstar die Unterfahrt betritt. Vielleicht aber dafür der eine oder andere Weltstar von morgen, schließlich sind auch zwei Preisträger des Kurt Maas Jazz Awards zu hören.

Mittwoch: Zündende Ideen

"Why are you creative?", fragt der Produzent und Sammler Hermann Vaske in seiner aktuellen Ausstellung im Literaturhaus. (Foto: Esra Gülmen)

Nach so viel Musik und Weltruhm ist mir nach etwas Bodenständigerem, schließlich muss Kulturgenuss ja nicht immer laut sein. So führt mich mein Weg direkt nach der Arbeit zum Odeonsplatz. "Why are you creative?", fragt mich dort im Literaturhaus die aktuelle Ausstellung von Hermann Vaske. Ausstellungsende ist schon um 18 Uhr, also nicht zu lange arbeiten! Finden Sie meine Karte an der gelben Wand? Im Anschluss verbinde ich das Angenehme mit dem Kulinarischen, denn man muss praktischerweise nur einmal umfallen, um in der Brasserie Oskar Maria zu landen. Bei einem kühlen Hellen und einem ordentlichen Burger gesellen sich zu den kreativen auch noch die Magensäfte.

Donnerstag: Wortakrobatik

Ausstellung - und Burger - werden hoffentlich ihr Übriges getan haben, um mich vollends mit meiner Kreativität in Kontakt zu bringen. Aber sollte es immer noch nicht gereicht haben, werde ich am Donnerstag noch eine Schippe drauflegen. Am Abend versammeln sich im Münchner Volkstheater nämlich die jungen Kreativen der Generation U20 zum Poetry Slam. Dort lasse ich mir für ein, zwei Stunden von ungestümer Wortakrobatik mein Gehirn durchkneten, um am Ende hoffentlich inspiriert aus dem Abend hervorzugehen.

Freitag: Gesang der Flusskrebse

Daisy Edgar-Jones in der Literaturverfilmung "Der Gesang der Flusskrebse". (Foto: Sony Pictures)

Den Freitagabend nutze ich, um ein wenig runterzukommen. Vielleicht lasse ich mich zum Open-Air-Kinobesuch im Westpark hinreißen, um dem Gesang der Flusskrebse zu lauschen, aber vermutlich werde ich eher selbst noch ein bisschen singen und mich auf den morgigen Tag vorbereiten.

Samstag: Bach meets Jazz

Das Projekt "Barock in blue" bringt Motetten von Johann Sebastian Bach, Jazz und Chor zusammen. (Foto: Thomas Radlwimmer)

Auch diesen Samstag habe ich am Altar der Selbständigkeit geopfert. Aber in diesem Projekt steckt ohnehin schon sehr viel von meinem Herzblut. Unter dem Titel "Barock in blue" durfte ich zusammen mit Maruan Sakas sechs Motetten von Johann Sebastian Bach für Jazz Quintett und gemischten großen Chor neu arrangieren. Während des Schaffensprozesses kamen Maruan und ich regelmäßig an den Punkt, an dem Bachs Genie uns wahlweise zum Lachen und Kopfschütteln oder zur Verzweiflung darüber getrieben hat, wie um Himmels Willen man diese großartige Musik verarbeiten könnte, ohne sie komplett zu zerstören. Aber wenn Sie mich fragen, ist das Experiment geglückt - der Farbenreichtum des Jazz rückt die bekannten Werke in ein neues Licht und zeigt ganz andere Seiten in Bachs Musik ( 20 Uhr, St. Matthäus, Sendlinger-Tor-Platz).

Sonntag: Alte Musik neu entdecken

Musikgenuss in der Theatinerkirche (hier bei der "Langen Nacht der Musik" 2019). (Foto: Stephan Rumpf)

Auch am Sonntag treibt es mich noch einmal in die Kirche, wenn auch vielleicht nicht aus dem Grund, den sie vermuten. Egal, wie Sie's mit der Religion halten, eins sollten sie mal gesehen haben: Immer sonntags um 10.30 Uhr singt die Vokalkapelle der Theatinerkirche die älteste Musik, die man in unseren Kreisen finden kann. Dem meditativen Charakter der gregorianischen Choräle kann man sich nur schwer entziehen. Und wer auf die Predigt verzichten möchte, kann sich ja weit hinten positionieren und direkt nach dem Introitus wieder das Feld räumen. Ich jedenfalls wage den Exodus aus der großen Stadt und fahre in die Heimat zur Geburtstagsfeier meines Vaters.

Maximilian Höcherl ist Sänger, Texter und Komponist in den Genres Jazz und Pop . Der "Multistilistische Stimmexperimentator mit Charisma" (Süddeutsche Zeitung ) steht mit zahlreichen Ensembles und in vielfältigen Stilistiken von Swing bis Achtzigerjahre-Pop auf der Bühne. Er ist Leiter des Jazzchores und Dozent für Jazzgesang an der Hochschule für Musik und Theater München. Außerhalb der Hochschule veranstaltet er Workshops und Seminare zu den Themen Lampenfieber, Jazz und Songwriting. Höcherl ist derzeit auf dem EMT Pathway bei Anne-Marie Speed und strebt dort seinen Abschluss als Estill Master Trainer an.​ ​2019 zeichnete ihn das Bayerische Kultusministerium als "Gesamtkunstwerk" aus und verlieh ihm ein sechsmonatiges Stipendium als Artist in residence an der "Cité internationale des arts" in Paris. Seine dort entstandenen Kompositionen für Jazzquartett und Streichquartett ("When all is said and done") wurden online veröffentlicht.

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